„Ihr kennt Euch?“ Ertönte es von zwei Seiten. Aus drei Mündern.

Gunn hatte sich vom Boden aufgerappelt. Wesley an seiner Seite, der Gunn auf die Beine geholfen hatte.

Cordelia warf Angel einen missbilligenden Blick zu.

„Hättest du uns, dass nicht früher sagen können? Das hätte uns ne Menge Ärger erspart.“ Schnauzte sie zu dem ruhig dastehenden Angel hinauf.

„Ich hatte nicht gewusst, dass Gor sich hier herum treibt. Zum anderen, solltet ihr keine Prügelei anfangen. Wir sind hier nicht in den dunklen Gassen L.A.s.“

Angel schaute Gunn scharfen Blickes an.

„ICH hab nicht angefangen.“ Erwiderte der trotzig.

„Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kenn dich zu gut. Aber lassen wir das.“

Angel wandte sich wieder Gor zu.

„Ich vermute, du bist aus dem selben Grund hier, wie wir?“

„Mehr oder weniger. Aber wir sollten, das nicht hier besprechen.“

Gors Augen wanderten im Raum umher.

„Hier sind mir zu viele Augen und Ohren.“

„OK. Verschwinden wir von hier. Gor, du könntest mit mir fahren. Mrs. Barstow-“

Angel drehte sich zu Bonnie herum, die sich unauffällig zu ihnen gesellt hatte.

„Könnten sie KITT bitte durchsagen, dass er mich wieder am Tunneleingang, außerhalb des Wasserreservoirs abholen könnte?“

 Bonnie nickte zustimmend und hob ihre linke Hand zum Mund.

Doch bevor sie ihren Comlink aktivieren konnte, piepste dieser.

„Was ist Kitt?“

Stirnrunzelnd starrte sie auf das Display der modifizierten Damenuhr.

„Es tut mir so leid, Bonnie.“ Klang es schuldbewusst aus der Uhr.

„Was tut dir leid?“ Bonnie verstand nicht, was KITT meinte.

„Michael ist mir entkommen.“

„Wie bitte?“

Bonnies Stimme hallte durch den Raum.

„Nun, ich bin auf einen Wagen gestoßen, den ich glaubte schon zuvor gesehen zu haben. Als ich mich ihm näherte, flüchtete er vor mir. Ich kann dir nicht mit 100%iger Bestätigung garantieren, dass er es war, doch mit Michaels Worten: Ich könnte dir schören, dass er es war.“

„Kitt-“

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.

„Wir können Geschehenes, nicht rückgängig machen. Versuchen wir zu retten, was noch zu retten ist. Aber hier erreichen wir nichts mehr. Kitt?“

Angel schaute auf Bonnies Armbanduhr.

„Ja?“

„Hol mich wieder am Eingang zur Kanalisation ab. Dort wo du mich auch abgesetzt hattest.“

„Verstanden.“ Bestätigte KITT.

Angel richtete daraufhin sein Wort wieder an sein Team.

„Wir treffen uns im Hotel. Fahrt schon mal vor.“

Damit drehte er sich um, und verschwand mit Gor im Schlepptau, wieder in der Luke.

Einen Augenblick schauten sich alle irritiert an.

Ok, Leute. Machen wir, dass wir von hier verschwinden.“

Gunn ließ als erster den obskuren Ort hinter sich, um dann auf direktestem Weg seinen Pick-Up anzusteuern.

 

* * * * *

 

„Angel, könnt ich mal mit dir sprechen?“

Cordelia fasste sofort nach Angels Ärmel, als dieser, mit seinem Gast, durch die großen Glastüren herein gekommen war. Sie nahm ihn zur Seite.

Gor schaute sich zwischenzeitlich in der imposanten Halle um. Diskretionsvoll hörte er weg.

Er konnte sich sehr gut vorstellen, was sie ihn fragen wollte.

„Und nun möchte ich wissen, wer oder was- das ist? Können wir ihm überhaupt vertrauen? Vor nicht mal 2 Stunden, hat er versucht Gunn die Kehle aufzuschlitzen. Und du scheinst jetzt auch noch mit ihm befreundet zu sein?“

Mit jedem Wort, wurde Cordelias Stimme lauter und spitzer.

Als sie über Angels Schulter, hinüber zu Gor schielte, schaute dieser gerade demonstrativ an die Decke. Ein schwer deutbares Lächeln auf seinen Lippen.

„Beruhige dich, Cordi. Ich kenne ihn lange genug, um zu wissen, dass er keine Gefahr für uns darstellt. Und um es gleich richtig zu stellen: Er ist nicht mein Freund, aber er ist auch nicht unser Feind.“

Angel verschwieg Cordelia, dass Gor vor langer Zeit einmal sein Feind gewesen war.

Denn ähnlich wie er selbst, kämpfte er meist gegen das Böse, und eliminierte Dämonen, die über ihre Stränge geschlagen hatten, und somit dem „Circle“ ins Auge gefallen waren.

Der „Circle“ selbst war eine Macht zwischen „Himmel und Hölle“, welche sich zur Aufgabe gemacht hatten, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu bewahren.

Als Angelus war er mehr, als nur „ein wenig“, über seine zugedachte Rolle hinaus gewachsen.

Und so hatte er das erste Mal Bekanntschaft mit dem „Ritter des Circles“ gemacht.

„So, du willst ihn also kennen? Ich werde auf jeden Fall ein Auge auf ihn haben.“

Damit drehte sich Cordelia von ihm weg, warf nochmals einen dunklen Blick in Richtung Gor, um sich dann zu Wesley und Gunn zu gesellen, die ebenfalls nur misstrauische Blicke für ihn übrig hatten.

 

Bonnie konnte das alles nicht fassen. Noch immer verdaute sie das Gesehene. Angel als Vampir war schon unglaublich, aber die Wesen die sie heute gesehen hatte, waren für sie unfassbar.

Sie hätte dies alles für einen Traum abgetan, wenn sich nicht eines dieser Wesen noch immer in ihrer unmittelbaren Nähe befunden hätte.

Hinter dem Bildschirm des Laptops hervor lugend, schielte sie zu dem „Ungeheuer“ hinüber.

Im Licht der Hotellobby schimmerte seine Panzerung wie eine bläuliche Rüstung.

Ein weiter Umhang hatte bei seinem Eintreten den Blick darauf verhindert, und als er die Kapuze herunter genommen hatte, war Bonnies Blick an der merkwürdigen „Frisur“ hängen geblieben.

Bis auf einen langen Zopf, der aus einem 5cm dicken Streifen von seinem Oberkopf entsprang, war sein Kopf kahl. Dafür waren mehrere Wülste und Vorsprünge zu erkennen.

Hätte er die Kapuze aufgelassen, hätte er als ein etwas merkwürdig aussehender, übergroßer Mensch durchgehen können. Doch so war er eindeutig ein Dämon.

Als Gors Blick, bei seiner Inspektion der Halle, auf sie fiel konzentrierte sie sich abrupt wieder auf den Inhalt auf ihrem Laptop.

Michael war noch immer verschwunden, und die Zeit lief langsam für sie ab.

Würde DuSant Michael als erster in seine Hände bekommen, wäre er für sie verloren.

Und nach Angels Erklärung gab es für Michael dann nur noch eine Lösung.

Den Pflock.

Verräterische Tränen sammelten sich in ihren Augen.

Das konnte doch nicht das Ende ihrer langjährigen Zusammenarbeit, ihrer Freundschaft sein?

Sie hatten schon so vieles durchgestanden. Sie konnte ihr Leben mit der Foundation nun wahrlich nicht für leicht erklären.

Wie oft war Michael mehr tot, als lebendig von einem seiner Fälle zurück gekommen? Sie konnte es nicht mehr zählen.

Und bei jedem Mal war es für sie schwerer geworden.

Nicht mal ihr Überwechseln in die Forschungslabors von Knight Industries hatte sie von ihm weg gebracht. Ein unsichtbares Band verband sie mit der Foundation, sowie mit Michael.

Doch genau dieses Band schien sich nun Stück für Stück um ihren Hals zu winden und sich zusammen zu ziehen. Das Atmen fiel ihr immer schwerer.

„Bonnie?“

Sie schreckte auf. Cordelia stand neben ihr, und schaute mit besorgter Miene auf sie hinab.

Erst jetzt merkte sie, dass dicke Tränen ihre Wangen hinab rannen.

Sie wischte die verräterischen Tränen mit ihrem Ärmel ab und schniefte kurz.

„Es ist nichts.“ Murmelte sie, der sie fragend anschauenden Cordelia.

„Ich denke mal, dass dieses Nichts den Namen Michael trägt, oder?“ Mitfühlend, legte ihr Cordelia die Hand über die tränennassen Finger.

Wie wenn sie sich erst jetzt an ihre Manieren erinnerte lief sie schnell an einen Schrank, aus dem sie eine riesige Packung mit Kosmetiktüchern heraus holte.

Sie zippte eines daraus hervor und hielt es ihr hin.

„Mach dir keine Sorgen. Angel wird Michael finden. Und ihn natürlich auch retten. Er hat bisher noch jeden Fall gelöst und jeden, seiner Schützlinge erfolgreich zu beschützen gewusst.“

Bonnies Blick fiel auf Angel, der sich mit Gor unterhielt. Ja sie glaubte Cordelia. Wenn es einer schaffte, dann Angel.

Er strahlte eine solche Ruhe und Besonnenheit aus, etwas dass sie sonst nur von Michael in Ernstsituationen kannte.

 

„Wenn solch herunter gekommene Absteigen nicht gerade zu deinen neuen Umgangsformen gehören, vermute ich sehr stark, dass dich DuSant auf den Plan gerufen hat?“

Angel schaute in die fast schwarzen Augen des anderen.

Gor überragte ihn um gut einen Kopf. Trotzdem wirkte Angel, nicht klein in seinem „Schatten“.

Einen Moment betrachtete ihn Gor von oben herab, dann grinste er.

„Du weißt sehr genau, warum ich hier bin. DuSant steht schon einige hundert Jahre auf meiner Liste, und seid du glücklicherweise die Seiten gewechselt hast, ist er nun ganz oben.“

„Das hab ich mir schon gedacht.“

Nachdenklich drehte sich Angel von dem „Circle-Ritter“ weg. Die Mitglieder dieser Vereinigung waren für ihre Beharrlichkeit bekannt, und nachdem er Gor nur durch die Hand des Schicksals und der, der Zigeuner entkommen war, wunderte er sich das sich DuSant noch immer „auf freien Fuß“ befand.

„Vielleicht könnten wir uns zusammen tun? Durch das Orakel habe ich den Auftrag bekommen, einem Mann zu helfen, der von DuSant gebissen wurde.“

Gor nickte kurz.

„Michael Knight. Er trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Genau wie du, ist er von den Schicksalsschwestern zu Höherem auserkoren worden. Er ist dazu erwählt worden, sich gegen das Böse zu behaupten und die Unschuldigen zu beschützen. Er handelt nach dem uralten Codex der Ritter. Der Circle hat mir deshalb auch aufgetragen mit dir und deiner Truppe - “ Gor schaute sich in der Halle um, sein Blick blieb an den Menschen hängen „ – zu kooperieren.“

„Das ist ja alles Recht und gut. Aber wenn wir Mr. Knight oder diesen DuSant nicht bald finden, wird es zu spät sein.“

Wesley war hinter seinem Pult, auf dem sich die dicken, uralten Wälzer über Dämonen stapelten, hervor gekommen.

Er hatte endlich die zu Gor gehörenden Informationen gefunden und wusste nun, dass dieser zu einer Art Spezialtruppe der „Dämonenpolizei“ gehörte.

„Laut meinen letzten Nachforschungen hält sich DuSant auf dem Grundstück seiner Sommerresidenz auf.“

„Auf dem Grundstück? Was soll das heißen? Verläuft du dich etwa in seiner Villa?“

Gunns Frage triefte nur so vor Sarkasmus.

Gor drehte seinen Kopf in Gunns Richtung, um ihm mit unbewegter Miene zu antworten:

„Das Grundstück fasst über mehrere tausend Hektar. Neben dem Hauptgebäude gibt es mehrere kleinere Gebäude. Das Gestüt liegt im Zentrum des hochabgesicherten Privatgrundstücks. Man könnte das Ganze eine kleine Stadt für sich selbst nennen. Sie verfügen sogar über ein eigenes Stromnetz und sind somit unabhängig vom städtischen Netz.“

Offene Münder waren die Reaktion auf seine Erklärung.

Allein Bonnie reagierte nicht auf gleicher Art. Sie schaltete bei dieser neuen Information und gab sie sofort an den Laptop vor ihr weiter, welcher in ständiger Verbindung mit KITT stand.

Noch immer des Comtes Daten in seinem aktuell aktiven Speicher, dauerte es gerade mal eine Nanosekunde, da hatte er auch schon die entsprechenden Angaben über die eigenständige Stadt.

Zeitgleich mit ihm, konnte Bonnie ebenfalls die Daten auf ihrem Laptop einsehen.

Santa Carina war eine Rancho im Westernstil des 17.Jahrhundert, jedoch mit den technischen Finessen des 21. Jahrhunderts.

Cordelia, die noch immer neben Bonnie stand, schaute beeindruckt auf die vielen Aufzählungen der unterschiedlichsten Sicherheitssysteme.

„Wir können da nicht wie üblich hinein spazieren. Das Gelände ist ja 3x so gut geschützt, wie Fort Nocks. Der ist ja mehr, als nur paranoid.“

Bonnie tippte währenddessen wie wild auf der Tastatur.

„Wir haben eine Chance. Das Sicherheitssystem ist wohl die neueste Entwicklung von SECURE TEC, einer der gefragtesten Hersteller solcher Systeme, doch ihre Schwachstelle ist in unserem Fall, ihr interaktiver Computer. Durch seine immense Schnelligkeit von Menschen nicht manipulierbar, dürfte es für Kitt kein Problem sein, ihn zu überlisten.“

„Sie meinen, dass Kitt ihn einfach abschalten kann?“

Bonnie drehte sich mit ihrem Stuhl zu Wesley um, der ihr gerade die Frage gestellt hatte.

Aber nicht nur er stand, fragenden Gesichts, hinter ihr.

Zwischenzeitlich waren auch Angel und Gor auf sie aufmerksam geworden.

„Den SEC 3000 kann man nicht einfach abschalten. Es wäre sofort für das Securityteam offensichtlich. Ich werde in seine Schaltprozesse eingreifen und einfach die entsprechenden Sensoren und Anwendungen deaktivieren und nach ihrer Passage wieder aktivieren.“

Zu KITTs Erklärung durch Bonnies Comlink, war auf dem Laptop zeitgleich eine graphische Verdeutlichung abgelaufen.

Vom Zentrum des Haupttraktes wurde eine Computerzentrale heraus gezoomt, von der ein rot leuchtendes Netz, wie das einer Spinne, über das Gelände auslief.

Bei KITTs Erklärung erloschen und leuchteten vom Rand des Netzes ausgehend nacheinander in einer Linie die Knotenpunkte auf.

„Gut wir haben noch ca. 2h bis Sonnenuntergang. Wie lang beträgt die Fahrtzeit?“

Angels Blick ruhte auf der großen Uhr über dem Torbogen.

„Ich kann die Strecke in nicht mal 2h bewältigen, wenn wir in den SPM nutzen. Relative Ankunftszeit 21.42Uhr.“

„Das sind keine fünf Minuten vor Sonnenuntergang.“ Murmelte Wesley mehr zu sich selbst.

„Dann sollten wir uns beeilen.“

Angel schnappte sich seinen Mantel und wollte sich schon zum Gehen umwenden, als sich vier Stimmen erhoben.

In dem Durcheinander von: Wir kommen mit und ich lasse Kitt nicht allein, klang auch die pessimistische Stimme Gors durch.

„Ich glaube kaum, dass wir das schaffen. Kein Auto ist so schnell um, in nicht mal 2h aus LA heraus zu kommen, und dann nochmals über 100Milen zu schaffen.“

„Du kennst Kitt nicht.“ Antworteten Angel und Bonnie gemeinsam.

Unüberlegt waren alle auf den Ausgang hinter Angel hergestürzt.

„Es können aber höchstens 4 Personen mit ihm fahren.“ Ratlos schaute Bonnie in die Runde, der verschiedenen Gesichter.

Einen Moment schauten sich alle hilflos an.

„Aus logischen Gründen würde ich vorschlagen, dass die Damen zurück bleiben. Zu ihrem eigenen Schutze.“ Wollte KITT die Situation retten, aber Cordelia fuhr im sofort ins Wort.

„Ich bin keine hilflose, schwache Frau. Ich habe schon mit Wesen gekämpft, von denen du nicht mal glauben würdest, dass es sie gibt.“

„Da widerspreche ich ihnen nicht, Madam. Aber Bonnie hat diese Kampferfahrung nicht, über die sie verfügen. Und entspricht es nicht der Höflichkeit, Bonnie Gesellschaft zu leisten, solange die Herren versuchen Michael vor dem Comte zu retten?“

Cordelia stöhnte auf. Dieser Computer war wirklich ein Besserwisser, der es auch noch verstand sie auf höfliche Art und Weise, zurecht zu weisen.

„Ok, ok, ok. Ich gib ja schon nach. Geht, bevor es zu spät ist. Husch verschwindet.“

Während Angel, Gor, Wesley und Gunn in die Garage hinunter zu KITT eilten, setzten sich Cordelia und Bonnie vor den Laptop, um so lange wie möglich, durch die Verbindung zu KITT, den Kontakt zu den anderen zu halten.

 

 

Unaufhaltsam sank die Sonne dem Horizont entgegen. Und während sich landeinwärts ihre Strahlen unheilvoll in den Fenstern, der etlichen Wolkenkratzer spiegelten, färbte sich das Wasser an der Küste Carolinas, blutrot.

Zwei Fahrzeuge steuerten von unterschiedlichen Ausgangspunkten ein gemeinsames Ziel an.

Das eine vom Strand von Santa Monica, das andere aus der City von Los Angeles.

In dem vom Strand kommenden, saß nur ein einzelner Mann.

Jetzt wo die Sonne tief stand, und ihre Strahlen an Kraft verloren hatten, kamen die Lebensgeister in ihn zurück. Doch mit diesen Geistern, war auch dieses eine,  nervtötende ihn übernehmend wollende zurück gekehrt.

Von einem abgelegenen Aussichtspunkt, im Schatten einer alten Zypresse, hatte er wie in Trance die Schaumkronen der Wellen mit seinen Augen verfolgt.

Das beruhigend rhythmische Klatschen, und die Milliarden blinkenden Reflexionen an der Wasseroberfläche, ließen ihn in einen unruhigen Schlaf gleiten.   

Vor seinem inneren Auge, noch immer das blau und weißgemischte Bild des Meeres, vermischte es sich nun mit weiteren Bildern.

Das gelbliche Braun des Sandes, in dem sich die Spuren eines Fahrzeuges eingedrückt hatten.

Er glitt darauf zu, mühelos wie es im Traum üblich war, und kniete sich nieder.

Doch als er danach greifen wollte, veränderte sich wieder sein Blickfeld.

Langsam, fast wie in Zeitlupe schaute er auf, und in Richtung der untergehenden Sonne.

In ihr strahlendes Licht getaucht, kam ihm ein sehr vertrauter Wagen entgegen.

Zuerst kaum in dem gleißenden Licht erkennbar, wurde er im nächsten Moment davon in sein bestes Licht gerückt.

Freudig wollte er dem Fahrzeug entgegen eilen, doch wieder änderte sich das Bild.

Die zuvor in tiefen Blautönen schimmernde Karosserie des Wagens, wurde von dem blutroten Licht der untergehenden Sonne überschwemmt, und von ihr eingesogen.

Er hörte den Motor protestierend aufheulen, um gleich darauf in der geleeartigen Masse stotternd erstickt zu werden.

Er konnte nichts tun. Nur hilflos dastehen und zuschauen wie KITT in der Masse versank. Mit dem letzten Aufheulen des Motors brach eine unheimliche Stille an.

„Das ist nicht länger deine Welt, mein Freund. Komm zu mir.“

Flüsterte eine Stimme neben ihm.

Erschrocken, drehte er sich danach um.

Fast übergangslos verlief sich das Meer in satte, grüne Weiden, die im sanften Licht des Mondes lagen. Die Strahlen der Sonne wurden, wie von einem unsichtbaren Vorhang, zurück gehalten.

Nicht unweit von ihm entfernt stand ein Mann.

Sein schwarzes Cape um seine aristokratische Statur geschlagen.

 Er erinnerte Michael sofort an die alten Mantel und Degen Filme. Oder hatte er, den Graf von Monte Christo persönlich vor sich?

Unter normalen Umständen hätte er über diesen Gedanken gelächelt, doch dieses Mal ging es in der Stimmung und Atmosphäre der Situation unter.

„Wer sind sie?“

Der aus dem französischen Adel zu stammende Mann lächelte nur geheimnisvoll.

„Namen sind wie Schall und Rauch. Doch wenn es dir so viel bedeutet.“

Er machte eine ausholende Geste mit seiner Hand, wobei ihm sein Cape aus seinen Fingern entglitt.

„Welchen würdest du denn bevorzugen? Du Mont? Du Sante? Comte oder Marquis? Wie immer du willst.“

Die Gestalt schwebte langsam näher. Der Umhang wehte in einer nicht wahrnehmbaren Brise.

Er glitt um Michael herum. Einen seltsamen, selbstsicheren Ausdruck in seinem Gesicht.

Michael wurde es langsam zu bunt. So ließ er sich nicht folgenlos behandeln.

Doch nicht mal eine so einfache Bewegung, wie sein Gesicht abzuwenden, gelang ihm. 

Er stand unter einem Bann. Konnte nicht einmal seinen kleinen Finger mehr rühren.

„Wehre dich nicht gegen mich. Es wäre sinnlos. Deine Zeit als Ritter des Lichts, ist nun vorbei. Wende dem Vergangenem deinen Rücken zu, und komm zu mir.“

Der Graf hob seinen Blick und schaute zum Himmel.

„Es wird Zeit. Die Sonne wird bald untergehen. Mach dich auf den Weg.“

Mit diesen Worten wandte ihm der Graf den Rücken zu, und schwebte von dannen.

Um so weiter er sich entfernte, um so mehr verblasste er, bis ihn Michael nicht mehr ausmachen konnte.

Im nächsten Moment wachte er auf, griff wie automatisch nach dem Zündschlüssel.

Nur unbewusst nahm er wahr, wie er genau so handelte, wie es ihm der Graf aufgetragen hatte, und schlug die ihm, in seinem Kopf angegebene Richtung ein.

 

 

So weit schien alles gut zu laufen.

KITT hatte die Hälfte der Strecke nach Santa Carina zurück gelegt, und lag damit gut in der Zeit.

Cordelia blätterte in einer Modezeitschrift.

Nachdem sie zusammen mit Bonnie die erste halbe Stunde auf den Monitor gestarrt hatte, hatte sie daran das Interesse verloren.

Bonnie jedoch ließ den Monitor nicht aus den Augen.

Deshalb erschrak sie um so mehr, als sich das gläserne Eingangsportal öffnete.

Cordelia schaute von ihrer Zeitschrift auf, und ließ sie gleich darauf sinken, als zwei Männer die Treppe herunter kamen.

Hastig sprang sie auf, und eilte ihnen entgegen. Dies könnte ja Kundschaft sein, und Kundschaft bedeutet Geld für ihre Kasse.

Mit einem strahlenden Lächeln blieb sie vor den beiden hochgewachsenen Herren stehen.

Beide waren sie gut gekleidet. Cordelias Blick glitt unauffällig über die dreiteiligen, aus feinem Stoff gearbeiteten, Anzüge, um abzuschätzen zu können, zu welcher Kategorie von Geldgebern sie wohl gehören könnten.

„Ich bin Cordelia Chase von Angel Investigation. Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?“

Der Dunkelhaarige, der beiden schaute auf sie hinab. Sagte aber kein Wort.

Der andere, mit fast weißblonden Haaren und dem Aussehen eines griechischen Gottes, hatte sich im Raum umgesehen, und nickte dann, mit einem Blick zu seinem Partner, in Bonnies Richtung.

„Sie könnten uns mit ihrer Gesellschaft beehren.“

Ein charmantes Lächeln begleitete die Worte des Dunkelhaarigen.

„Entschuldigen sie. Dies ist keine Partnervermittlung, und auch kein Begleitservices. Sie müssen sich im Namen der Einrichtung geirrt haben.“

Während Cordelia den Mann vor sich aufzuklären versuchte, hatte der andere sich gekonnt abgesetzt und wanderte wie zufällig durch den Raum, zielstrebig in Bonnies Richtung.

Cordelia folgte ihm zuerst nur mit den Augen, drehte sich dann aber immer mehr, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

„Entschuldigen sie. Aber der Bereich ist Privat.“

Sie machte einen Schritt nach vorn, wollte dem Blonden daran hindern, Bonnie zu nahe zu kommen, als sie am Arm gepackt und grob zu dem hinter ihr stehenden Mann herum gewirbelt wurde.

Hinter sich hörte sie Bonnie erschrocken aufkreischen, doch der Anblick der sich ihr bot, ließ Bonnie in den Hintergrund treten.

Mit Entsetzen blickte Cordelia in das verzerrte Gesicht eines Vampirs.

„Wie sind sie hier herein gekommen? Wir haben sie nicht herein gebeten.“

Einen Moment starrte sie der Dämon überrascht an. Mit schief gelegten Kopf schaute er sie fragend an.

Warum war sie nicht zu einem dieser kreischenden, kopflosen Weibern geworden? Die sonstige Reaktion seiner Verwandlung. Und wie kam sie darauf, dass er ohne ihre Erlaubnis nicht hätte eintreten können?

„Und, was ist jetzt? Haben sie vor uns zu beißen?“ Cordelias Augen funkelten vor Zorn.

Hätte sie nur eine Möglichkeit aus seinem festen Griff zu entkommen.

Natürlich. Warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Im einem Moment noch ein teuflisches Lächeln aufsetzend, riss sie im nächsten ihr Knie zielbewusst nach oben, und traf ihn wie berechnet in seinem Allerheiligtum.

Seine Augen vor Überraschung noch weiter aufreißend, ging er schmerzverzerrt in die Knie.

Was Cordelia aber nicht erwartet hatte, war dass er nicht einen Augenblick in seinem Griff nachlassen würde. Eher das Gegenteil traf ein.

Seine Finger gruben sich gleichfalls schmerzhaft in ihre Haut.

Heh Aaron. Die Kleine hat’s dir aber ganz schön gegeben.“

Ein nicht sehr kameradschaftliches Grinsen, verzerrte das Gesicht des „Blondies“ ins Unermessliche.

Ein tiefes grollendes Knurren, das aus den Tiefen des Mannes zu kommen schien, ließ den anderen in schallendes Gelächter ausbrechen.

„Komm las uns gehen. Es ist schon spät.“

Aaron richtete sich wieder langsam auf. Cordelia mit sich ziehend.

„Du sagst es Gabriel.“

Dieser war mit Bonnie im Schlepptau nach vorne gekommen und strebte den Ausgang an.

„Ach so, Bruder. Die Furie in deinen Händen, hält uns für Vampire. Was wir aber nicht sind. Deshalb brauchen wir auch nicht ihre Erlaubnis um ihre Wohnstätte zu betreten. Und so primitiv wie dergleichen sind wir auch nicht.“

„Na toll. Dann haben wir es wohl mit, von sich eingenommenem Abschaum zu tun?!“

Cordelia bekam keine Antwort. Zumindest keine wörtliche.

Hinter ihr grollte es und vor ihr brach der andere wieder in schallendes Gelächter aus.

 

* * * * *

 

 Die letzten Strahlen der Sonne waren fast von der Dunkelheit verschluckt, als KITT schlitternd nach einer Kurve zum stehen kam.

Unter ihnen lag das Land Du Monts.

So weit das Auge reichte, verliefen Weiden in sattem Grün.

Große Herden von grasenden Stuten wanderten mit ihren Fohlen über die Ebene, um die letzten zarten Halme dieses Tagens zu suchen.

KITT war sicherheitshalber außerhalb von SECs Überwachungsbereich geblieben.

Von jetzt an war ihm höchste Konzentration abverlangt.

Keine hundert Meter weiter und sie wären entdeckt worden.

 „Was ist los, warum fährt die Karre nicht weiter?“ fragte Gunn in seiner so typischen aufmüpfigen Art.

„Entschuldigen sie bitte. Aber ich bin keine Karre. Ich bin der Knight Industries - “ begann KITT sich entrüstet über die abwertige Bezeichnung zu wehren, als ihm Angel ins Wort fiel.

„Kitt! Wir haben keine Zeit. Die Sonne ist schon fast untergegangen. Wir sollten einen Weg nach dort unten finden. Wie weit ist es eigentlich noch bis zu den Hauptgebäuden? Ich kann hier nur Weideland, bis zum Horizont, erkennen.“

Einen Moment blieb es still.

Für Michael wäre es ein deutliches Zeichen gewesen. Er hätte ihn darauf hingewiesen, dass keine Zeit zum Schmollen war, und das er sein Beleidigsein auf ein andermal verschieben sollte.

Doch Michael war nicht hier.

Stattdessen saßen ein Vampir und ein, was - auch - immer Dämon auf seinen beiden vorderen Sitzen, während sich ein schlaksiger Engländer und ein junger Schwarzer auf seiner Rückbank zusammen gekauert die Köpfe durch die Vordersitze streckten, und sich dabei abwechselnd den Vorrang auf die günstigere Position erstreiteten.

Was für Zustände hatten sich nur in den letzten Tagen eingestellt?

Hätte KITT Augen gehabt, er hätte sie jetzt gerollt.

Angels Blick haftete an der Stelle über dem Lenkrad, wo erst vor einigen Sekunden die drei roten Balken zu KITTs Stimme aufgeleuchtet waren.

Es schien ihm eine Ewigkeit, bis endlich eine Reaktion von dem Wagen zu kommen schien.

Einer der Monitore über Gors Knien erwachte zum Leben, und zeigte eine Karte der Umgebung.

Einer kleiner blauer Punkt zeigte ihren Standort an, und ein großer roter Fleck, den ihres Feindes.

„Beantwortet das ihre Frage?“ ertönte die Stimme des Wagens wieder aus den versteckten Lautsprechern.

 

Wesley bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn die körperlose Stimme erklang.

Trotz der höflichen Ausdrucksweise, schwang eine leichte Note Zynismus darin mit.

Wesley entschloss sich den scheinbar bevorstehenden Streit zu schlichten. Er wollte nicht in oder vor dem Auto stehen, wenn der Wagen sich dazu entschließen sollte, sich seiner Fahrgäste zu entledigen.

Ähm Kitt. Du hattest doch erklärt, dass du das Sicherheitssystem manipulieren könntest? Ist es dir möglich auf das Grundstück zu fahren, oder sind wir von nun an auf uns allein gestellt?“

Die Karte auf dem Monitor wurde von der schon bekannten 3D Darstellung aus Angels Büro ersetzt.

Diese rotierte einige Male um sich selbst, bis der Abschnitt vor der Schnauze des computeranimierten Version KITTs zum stehen kam.

Rote Linien durchzogen das blaue Bild, und eine befand sich laut der Abbildung keinen Meter von ihnen entfernt.

„Wenn das da, eine der Kontaktschleifen ist, scheinst du dich aber sehr verschätzt zu haben.“

Murrte Gunn von seinem Platz hinter Angel.

 

Er hatte so weit wie möglich von Gor Abstand halten wollen. Doch in dem Wagen konnte er sich hinsetzen, wohin er wollte, die Stimme schien ihn immer genau ins Ohr zu treffen.

„Sind sie immer so unhöflich? Ich könnte mich vergessen, und sie aus mir hinaus befördern.“

 

KITT hatte dies eigentlich nur zur Abschreckung gesagt. Die Hinterbank war nicht wie die beiden vorderen Sitze mit einem Schleudersitz ausgestattet. Aber selbst wenn Gunn vorne gesessen wäre, hätte er ihn nicht ohne konkreten Grund damit hinaus befördert.

Seine erste Priorität war es menschliches Leben zu schützen, und es nicht auch noch leichtsinnig zu gefährden.

Doch der junge Engländer neben ihn schien es für seinen Ernst zu halten, und flüsterte seinem Nachbarn wütend zu:

„Mensch Gunn. Pass doch auf was, - und wie du es sagst. Wir sind auf den Wagen angewiesen. Ohne ihn werden wir nicht mal einen Fuß auf Du Monts Privatbesitz machen können.“

KITT „schmunzelte“ in sich hinein, als Gunn nur beleidigten Blickes von Wesley zu seinem Monitor starrte.

Er schwieg jedoch dann, bis er endlich aus ihm aussteigen musste, bzw. konnte.

„Aber um auf die Frage zurück zu kommen – ich kann sie durch die elektronisch überwachte Zone bringen, doch auf dem Gelände auf dem Wachen und Hunde patrouillieren, kann ich sie leider nicht weiter begleiten.“  

„Danke Kitt. Das ist schon eine große Hilfe.“

Angel beobachtete während seiner Worte, wie die letzten Sonnenstrahlen zwischen den Wipfeln der Bäume verschwanden.

„Bist du dann soweit um weiter zu fahren? Die Zeit drängt.“

„Aber selbstverständlich. Wenn sie eine Nanosekunde noch Geduld hätten?“

 KITTs Worte waren kaum verklungen, da hatte sich die rote Linie grün verfärbt, und fast lautlos setzte sich der schwarze Wagen in Bewegung.

Seine Scheinwerfer hatte er schon bei ihrer Ankunft eingeklappt gehabt, und allein das rote Licht seines Scanners hätte seine Anwesenheit in dem dunklen Waldstück verraten können, durch das sich die Straße wand.

 „Noch einer deiner Spielereien?“ fragte Angel, als er den Motor nicht mehr hörte.

KITT hatte gewohnheitsmäßig seinen SILENT MODE eingeschaltet, mit dem, sein Motorengeräusch auf ein Minimum gedämpft wurde.

„Vielleicht könntest du dem verantwortlichen Konstrukteur dazu überreden das in meinen GTX einzubauen?“

„Das können sie selbst machen. Bonnie lässt sich wahrscheinlich ganz gern von ihnen dazu überreden.“

„Bonnie? Sie hat dieses SILENT Dingsbums entwickelt? Wirklich erstaunlich.“

Angel runzelte die Stirn.

Mit den Schatten verschmolzen glitt KITT seinem Ziel stetig näher.

 

Die Hazienda war riesig.

Das Hauptgebäude war im Stil des frühen 18. Jahrhunderts gebaut, und noch heute sah alles wie damals aus.

Mexikanische Gauchos ritten mit ihren stolzen spanischen Vollblütern, an denen dass Silber an Zaumzeug und Sattel nur so im Licht der hellerleuchteten Plaza, im Mittelpunkt der in einem Rechteck aneinander gebauten Flügel des Hauptgebäudes, ein.

Bei Sonnenuntergang kamen sie von ihrer Arbeit auf den Weiden zurück und freuten sich auf den wohlverdienten Feierabend.

Carlos der Vorsteher, sprang von seinem riesigen Rappen herab und überreichte ihn dem eilig herbei geeilten Stallburschen.

Is der Boss schon wach?“ Fragte er den Jungen vor sich, mit seinem, mit spanischdurchsetzten, Englisch.

Marco schaute zu dem großen Mexikaner auf, und nickte leicht.

Er fühlte sich immer unwohl unter dessen Blick.

Diese schwarze Augen schienen dem Teufel persönlich zu gehören.

Der Comte hatte Alvarez bei einer der hiesigen Pferdeversteigerungen kennen gelernt, und in dem, nach Arbeit suchenden Mann, den perfekten Vorsteher für seine Arbeiter gesehen.

Er war genauso ehrgeizig wie der Comte selbst, liebte Pferde, Geld, Macht, Alkohol und Frauen, und was am wichtigsten war: Er war ein Halbblut.

Nicht ein menschliches. Nein er entstammte aus einem alten Geschlecht Mandreas Dämonen.

Besser gesagt sein Vater, der eine menschliche Frau gewaltsam genommen hatte.

Die Mandreas waren eigentlich die dämonische Art von Zigeunern.

Stolz, feurig und immer in Bewegung.

All dies hatte sich in Carlos weitervererbt, und das Blut seiner Mutter ermöglichte es ihm am Tage unter Menschen zu sein, während sich des Nachts, eine Verwandlung mit ihm vollzog.

Marco schauderte, als er nach Luzifers Zügeln fasste, und diesen temperamentvollen Hengst zu den Stallungen hinüber dirigierte.

Ihm waren Pferde tausend mal lieber, selbst dieses launische Tier, dass es liebte nach ihm zu schnappen so oft es ihm gelang, als alle hier befindlichen Menschen und Nichtmenschen.

Der einzige Grund das er hier blieb, war das er selbst zur Hälfte ein Dämon war, der bisher nur von einem Ort zum anderen gescheucht worden war.

Hier hatte er ein Zuhause gefunden. Das glaubte er zumindest.

Als er Aarons und Gabriels riesigen schwarzen Mercedes in die Plaza hereinfahren sah, blickte er sich neugierig nochmals um.

Sie hatten zwei Frauen bei sich, die nur ungern mit ihnen den Haupttrakt zu betreten schienen.

 

 

Als KITT ca. die Hälfte der Strecke gekommen war, erfassten seine Sensoren ein schnell näherkommendes Fahrzeug.

Ihm blieb keine andere Möglichkeit als in die dunklen Schatten der Bäume neben ihm, unter zu tauchen.

Seine Scheiben wieder verdunkelnd (die er nach Sonnenuntergang wieder „enttönt“ hatte) warteten sie auf das angekündigte Auto.

Sie mussten nicht lange warten. KITT hatte sich gerade mit seiner Schnauze tief in die dichten Blätter des Unterholzes gegraben, als der schwarze Mercedes auch schon an ihnen vorbei preschte.

Allein seine Chromzierleisten an Fenstern und Radkästen blitzen im Mondlicht auf.

Seine Scheinwerfer erhellten die Straße vor ihm. Was dahinter lag war so gut wie unsichtbar.

„Die scheinen es sehr eilig zu haben.“

Wesleys Augen folgten den Rückleuchten.

„Das waren Aaron und Gabriel. Ich frage mich, von wo sie jetzt schon wieder gekommen sind? Du Mont lässt von ihnen seine irdischen Geschäfte abwickeln. Da sie als Formwandler keine Probleme haben sich unter Menschen zu bewegen. Sie sind hervorragende Geschäftsleute, doch ebenso tödlich, wenn’s sein muss.“ Erklärte Gor den anwesenden Personen.

„Ich orte noch ein Fahrzeug, das sich mit hoher Geschwindigkeit dem Grundstück nähert.“

Unterbrach KITT das Schweigen nach Gors Worten.

„Er ist identisch mit dem Wagen, den ich schon auf dem Parkgelände der Pferderennbahn getroffen habe. Es muss Michael sein. Wollen wir ihn aufhalten?“

Hoffnungsvoll wartete KITT auf Angels Antwort.

Und nicht nur er hatte seine „Audio-Sensoren gespitzt“.

Nein, auch Wesley und Gunn schauten ihn erwartend an.

Nur Gor saß unbeeindruckt auf den Beifahrersitz und hatte seine Arme vor seinem Brustpanzer verschränkt.

„Nein, lassen wir ihn passieren. Er wird uns direkt zu Du Sant führen.“

 

Michael fühlte sich wie neugeboren. Seid die Sonne nicht mehr auf ihn herunter brannte, konnte er sich endlich wieder frei bewegen.

Er war kurz an den Seitenstreifen heran gefahren, um die verdreckten Scheiben zu säubern, und hatte das Verdeck des Wagens zurück geklappt.

Nun strich der Wind wohltuend durch seine dunklen Locken.

Entspannt in den Sitz gelehnt lenkte er mit einer Hand. Den linken Arm hatte er auf das geöffnete Seitenfenster gelegt.

Die Welt schien für ihn in Ordnung zu sein.

Wie Diamanten blitzen die Sterne über ihm, und die Luft roch wunderbar frisch.

Etwas, das er seid seiner Kindheit nicht mehr gerochen hatte.

Im Wald wurde es eine Spur dunkler, doch dies nahm er kaum wahr.

Seine völlige Konzentration lag auf der Strecke vor ihm. Immer größer wurde die Dringlichkeit an ein gewisses Ziel zu kommen.

Welches wusste er nicht genau. Er wusste nur, dass es vor ihm lag, und nicht mehr weit entfernt war. Bald würde dieses beunruhigende Gefühl in ihm gestillt werden. Da war er sich so sicher, wie er wusste, dass der Mond über den Baumwipfeln schien, auch wenn er ihn nicht direkt sehen konnte.

Die Stimme wurde von Sekunde zu Sekunde lauter in seinem Kopf. Drängte ihn sich zu beeilen. Und er kam dieser Bitte bedingungslos entgegen.

Gekonnt lenkte er, den schweren Wagen um eine Kurve, und meinte in einem Gebüsch ein rotes Licht blitzen zu sehen.

Es war egal. Hatte keine Bedeutung. Nichts hatte momentan eine Bedeutung. Sein Denken wurde allein von dieser Stimme beherrscht. Nichts anderes war dazu fähig, diese zu verdrängen.

So schlitterte er wenige Minuten später in die Plaza ein, brachte den Chevy schlitternd auf der Kiesbestreuten Einfahrt zum Stehen, und sprang noch während der Motor seine letzten Zuckungen machte aus dem Fahrzeug.

Zielstrebig schritt er auf das Gebäude zu. Die Veranda mit duftenden Orangenbäumchen gesäumt, von den, mit zierlichen Ziegeln gedeckten Dach hingen Kletterpflanzen mit kleinen weißen Blüten.

Doch auch dies sah er nicht.

Bevor er nach der Türe greifen konnte, wurde sie von innen geöffnet, und ein Butler stand vor ihm.

Dieser machte allein eine hereinweisende Geste, und führte ihn dann wie selbstverständlich in das Anwesen hinein.

 

Michaels Blick richtete sich auf die beiden Frauen vor ihm.

Doch während die eine nur ein Gefäß war, aus dem er trinken konnte, so bedeutete die andere viel mehr.

Gierig schaute er von der einen zur anderen.

Von welcher sollte er zuerst kosten?

Kosten?

Was für Gedanken gingen ihm da nur durch den Kopf?

Einen Moment klärte sich sein Verstand. Sein Sichtfeld weitete sich.

Neben Bonnie und Cordelia Chase, welche von zwei scheinbar griechischen Göttern gehalten wurden, stand der aristokratische Herr aus seinem Traum.

Oder war dies gar kein Traum gewesen?

Einen Moment schien ihm alles so unwirklich. Wie war er hier her gekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Und doch war da noch ein anderes Bewusstsein, dessen Erinnerungen ihm verrieten, wie er hier her gelangt war.

Und nun wusste er auch wieder, was er da zwischen den Bäumen zu sehen geglaubt hatte.

Es war keine Täuschung gewesen. Er hatte das rote Licht wirklich gesehen.

Als er den Comte nun genauer betrachtete bemerkte er nicht, wie ihn dieser mittels seiner mentalen Kräfte, wieder seinen Geist umnebelte.

 

Der Comte verfluchte sich im Stillen, dass er Knight nur für einen kurzen Moment vernachlässigt hatte.

Dieser hatte einen starken Willen, und hatte sich in den letzten 24 Stunden immer wieder seinem Zugriff verweigert.

Selbst jetzt noch, da die Verwandlung fast vollzogen war, gelang es diesem immer noch.

Er würde einstmals ein mächtiger Vampir werden. Wie der einstige Angelus.

Vielleicht sogar noch tyrannischer, da er es als Mensch schon immer gewohnt war, zu bekommen was er wollte, nur dass er dann seine schleimige Gutmütigkeit ablegen würde. Wie alles andere an diesen ihm so verhassten Tugenden, die die Menschen so sehr verheiligten.

Ein sardonisches Grinsen glitt über des Comtes Lippen.

„Bediene dich nur mein Sohn.“

 

Michael stand unschlüssig vor den zwei Frauen. Das durfte nicht geschehen. Ein einziger Kampf tobte in ihm. Seine Muskeln verkrampften sich von den Schultern durch die Arme, und liefen in seinen, zu Fäusten geballten, Händen aus.

Er schaute hinab zu dem marmornen Boden.

Die Stimme in ihm wurde immer stärker. Er konnte sie nicht mehr beherrschen.

Etwas geschah mit ihm. Er konnte es spüren.

Dann hob er langsam den Kopf, und schaute direkt in Bonnies schreckgeweitete Augen.

 

Bonnie hätte gern geschrieen. Doch ihre Kehle schien nicht in der Lage zu sein auch nur einen Laut hervor zu bringen.

Sie war wie gelähmt vor Angst.

Zusammen mit Cordelia war sie in eine riesige Halle geführt worden.

Kühler Marmor dominierte den Fußboden.

An den Wänden hingen rund herum riesige Gemälde von Pferden, und sogar zwei lebensgroße Statuen wachten an den einzelnen Türen.

Über ihren Köpfen war ein balkonartiges Gebilde, von dem ein Mann unbestimmbaren Alters zu ihnen herab schaute.

Bonnie vermutete das es sich um Du Sant/Mont persönlich handelte.

Dies schloss sie zumindest aus seinem ausländischen Aussehen.

Mademoiselles, es ist mir eine Freude sie auf meiner Hazienda willkommen zu heißen. Sie hatten doch eine angenehme Fahrt? Aaron, Gabriel ich hoffe doch ihr habt die Damen mit äußerster Zuvorkommendheit behandelt?“ begrüßte sie der Graf in seinem mit französischem Akzent gesprochenem English.

„Oh, die Fahrt war himmlisch, und die Herren waren die Zuvorkommendheit in Person. Allein die Tatsache, dass wir nicht um die Ausfahrt gebeten haben, stört mich immens, Du Mont. Oder sollte ich Du Sant sagen?“

Cordelias Worte begannen mit einem Lächeln, honigsüß über ihre Lippen zu fließen, und endeten mit einem blitzenden zornigen Blick und giftigen Tonfall.

Der Graf hob eine seiner wohlgeschwungenen Augenbrauen.

„Wie ich sehe, wissen sie über meine Identität schon Bescheid. Eigentlich nicht wirklich überraschend.“

Er richtete sich auf und trat auf die Treppe, die vom oberen Stock in einem Bogen nach unten führte.

Er schien die Stufen geradezu herab zu schweben.

„Angelos war schon immer sehr gut im kombinieren. Ich wunderte mich allerdings, als meine Männer mir berichteten, ihn in Santa Anita gesehen zu haben. Ich hatte nicht so früh mit ihm gerechnet.“

Er war vor den beiden Frauen angekommen und musterte sie nun genau.

Sie würden gute Gespielinnen abgeben.

Gerade die Dunklere.

Doch er hatte schon anderes geplant. Sie würden das erste Mahl für seinen Ritter der Finsternis werden.

Knight war auf den Weg hier her. Nur noch wenige Minuten entfernt.

Zufrieden nickte er Aaron und Gabriel zu.

„Gute Arbeit, mon amours.“

 Die Tür öffnete sich und ein steifer Butler betrat den Raum. Dicht gefolgt von einem, ihn fast überrennenden, Michael.

 „Monsieur. Unser Besuch ist gerade einge - “

„We, we Pierre. Merci.”

Alle hatten sich dem Neuankömmling zugewendet, der schweren Atems nicht unweit von ihnen stehen geblieben war, und die beiden Frauen fasziniert anstarrte.

Bonnie bekam bei Michaels Blick eine Gänsehaut.

Wieder dieser Blick.

Nicht, der eines Mannes, der sie auf die natürlichste Art der Welt begehrend anschaute, oder lüstern oder besitzergreifend. Nein eher wie ein Tier, das im Begriff war auf sie Jagd zu machen.

Sein Blick taxierte sie, wechselte dann kurz zu Cordelia, um dann wieder zu ihr zurück zu kommen.

 

Es freute den Graf die Reaktion seiner neuesten Kreation zu sehen. Seinen Fortschritt.

„Boss. Dieser schwarze Wagen ist nicht unweit von hier gesichtet worden.“

Carlos stürmte in die Halle, brachte Du Mont damit einen Moment aus der Fassung.

Seine Aufmerksamkeit, lies merklich nach.

Bonnie beobachtete mit Erleichterung, wie sich Michaels Blick klärte und normalisierte. Er schien nicht zu wissen, wo er sich befand, noch wie er hier her gekommen war.

„Dann wird Angel - “Du Mont sprach den Namen mit Abscheu aus.

„- bei ihm sein. Verdoppelt die Wachen. Sie dürften eigentlich nicht unbemerkt auf meinen Besitz gelangen, doch bei Angel müssen wir mit allen Eventualitäten rechnen. Nimm dir ein paar Männer, und kümmere dich darum. Achso - “ Der Graf drehte sich nochmals zu Carlos um.

„Ich will Angel. Was du mit den anderen anstellst, ist mir egal.“

Ein teuflisches Grinsen erschien auf Carlos dämonischen Lippen.

„Jawohl, Boss. Wird gemacht.“ Damit verschwand er wieder.

Du Mont drehte sich wieder zu Michael herum, und verfluchte sich im Stillen.

Er hatte in seiner Konzentration nachgelassen.

Seine Gedanken wieder auf den Mann richtend, übernahm er dessen Willen wieder.

Zuerst wehrte sich dieser, doch gegen die geistige Stärke Du Monts, hatte Michael keine Chance.

Als dieser seine Gegenwehr aufgab, und aufblickte, sah Du Mont zufrieden in das Angesicht eines neugeborenen Vampirs.

Ein weiblicher Schrei hallte durch den Raum, und ein unterdrückter Fluch war darin heraus zu hören.

„Bediene dich nur mein Sohn.“ Flüsterte er dem neuen Vampir zu, und dieser trat langsam auf die Brünette zu.