Teil 5
Q
KITT hatte seine Passagiere, so nah wie möglich
an das flache Gebäude heran gefahren.
Doch das letzte Stück mussten diese nun selbst zurück legen.
Vor ihnen lag offenes Gelände, auf dem immer
wieder ein Reiter zu sehen war, der die Gegend mit Argusaugen absuchte.
Wenn er mit seinem Poncho und Sombrero, auch
aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen schien, so sagte das Funkgerät an
seiner Hüfte doch was anderes aus.
Als KITTs Scanner ihn abtasteten, wurde ein dünnes Kabel und der Knopf in seinem Ohr sichtbar.
„Er hat ebenfalls ein Mikrofon an seiner sonderbaren Kleidung angebracht. Und laut meinen Sensoren ist er nicht der einzige. Auf jeder Seite der Gebäude sind weitere Männer postiert, die ähnlich ausgerüstet sind.“
Angel starrte zuerst dem Reiter hinter her, der
um eine Ecke verschwand, um dann seinen Blick über das Gelände zur anderen
Seite schweifen zu lassen.
„In welchen zeitlichen Abständen kommt er hier
vorbei?“ fragte Angel ohne seine Frage direkt an KITT gerichtet zu haben.
Er merkte gar nicht, wie selbstverständlich er
damit rechnete, dass ihm der Wagen darauf eine Antwort gab. Doch er hatte das
Gefühl, dass genau dies eine von KITTs üblichen Aufgaben war. Und so bekam er
auch wie erwartet kurz darauf schon eine Antwort.
„Wir haben also knapp 2 ½ Minuten Zeit, um dort
rein zu kommen. Ich würde sagen, wir warten seine nächste Runde ab, und beeilen
uns dann unbemerkt zu dem seitlichen Eingang zu gelangen.“
Angel deutete auf einen im Dunklen liegenden
Bereich, der wahrscheinlich von den Bediensteten benützt wurde.
Schweigend warteten sie auf das wiederholte
Auftauchen der Patrouille, die auf den Punkt genau um die Hausecke bog.
Kaum das sie ihnen den Rücken kehrte, öffneten sich KITTs Türen
leise und die Personen machten sich auf den Weg.
Lautlos schlichen die vier Gestalten durch die
Korridore. Ein paar mal mussten sie in Deckung gehen, um dem vorbeigehenden
Personal aus dem Weg zu gehen.
Angels gutes Gehör
war hierbei sehr hilfreich.
Sie gelangten immer weiter ins Innere des
Gebäudes, dorthin wo der große Saal, nach Angels
Erinnerung, sich befinden musste.
Denn dieses Haus war eine genaue Nachbildung
des einstigen Landsitzes DuSants.
Angel kannte es in und auswendig, da er oft zu
Gast gewesen war.
DuSant war für
seinen Geschmack viel zu überheblich. Reichtum, Macht und das Altbewehrte,
hatten ihm schon immer viel bedeutet.
Aber genau dieses Wissen über ihn könnte nun
sein Verderben bedeuten.
Angel hob seinen Arm, und bedeutete den anderen
hinter ihm stehen zu bleiben.
Aus dem finsteren Schatten eines Torbogens
schaute er in den riesigen Saal, in dem Michael gerade um sein letztes Selbst
kämpfte und verlor.
Mit typischem Vampirgesicht schaute er vom
Boden auf und fixierte Bonnie mit den Augen eines Jägers.
Erst jetzt fielen Angel die beiden Frauen auf.
Er verfluchte sich im Stillen, nicht an die Möglichkeit gedacht zu haben, dass DuSant sich über ihn informierte, und somit die einzige
Schwachstelle zu finden, die er nun skrupellos als Druckmittel einsetzte.
Dazu eigneten sie sich, vorzüglich als
„Einführungsdrink“.
Angels Gesicht
verzog sich schmerzhaft. Etwas was er sich nur erlaubte, wenn es niemand sehen
konnte.
„DuSant hat Cordi und Mrs. Barstow. Wir können also nicht wie geplant
einfach hinein stürmen.“ Raunte er in das Dunkel hinter sich.
Ein Stöhnen, und ein wütendendes „Was“ war zu hören.
„Damit war zu rechnen.“ Kam es fast
gleichgültig aus der Finsternis neben ihm.
Angel hatte nicht gemerkt wie Gor auf der
anderen Seite des Bogens Stellung genommen hatte.
„Und warum hast du uns nicht darauf
hingewiesen, wenn du es schon vorher gewusst hattest?“ kam es gezischelt von
hinten.
Angel drehte sich ebenfalls wie Gor, was er
zumindest vermutete, zu Gunn um.
Dies bestätigte sich zugleich, als Gors tiefe Stimme diesem erwiderte:
„Es war nicht meine Aufgabe dies zu tun. Ihre
jedoch, ist es hier zu sein.“
Angels Verblüffung
wuchs, mit jeden von Gors
Worten.
„Das meinst du doch nicht wirklich?“
Er erhielt keine Antwort.
„Dies war also alles schon zuvor bestimmt? Sind
wir denn alle nur Schachfiguren in irgend „Jemandes“ Spiel? Ist jede
Entscheidung, jeder Schritt, den wir machen, schon vorgegeben?“
Angel erwartete keine Antwort. Er schüttelte
nur frustriert und verärgert seinen Kopf.
Es war jetzt wichtiger eine Lösung zu finden,
um Cordi und Bonnie aus den Händen des Grafen zu
bekommen.
KITT stand als einziger Unbeteiligter im
dichten Gestrüpp des Unterholzes.
Er hasste diese Perioden der Untätigkeit. Und
seine Sorge um Michael machte ihn noch rastloser.
Am liebsten wäre er den anderen gefolgt, doch
als Auto war ihm das versagt.
In diesem Moment wünschte er sich mehr denn je
menschlich zu sein.
Doch wenn er nicht persönlich hinein konnte, so
war es ihm vielleicht möglich auf anderer Art über die Geschehnisse informiert
zu werden.
SEC3000 war sicherlich auch mit einem
Kameranetz im Haus ausgestattet, in das er sich einzuklingen gedachte.
Wenige Sekunden später hatte er Zugriff zu den,
im Haus verteilten digitalen Kameras.
Die verschiedenen Räume nacheinander
durchgehend, schaltete er, mit Angels Ankunft beim
großen Saal und Michaels Verwandlung, in das gesuchte Bild.
Wenn er Michael auch nicht orten konnte,
genauso wenig wie DuSant und Angel, so sprach das
Bild, welches er über die Kamera herein bekam, doch Bände.
Angel hatte es nicht mehr rechtzeitig
geschafft.
Michael hatte sich endgültig in einen Vampir
verwandelt.
Doch nun hatte sich ein weiteres Problem
ergeben.
Auf dem Bild war Bonnie zusammen mit Miss Chase zusehen, die in der Gewalt des Grafen waren.
Was sollte er nur tun? Michael hätte sicherlich
eine Antwort darauf gehabt.
KITT war nicht auf selbstständiges Handeln
programmiert, doch seine erste Priorität bestand darin menschliches Leben zu
schützen, wobei sein Beschützerinstinkt für Bonnie diese Priorität bei weitem
noch überstieg. Und wenn er schon nicht dazu im Stande war Michael zu retten,
so doch wenigstens Bonnie.
KITT analysierte die Gegebenheiten, verglich
sie auf die Ähnlichkeit mit vergleichbaren Situationen der Vergangenheit, fand
aber keine Übereinstimmung. Dies war einfach ein ganz neuer Fall.
Was hätte Michael nur getan?
Er wäre kopflos hinein gestürzt. Gab sich
KITT selbst die Antwort.
Wovon er ihn, versucht hätte abzuraten.
Bonnie und Miss Chase waren derzeitig nicht in
unmittelbarer Gefahr.
Es gefiel ihm wohl nicht, wie der Vampir, der einmal Michael gewesen war, um Bonnie herum schlich, und sie gierig betrachtete. Aber es schien, dass er noch ein Spielchen mit ihr treiben wollte.
Andererseits konnte er Wnydam-Price
und den jungen Schwarzen, den er nur unter den Namen Gunn kannte, sich zu einer
taktischen Stellung postieren sehen.
Er errechnete, dass mit zwei weiteren Punkten,
die Angel und dieser Dämon namens Gor, hätten einnehmen müssen, einen guten
Angriffpunkt auf die vor ihnen befindliche Gruppe hatten.
So entschloss er sich die widersprechenden
Prozesse in seinen Schaltkreisen zu ignorieren, und stattdessen ruhig die
Geschehnisse zu beobachten.
Minuten waren vergangen, und es war immer noch nichts
geschehen.
KITT fragte sich, was Angel mit seiner Taktik
des Wartens bezweckte. Er sah darin keine Logik. Wenn überhaupt, so war jetzt
der richtige Zeitpunkt zum Handeln.
Denn der Vampir, der nun Michael beherrschte
schien nun genug des Spielens zu haben und beugte sich über Bonnie, die wehrlos
in seiner Umarmung stand.
KITT hatte sehr schnell bemerkt, dass Michael
schon jetzt über den Zauber verfügte, sein Opfer in seinen Bann zu ziehen.
Nun befand sich Bonnie in unmittelbarer Gefahr,
und wenn er auch nicht mehr eine große Chance hatte ihr zu helfen, so würde er
es trotzdem versuchen.
Sein Motor sprang an, der Gang rastete ein, und
schon schoss er aus dem Gestrüpp heraus. Äste, Zweige, Blätter und Waldboden
hinter sich aufwirbelnd, raste er mit halsbrecherischem Tempo auf das Haus vor
ihm zu.
Der Reiter hinter ihm riss sein Pferd noch
herum, als KITT aus dem Wald schoss, doch bevor dieser sein Pferd ganz gewendet
hatte, durchbrach er mit seiner Schnauze schon die Wand des Hauses und fuhr
gezielt zur Mitte des Gebäudes, einen zusätzlichen Gang durch Zimmer und
Korridore ziehend.
Q
Bonnie fühlte sich von Michaels Blick gefangen.
Zuerst hatte sie außer Angst nichts empfunden,
als er auf sie zugekommen war.
Doch dieses Gesicht hatte seine eigene Faszination.
Gebannt schaute sie in die merkwürdig hellblau
leuchtenden Augen.
Sie wusste nicht, dass dies eine Seltenheit
unter Vampiren war. Aber um so mächtiger waren sie
dafür.
Der Vampir setzte seine Macht ihr gegenüber
skrupellos ein. Sie hatte keine Chance dagegen anzukommen.
Sie nahm immer weniger ihrer Umgebung war, sah
daher nicht, wie der Graf zufrieden zu sah, oder wie
Cordelia versuchte mit Rufen auf sich aufmerksam zu machen.
Sie hörte nicht das schallende Klatschen, mit
dem Cordelia zur Ruhe gebracht wurde, als diese sie anfing anzuschreien.
All ihre Aufmerksamkeit galt Michael, der nun
hochaufragend vor ihr stand, und nach ihrem Haar griff, um es über ihre
Schulter zurück zu streifen, und somit ihren schlanken Hals bloß legte.
Als seine Fingerknöchel dabei an beiden Seiten
ihres Halses entlang streiften, überlief sie ein Zittern.
Mit einer Hand ihre linke Schulter haltend,
strich er mit der anderen über die Stelle, unter der ihre Halsschlagader
pochte.
Sie konnte deutlich spüren, wie ihr Blut unter
seinen Fingern hindurch floss.
Seine Pupillen zogen sich zusammen, und wurden
wieder größer.
Er legte seinen Kopf schief und betrachtete sie
mit einem faszinierten Blick, so als würde er sie zum ersten Mal sehen.
„Wunderschöner Engel.“ Hörte sie ihn flüstern.
„Ich will dich zu meiner Gefährtin machen.“
Bonnie fühlte eine Welle der Enttäuschung über
sie hinweg schwappen, als Michael kurz den Kontakt zu ihren Augen unterbrach,
und über sie hinweg sah.
Sie merkte, dass seine Wirkung auf sie
nachließ, und einen Moment kehrte die Angst wieder in sie zurück.
Sie machte einen hastigen Schritt rückwärts und
prallte in den hinter ihr stehenden Gabriel, der sie sofort an den Oberarmen
fasste.
„Aber, aber Täubchen. Wohin denn so eilig?“
Durch Gabriels Worte wurde Michael wieder auf
sie aufmerksam.
Die zwei Schritte, die sie in Gabriels Arme
gebracht hatten, hatte er mit einem einzigen seiner großen Schritte wieder wett gemacht.
„Das frage ich mich auch, Bonnie. Sehe ich da
etwa Angst in deinen Augen? Angst vor mir?“
Vor Bonnies Augen veränderten sich Michaels
Gesichtszüge, und verwandelten dieses in das ihr so bekannte und geliebte
Gesicht.
Empfindungen, die sie bisher immer erfolgreich
verdrängt hatte, drangen nun aus ihrem Ort der Verbannung hervor, und drängten
zur Oberfläche.
Was geschah nur mit ihr? Sie konnte keinen
klaren Gedanken mehr fassen.
Sie hatte nur noch Augen für Michael, der sie
mit seinen Augen fesselte.
Wie lange wünschte sie sich schon, so von ihm
angeschaut zu werden?
Begehrt zu werden. Wie oft hatte sie sich in
ihrer Weiblichkeit verletzt gefühlt, weil er, in ihr nie mehr sah, als nur eine
Arbeitskollegin. An manchen Tagen hatte sie dies fast um den Verstand gebracht.
Doch nun waren die vielen Stunden der
Einsamkeit vergessen. Allein das überwältigende Gefühl, dass Michael nun in ihr
weckte, zählte.
Dass der Mann, nicht der war, der er einst
einmal gewesen war, den sie in all den Jahren schätzen und lieben gelernt
hatte, drang nicht zu ihr Bewusstsein hindurch.
Als er seinen Kopf zu ihr nieder beugte und
sein Mund ihrem begegnete, schwebte sie im siebten Himmel.
Von ihren Lippen völlig Besitz nehmend,
wanderten seine Hände von ihren Oberarmen zu ihren Schultern, zu ihrem Kopf.
Seine Daumen wanderten sacht über die Stelle, seitlich unter ihrem Kinn.
Als Michael Einlass zu ihrem Mund forderte,
gehörte sie ihm schon ausnahmslos. Er hätte alles mit ihr tun können.
Sein Mund wanderte weiter, hinüber zu ihrem
Hals, und in einem weit entfernten Winkel ihres Bewusstseins, nahm sie eine
Veränderung an ihm wahr.
Seine Muskeln hatten sich unter ihren Händen
angespannt, und etwas scharfes, spitzes strich über
die Stelle ihres Halses, auf der sich sein Mund befand.
Doch sie legte keine Bedeutung in diesen
Gedanken.
Sie war nicht einmal dazu fähig.
Und dann geschah alles auf einmal.
Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie, ausgehend
von der Stelle an ihrem Hals, wo sie von dem Vampir gebissen worden war.
Sie schreckte aus der Betäubung auf, versuchte
verzweifelt aus dem eisernen Griff frei zu kommen.
Doch gegen die Kräfte eines Vampirs hatte sie
keine Chance.
Sie wimmerte aus Angst und Schmerz.
Ein ohrenbetäubendes Krachen, ließ sie zusammen
zucken und den Vampir aufschauen.
Im gleichen Moment wurde sie von ihm
weggestoßen, in die wartenden Arme von Wesley, der sie aber nur aus Reichweite
der kämpfenden Menge brachte.
Völlig durcheinander schaute sie auf das
Durcheinander vor ihr.
Mitten drin stand KITT, mehr weiß als schwarz
von Farbe, Putz und Mörtel.
Ein riesiges Loch prangte hinter ihm in der
Wand.
Sie fasste nach ihrem Hals. Zwei kleine runde
Bissspuren waren zu erfühlen.
Würde sie nun auch zu einem Vampir werden?
Q
Marco hatte nun alle Pferde versorgt, für die
er verantwortlich war, und machte sich gerade auf den Weg zum Küchentrakt, als
ihn Alvarez und seine Männer fast über den Haufen rannten.
Heute schien irgendwas vorzugehen und er war
neugierig genug, um wissen zu wollen was hier vor sich ging.
Da er nicht den gleichen Weg wie die Männer
nehmen durfte, folgte er ihnen über einen der vielen Geheimgänge, die sich
durch das Gebäude zogen.
Er konnte sich denken, wohin Alvarez gestürmt
war. Es musste etwas mit Gabriel und Aarons Frauenbesuch zu tun haben.
Und war nicht davon gemunkelt worden, dass der
Graf mit einem Angriff rechnete?
Marco bog um die nächste Ecke und prallte mit
etwas großem zusammen.
Im nächsten Augenblick wurde er herum gewirbelt
und gegen die Wand gedrückt.
Eine Hand legte sich über seinen Mund.
Im spärlichen Licht, welches hinter dem Fremden
aus der Halle in den Gang fiel, konnte er allein die Umrisse seiner mächtigen
Schultern erkennen.
„Kein Mucks, oder du bist bald in der Lage,
deinen Kopf wie ne Eule zu drehen.“
Knurrte eine tiefe Stimme über ihm.
Langsam legte er seinen Kopf in den Nacken, um
den Fremden ins Gesicht sehen zu können.
Ein finster dreinblickendes Vampirgesicht
schaute auf ihn nieder.
War das etwa der Mann, der von DuMont erwartet wurde?
„Hast du mich verstanden?“
Der Griff an seinem Oberarm verstärkte sich. Er
nickte leicht unter der Hand.
Angel schaute auf den jungen Halbdämon hinab.
Er konnte die Angst des schmächtigen Jungen förmlich riechen.
Er hatte nicht vor ihm was zu tun. Er griff
prinzipiell keine Wehrlosen an. Was dieser harmlose Bursche, auf jeden Fall
nicht war.
Als der Junge unter seiner Hand nickte,
verwandelte er sich zurück und legte seine Hand dann neben dessen Kopf.
„Wer bist du?“ Fragte er ihn nun freundlich.
„Marco, der Stallbursche. Aber ich bin
eigentlich für jede Art von Arbeit hier zuständig die, die anderen nicht machen
wollen.“ Antwortete ihm dieser mit noch immer ängstlich klingender Stimme.
Angel schaute über seine Schulter. Die anderen
müssten nun ihre Plätze eingenommen haben, und Michael schien nun sein Spiel zu
beenden. Es wurde Zeit etwas zu unternehmen.
„Geh.“ Riet er dem Jungen, der sofort wieder in
der Dunkelheit verschwand.
Für einige Sekunden blieb er weiterhin im
Verborgenen.
Stand unschlüssig da, und beobachtete Michael
wie er seine Partnerin zu verführen versuchte. Und er tat dies schon mit
meisterhafter Perfektion.
Angel wusste, dass der Mann der einstmals
Michael gewesen war, nicht mehr exsistierte.
Der Vampir war ein neues Wesen, welches allein
über das Aussehen und die Erinnerung des Vorbesitzers verfügte. Und Vampire
besaßen keine Seele. Sie kannten keine Moral.
Und dieses Exemplar schien ein besonderes zu
sein.
Da Michael ein Ritter des Lichts gewesen war
verkörperte der, aus ihm entstandene Vampir, nun das genaue Gegenteil. Einen
Ritter der Finsternis.
Ein komisch gekleideter Cowboy rannte zu DuSant und raunte ihm etwas zu.
Michael schaute kurz von seinem erwählten Opfer
auf, und sie trat einen Schritt zurück.
Angel konnte sich schon vorstellen, was ihm der
Caballero erzählte.
Sie mussten ihre Anwesenheit bemerkt haben. Er
verzog sein Gesicht.
Michael richtete seine Aufmerksamkeit wieder Bonnie
zu, und riss sie mit einem gezielt eingesetzten Kuss seinerseits in seinen
Bann.
Er musste nun handeln. Er hatte keine Zeit mehr
zu verlieren.
Er stürzte aus seinem Versteck auf die kleine
Gruppe zu, die sich etwa 20 Meter entfernt von ihm in der Mitte der riesigen
rechteckigen Halle befand.
Von drei weiteren Zugängen sah er, Wes, Gunn
und Gor es ihm gleichtun.
Knapp neben ihm krachte und rumste es, als würde sich etwas riesiges
durch das Gebäude bohren.
Als sich das rätselhafte etwas mit einem ohrenbetäubenden
Knall aus dem dicken Beton der inneren Mauer sprengte, musste Angel sich mit
einem Hechtsprung in Sicherheit bringen.
Nur um Haaresbreite verfehlte ihn KITT, und
stand dann mit leer laufenden Motor neben ihn.
„Kitt, was machst du denn hier?“ Angel war total
perplex. Spinnte denn dieser Wagen?
Er schaute hinter sich, denn neu entstandenen
Gang entlang, wo sich mehrere Personen nun mit langen Gesichtern in den
Abständen, der von KITT durchbrochenen Gänge und Korridore versammelten.
„Ich, ich weiß auch nicht. Bitte helfen sie
Bonnie. Bitte.“ Flehte der schwarze Wagen ihn an.
Angel wusste gar nich, wie schnell er auf
seinen Beinen war, Bonnie von Michael wegriss um sie in Wes Arme zu schubsen.
Michael fand das überhaupt nicht nett von dem
anderen Vampir und griff ihn zähnefletschend an.
Er würde sich Bonnie wieder holen. Sein Mal
hatte er ihr ja schon beigefügt. Sie würde ihm ewig gehören. Und dieser Vampir
brauchte erst gar nicht denken sie zu bekommen.
Mit voller Wucht in den anderen hinein rennend,
fand er sich wenig später auf dem Boden wieder.
Angel saß über ihn und hatte einen Pflock in
seiner Hand.
„NEIN.“
Er drehte sich zu den Rufern um.
Bonnie stand an KITT gelehnt an der Wand hinter
ihm. Auch KITT hatte gegen sein Handeln aufbegehrt.
„Tu es nicht Angel. Du kannst ihm noch helfen,
oder?“ Bonnie schaute mit einem flehenden Blick zu ihm rüber.
Angel drehte den Pflock in seiner Hand mit
einer einzigen fließenden Bewegung und versetzte Michael mit der runden
Rückseite einen Schlag an die Schläfe.
„Kitt, schnell. Wir brauchen einen Ort, wo wir
ihn in Verwahrsam nehmen können, bis ich DuSant
erledigt habe.“
KITT begriff sofort und machte einen Satz nach
vorn, direkt neben Angel, der den halbbewusstlosen auf die Beine und dann auf
seinen Beifahrersitz zog.
Seine Türen verriegelnd setzte er wieder zurück
neben Bonnie, die sich an seiner Seite wieder nieder ließ.
Michael kam langsam wieder zu Bewusstsein und
versuchte aus dem Fahrzeug wieder auszusteigen. Nichts fruchtete.
Als er jedoch zu den Tasten zwischen den Sitzen
griff, um einen gewissen Code einzugeben, reagierte KITT sofort, und setzte in
seiner Fahrerkabine ein Betäubungsgas frei.
Die Hand auf der Tastatur sackte nach unten und
blieb darauf liegen. Ebenso wie der Kopf auf seiner Brust. Das Gas war schnell
und wirksam.
KITT widerstrebte es immens sich gegen seine 2.
Priorität zu widersetzen. Er hatte sich über seine Programmierung gesetzt.
Unter normalen Umständen wäre es im nie gestattet gewesen, gegen Michaels Willen
zu handeln.
Doch dies, waren keine normalen Umstände.
Nachdem sich Angel davon vergewissert hatte,
dass KITT den Vampir unter Kontrolle hatte, wandte er sich der kämpfenden
Gruppe zu.
Gor und Gunn kämpften mit Aaron und Gabriel,
während sich Wesley und Cordelia mit zwei weiteren hinzu gekommenen Männern
abgaben.
Als noch mehr Männer in die Halle strömten,
kamen Gors Fähigkeiten erst zur Geltung.
Mit spielerischer Leichtigkeit schaffte er es
Aaron in Schach zu halten, sowie die in Wesleys und Cordelias Rücken fallen
wollende Angreifer außer Gefecht zu setzen.
Ob er jetzt das teure Mobiliar als
Wurfgeschosse benütze, oder mit seinen langen Armen, den ihm zu nah gekommenen
Kerl packend, Angel war froh den Krieger-Dämon auf seiner Seite zu haben.
Doch wo war DuSant
abgeblieben? In dem ganzen Chaos konnte er ihn nicht finden. Er musste sich
abgesetzt haben.
Sich auf die Suche machend, rannte er aus dem
Haus und schaute sich auf dem Vorhof um.
„Er ist bei den Ställen und sattelt sein
Pferd.“
Angel wirbelte zu der Stimme herum. Um einen
der Hausecken spickenden, verdeckt von etlichen in voller Blüte stehenden
Kletterpflanzen, stehendem Marco zu sehen.
„Danke.“
Als er los spurten wollte, flitze Marco zu ihm
rüber.
„Du wirst ihn zu Fuß nicht einholen können. Nur
ein Pferd kann es mit Ischmani aufnehmen.“
Marco lief voraus und stieß einen schrillen
Pfiff aus.
Ein lautes Wiehern antwortete ihm.
„Kira, gehörte
einstmals DuMont. Als er aber merkte dass sie zur
Seite des Lichts gehört, wollte er sie töten lassen. Ich habe sie laufen
lassen, doch sie blieb seltsamerweise immer in meiner Nähe.“
Das Pferd wovon Marco sprach, war ein riesiges
weißes Tier, dessen weiße Mähne und Schweif im Licht des Mondes silbern
schimmerte.
Sein ganzes Fell schien in dem Licht zu
glitzern.
Angel überlegte nicht lang und griff nach dem
ebenfalls, mit Silber beschlagenen, Zaumzeug.
Kaum im Sattel setzte sich Kira
schon in Bewegung, und fiel in Galopp.
Sie schienen über den Waldboden zu fliegen. Die
Hufe berührten kaum den Boden.
Angel hatte schon viele Pferde geritten, doch
keines glich diesem Tier.
Es schien Flügel zu besitzen. Und so hatten sie
DuSant auch wenig später eingeholt.
Dieser hatte bemerkt, dass er seinen Verfolger
nicht abschütteln konnte, und hatte sein Pferd gewendet.
„Isch häde diesen Tunichgut von einem
Stallburschen, schon vor Monaten rauschschmeißen
sollen. Aber esch isch
schon schwer Perschonal für meinen Betrieb su bekommen. Marco wird nosch für
sein Ungehorscham besalen.
Und dann auch nosch diesches
Vieh. Isch habe schon vermutet, dasch
esch sich hier immer nosch
herum treibd. Isch häde esch erledigen sollen, als
ich die Gelegenheit dasu hatte.“
Angel hörte seinem ehemaligen Freund
gelangweilt zu, bis dieser, mit seiner Schimpftirade fertig war.
„Ich glaube kaum, dass du dich noch an dem
kleinen Kerl vergehen werden kannst. Dafür werde ich sorgen.“ Erwiderte ihm
Angel.
Er musste vorsichtig sein.
DuSant war in den
letzten Sekunden näher gekommen, und die beiden Pferde berührten sich fast mit
ihren mächtigen Schultern.
DuSants
rabenschwarzer Hengst schielte mit mordlustigen Augen zu der weißen Stute.
Glühende rote Augen und ein schaumtriefendes
Maul, begegneten diamantglitzernden Augen und weit geblähten Nüstern.
Angel war nicht darauf vorbereit, als DuSant seinem Pferd mit einem für Leihen nicht erkennbaren
Zeichen, Angel angreifen ließ.
Doch in dem Moment als der mächtige Schädel
nach seinem Schenkel schnappen wollte, drehte sich Kira
und versetzte ihrem dunklen Artgenossen einen kräftigen Schlag mit ihren
hinteren Hufen.
Doch bei dem überraschenden Manöver flog Angel
über ihren Hals und landete auf dem weichen, moosübersäten Waldboden.
Als er sich aufrappelte, sah er, dass sich DuSant ebenfalls vom Boden erhob, und die beiden Pferde in
einem ernsthaften Kampf verwickelt waren.
Doch ihm blieb nicht viel Zeit, da stürzte sich
DuSant schon auf ihn.
Woher dieser auf einmal einen Degen
hergezaubert hatte, war Angel ein Rätsel.
Sich einen robust aussehenden Ast vom Boden
aufhebend, musste er sich beeilen, diesen auch sofort für seine Verteidigung
einsetzen zu können.
Der Degen sauste durch die Luft und traf das
Holz.
Sofort setzte der Graf zum nächsten Schlag an,
und Angel parierte ihn, indem er seinen Stock einmal drehte und die Stichwaffe
nach oben wegstieß.
Nach etlichen Hieben und Stichen merkte Angel,
dass Du Sant ihm in Ausdauer und Geschicklichkeit
überlegen war. Allein seiner Reaktionsschnelligkeit hatte er es zu verdanken,
dass des Grafens Waffe, den Weg zu seinem Herzen noch
nicht gefunden hatte.
Von seinem Mantel hingen schon etliche Fetzen
herab, unter denen er ebenso viele Schnittwunden brennen spürte. Sie waren für
ihn nicht lebensbedrohlich, sorgten aber dafür, dass er von Minute zu Minute an
Konzentration verlor.
„Hattest du gedacht, mit Michael Knight einen
neuen Schüler zu bekommen, den du wie mich einstmals, zu einer Geisel der
Menschheit ausbilden konntest?“
Fragte er zwischen zwei Hieben.
Vielleicht gelang es ihm DuSant
abzulenken. Und wenn das nicht gelang, musste er ihn verärgern. Ein verärgerter
Kämpfer, verlor einiges an seinem Geschick. Das wusste er aus eigener
Erfahrung.
„Isch habe dasch nisch nur gedacht. Esch isch mir auch gelungen. Du und deine Freunde könnd ihn nich mehr retten. Und diesches
Automobil wird ihm folgen. Sobald seine Gefährtin erwacht isch.“
Ein hinterhältiges Grinsen glitt über sein
Gesicht.
Angel wusste nicht genau, wie DuSant das meinte, aber er verstand aus seinen Worten, dass
dieser beabsichtigte Bonnie und KITT ebenfalls für seine dunklen Machenschaften
zu bekehren.
„Du wirst die beiden nicht bekommen. Kitt ist
eine reine Seele.“
Aus irgendeinem Grund schreckte DuSant bei Angels Worten
zusammen.
KITT schien der Schlüssel in seiner Hand zu
sein. Etwas ging von dem Wagen aus, das stärker als das Böse DuSants war.
„Ist es Kitts reine Seele, vor der du zurück
schreckst? Seine Reinheit, seine Unschuld? Ach das ist. Während die Menschen,
egal wie gut sie sind, auch über eine dunkle Seite verfügen, ist Kitt völlig
rein. Er ist bis tief in sein Innerstes so hell wie die Sonne. Sag, bist du in
dem Moment geflohen, wo er die Halle mit seiner Helligkeit ausgefüllt hat?“
„Sei still. Dasch sin nur Spekulationen.“
Nun hatte Angel etwas gegen ihn in der Hand.
Ein zufriedenes Lächeln glitt über sein Gesicht.
„Nun dann wirst du Michael Knight niemals
bekommen. Er ist in Kitts Fahrerkabine so sicher wie in Mutters Schoß.“
DuSant brüllte auf,
und wollte sich auf Angel stürzen. Doch dieser hatte mit dieser Reaktion schon
gerechnet. Er hatte sie förmlich heraus gefordert.
Nun schlug er den Degen, welcher direkt auf
sein Herz gerichtet war, geschickt nach unten und packte DuSants
rechtes Handgelenk.
Mit einer gekonnten Drehung entwand er diesem
die Waffe und brachte ihn gleichzeitig aus dem Gleichgewicht.
Der Länge nach landete der Graf auf dem Boden.
Als er sich Angel jedoch wutentbrannt wieder zuwenden wollte, schwebte die
Spitze seines eigenen Degens über seinem Brustkorb.
Angel stand unbewegten Gesichts über ihm und
fixierte seine Augen.
„Du kansch esch ja dosch nisch,
Anschel.“ Ein selbstherrliches Lächeln strahlte Angel
von unten entgegen.
Am liebsten hätte er es sofort von DuSants Lippen hinweg gefegt. Hätte es ihm mit seinen eigenem, kostbaren Eigentum genommen.
Ein einziger kurzer Stich und sein Problem wäre
behoben worden.
Seins, wie auch das Michael Knights.
„Du weißt gar nichts, Jacques. Auch wenn ich
mich heute für die Menschen einsetze, und sie gegen solche Kreaturen wie dich
schütze - “
Angel wurde von dem höhnischen Gelächter des
Grafen unterbrochen.
„Kreatüren wie misch.
Dasch isch nisch lasche. Du bisch dosch selber eine diescher Kreatüren.“
„Vielleicht. Doch nicht das Äußere zählt,
sondere das Innere. Im Gegensatz zu dir, habe ich eine Seele. Ein Dämon ist
nicht gleich Dämon.“
Angel dachte dabei an Doyle, der sein Leben für
andere gegeben hatte. Und auch an den kleinen Marco, der ihm geholfen hatte.
Es widerstrebte ihm, DuSant
den Todesstoß nun zu geben.
Im Kampf wäre es kein Problem gewesen. Nun lag
dieser aber hilflos unter der Klinge.
Einmal mehr verfluchte Angel seine Seele, mit
der er auch seine Skrupellosigkeit verloren und stattdessen Ehrgefühl gewonnen
hatte.
DuSant hatte recht. Er konnte es nicht. Es war ein Pat aus dem Angel
keine Möglichkeit sah heraus zu kommen.
Angel wollte gerade die Klinge zurück nehmen,
als DuSants Augen sich mit Schrecken weiteten. Im
nächsten sackte er nach hinten. Und noch bevor er gänzlich den Boden berühren
konnte, verwandelte er sich in Staub.
Ungläubig schaute Angel zuerst auf den
speerähnlichen Knochen der an der Stelle, wo zuvor DuSants
Herz gewesen war, hervor ragte. Dann wirbelte er zu Gor herum, der nur wenige
Zentimeter hinter ihm stand.
„Wer hat dir gesagt, dass du dich einmischen
sollst?“ Fauchte er den viel größeren Krieger-Dämon an.
Dieser packte allein nach seiner Knochenlanze
und steckte sie wieder an ihren vorherigen Platz, wo sie mit einem leisen
Knacken in der Elle seines Unterarmes arretierte.
„Hättest du ihn fertig gemacht? Nein. Du
brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Es war so nicht vorgesehen. Du warst
nicht dazu bestimmt.“ Antwortete ihm Gor ruhigen Tones.
Er schaute sich kurz um, dann wandte er sich
wieder Angel zu.
Dieser stand sprachlos vor ihm.
„War das etwa genauso vorgesehen, wie Cordi und Miss Barstow gefangen wurden?“
Angel machte einen Schritt auf Gor zu. Zorn
brannte in seinen Augen.
„Du kannst nichts dagegen unternehmen, Bruder.
Es ist dein Schicksal.“
In Angel wurde das Bedürfnis immer größer,
diesem „Schicksal“ eines reinzuhauen.
Da dies aber nicht verfügbar war, griff er
stattdessen nach den ledernen Umschlägen von Gors Mantel.
Dieser schaute jedoch unbeeindruckt über ihn
hinweg.
Er wollte gerade zum Schlag ausholen, als er
hinter sich einen Mordsradau durch den Wald zu ihm tönen hörte.
Zwischen den krachenden und berstenden Ästen,
konnte er Gunns und Wesleys Stimmen hören, die noch von der viel höheren und
schrillen Stimme Cordelias übertönt wurde.
Angel zuckte unter dem Klang zusammen und kniff
seine Augen zusammen.
Verdammt. Die hatten ihm gerade noch gefehlt.
Hätten sie sich nicht einen späteren Zeitpunkt
wählen können, um ihn zu suchen?
„Deine Freunde suchen dich wohl?“ Es war keine
Frage.
Das Krachen wurde lauter, ebenso die Stimmen.
Als es gleich darauf in seiner unmittelbaren
Nähe zu enden schien, drehte er sich danach um.
Zwischen den Bäumen glimmte das rote Licht von
KITTs Scanner, neben dem, rechts und links im Unterholz sich gerade Cordelia,
Gunn und Wesley materialisierten.
Angel konnte allein ihre Umrisse ausmachen.
Denn während er im hellen Scheinwerferlicht
stand, befanden sich seine Freunde im Schatten der Bäume.
Wäre der silbrige Schein des Vollmondes nicht
gewesen, man hätte sie nicht gesehen.
„Angel?“ hallte ihm Cordelias fragende Stimme entgegen.
Sie selbst folgte sogleich, um dann fragend zu
ihm aufzuschauen.
„Was ist passiert? Wo ist DuSant?“
Als Angel sich darauf umdrehte, um Cordelia auf
Gor aufmerksam zu machen, war dieser verschwunden.
Hatte sich wie DuSant
in Luft aufgelöst. Allein mit dem Unterschied, dass dieser an einem anderen
Ort, zu einer anderen Zeit verschwunden war.
„Er ist erledigt. Es ist vorbei.“
Jetzt erst fielen ihm Michael und Bonnie wieder
ein.
Er schob Cordelia sanft zur Seite, um zu dem
schwarzen Gefährt zu eilen.
Er fasste nach dem Türgriff, der sich sofort
entriegelte.
Zwei schlafende Personen befanden sich darin.
Und es waren keine Vampire und es würden auch
keine mehr daraus entstehen.
Angel atmete erleichtert auf. Er hatte es
geschafft. Wieder einmal gegen das Böse gesiegt.
Langsam öffnete Michael seine Augen.
Ein herrliches Bild bot sich ihm, nachdem er
diese endlich nach etlichen Sekunden zu einem scharfen Bild eingestellt hatte.
Das große torbogenartige Fenster war in ein
tiefes Rot getaucht.
Die Sonne hatte ihren tiefsten Stand erreicht,
und drohte jede Sekunde von der Erde verschluckt zu werden.
„Ein wunderschönes Bild nicht wahr? Es ist
alles was ich mir genehmigen kann. Du jedoch wirst morgen, wenn sie wieder
aufgeht, in ihr helles strahlendes Licht treten können.“
Sehnsucht lag in der Stimme des Mannes.
Michael erkannte in ihm Angel. Den Vampir, der
ihn gerettet hatte.
Es kam ihm wohl wie Jahre her, seid er ihn das
letzte mal getroffen hatte, aber er wusste genauso
über die Geschehnisse der letzten beiden Tage Bescheid.
Wie er vor KITT geflohen war, um DuMont aufzusuchen.
Wie ein Gefangener in seinem eigenen Körper hatte er miterleben dürfen, wie er mehr und mehr zu dem wurde was er so sehr verabscheute.
Es hatte auch etwas an sich. Um
so weniger er sich dagegen widersetzt hatte, um so einfacher wurde es
für ihn und es hatte ihm dann sogar gefallen.
Bei dem Gedanken, wie er mit Bonnie umgegangen
war, konnte er noch jetzt seine Erregung spüren, den Nachgeschmack ihres Blutes
auf seinen Lippen.
Doch gleichzeitig ekelte er sich vor sich
selbst.
Was hatte er nur getan?
Wäre Angel nicht rechtzeitig gekommen, er hätte
sie zu einer dieser Kreaturen gemacht.
„Bonnie?“
Michael versuchte sich aufzurichten, wurde aber
von Angel zurück gehalten.
„Es geht ihr gut. Sie erholt sich viel
schneller, als du, und müsste morgen wieder die alte sein. Du jedoch solltest
noch eine Weile das Bett hüten, damit sich dein Körper wieder erholen und
normalisieren kann.“
Michael stöhnte auf. Wie lange sollte er denn
noch untätig herum liegen?
Er wollte hinaus.
In den Tagen seiner Umnachtung hatten die, von
ihm sonst gesuchten Bösewichter, genug Zeit gehabt ihr
Unwesen zu treiben.
Am liebsten würde er sofort in KITT einsteigen
und auf Verbrecherjagt gehen.
Bei den Gedanken an KITT hob er automatisch
seine Hand. Doch es befand sich keine Uhr an seinem Handgelenk.
Natürlich. Er hatte sie ja abgenommen, um KITT
damit Irre zu führen.
In dem Moment flog die Türe auf und Cordelia
stürzte herein.
Hinter ihr hasteten Wesley und Gunn ebenfalls
ins Zimmer, wobei sie Cordelia nicht aus den Augen ließen.
Erst jetzt bemerkte Michael den abgespannten
Ausdruck in Cordelias Gesicht.
Was gar nicht mit dem Überschwang wie sie auf
Angel zu stürzte zusammen zu passen schien.
„Ich hatte wieder eine Vision, Angel. Ein
kleines Mädchen wird von einem hässlichen, dreiäugigen Dämon angegriffen. Ganz
in der Nähe des Caritas. Wir sollten uns sputen.“
„Nicht wir. Du bleibst hier, und behältst mir
noch ein wachsames Auge auf unseren Möchtegern-Vampir. Er könnte noch unter den
einen oder anderen Nachwirkungen der Rückwandlung leiden. Und solange Ms.
Barstow noch nicht auf der Höhe ist, musst du das übernehmen.“
Angel wollte nicht zu viele Leute in die Sache
einweihen. Und da Dr. Albert mit einer Sommergrippe selbst im Bett lag, hatte
er sich dazu entschlossen, sich so lange noch um die beiden zu kümmern.
War er auch indirekt mit Schuld an den
Umständen.
„Mach ich doch gern.“ Cordelia grinste breit
über ihr Gesicht.
Michael sah auch im geschwächten Zustand noch
umwerfend aus. Und was war schöner, als sich um einen hilfsbedürftigen Mann zu
kümmern?
Angel drehte sich zu den beiden Männern, die
noch immer wartend an der Türe standen.
„Gehen wir.“
Er trat auf die Türe zu, doch bevor er diese
öffnen konnte, wurde diese von außen geöffnet.
Bonnie stand in ihrem Morgenmantel davor.
Mit mordlustigen Augen schaute diese an Angel
vorbei zu Cordelia, die Michael gerade ein Glas Wasser an die Lippen hielt.
„So schwach ist der Schuft nun auch wieder
nicht, Cordelia.“ Presste sie zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen
hindurch.
Sie wusste nicht auf wen sie mehr wütend war.
Auf Michael, Cordelia oder auf sich selbst.
Sie merkte gar nicht, wie Angel einen Satz von
ihr weg gemacht hatte, und vorsichtig in einem weiten Bogen um sie herum, den
beiden anderen nach draußen gefolgt war.
Genauso wenig hörte sie das unterdrückte Lachen
der drei.
„Bonnie du gehörst doch noch ins Bett.“ Meinte
Cordelia lächelnd zu ihr.
„Ich fühl mich gut genug, um mich um Michael zu
kümmern.“
Bonnie schlenderte näher zum Bett.
Michael saß, bzw. lag zwischen den beiden
Fronten und schaute amüsiert bei dem Konkurrenzkampf zu.
Das konnte zur Abwechslung noch recht
interessant werden.
Er grinste vor sich hin und lehnte sich
entspannt in die Kissen zurück.
Er war wieder der alte.
Dies erkannte auch Bonnie und entzog ihm das
Kopfkissen, was er gleich darauf auf sich nieder sausen sah.
„Ich glaube ich werde hier doch nicht
gebraucht. Und schau lieber nach einem dankbareren Patienten.“
Damit rauschte Bonnie aus dem Zimmer um
hinunter in die Garagen zu eilen.
Das sie ihren
Morgenmantel statt dem üblichen Overall anhatte merkte sie gar nicht.
Ein paar Straßen weiter eilten Angel, Wesley
und Gunn ihrem nächsten Abenteuer entgegen.