„Ihr kennt Euch?“ Ertönte es von zwei Seiten. Aus drei
Mündern.
Gunn hatte sich vom Boden aufgerappelt. Wesley an seiner
Seite, der Gunn auf die Beine geholfen hatte.
Cordelia warf Angel einen missbilligenden Blick zu.
„Hättest du uns, dass nicht früher sagen können? Das
hätte uns ne Menge Ärger erspart.“ Schnauzte sie zu dem ruhig dastehenden Angel
hinauf.
„Ich hatte nicht gewusst, dass Gor sich hier herum
treibt. Zum anderen, solltet ihr keine Prügelei anfangen. Wir sind hier nicht
in den dunklen Gassen L.A.s.“
Angel schaute Gunn scharfen Blickes an.
„ICH hab nicht angefangen.“ Erwiderte der trotzig.
„Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kenn dich zu gut.
Aber lassen wir das.“
Angel wandte sich wieder Gor zu.
„Ich vermute, du bist aus dem selben Grund hier, wie
wir?“
„Mehr oder weniger. Aber wir sollten, das nicht hier
besprechen.“
Gors Augen wanderten im Raum umher.
„Hier sind mir zu viele Augen und Ohren.“
„OK. Verschwinden wir von hier. Gor, du könntest mit mir
fahren. Mrs. Barstow-“
Angel drehte sich zu Bonnie herum, die sich unauffällig
zu ihnen gesellt hatte.
„Könnten sie KITT bitte durchsagen, dass er mich wieder
am Tunneleingang, außerhalb des Wasserreservoirs abholen könnte?“
Bonnie nickte
zustimmend und hob ihre linke Hand zum Mund.
Doch bevor sie ihren Comlink aktivieren konnte, piepste
dieser.
„Was ist Kitt?“
Stirnrunzelnd starrte sie auf das Display der
modifizierten Damenuhr.
„Es tut mir so leid, Bonnie.“ Klang es
schuldbewusst aus der Uhr.
„Was tut dir leid?“ Bonnie verstand nicht, was KITT
meinte.
„Wie bitte?“
Bonnies Stimme hallte durch den Raum.
„Nun, ich bin
auf einen Wagen gestoßen, den ich glaubte schon zuvor gesehen zu haben. Als ich
mich ihm näherte, flüchtete er vor mir. Ich kann dir nicht mit 100%iger
Bestätigung garantieren, dass er es war, doch mit Michaels Worten: Ich könnte
dir schören, dass er es war.“
„Kitt-“
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
„Wir können Geschehenes,
nicht rückgängig machen. Versuchen wir zu retten, was noch zu retten ist. Aber
hier erreichen wir nichts mehr. Kitt?“
Angel schaute auf Bonnies Armbanduhr.
„Hol mich wieder am Eingang zur Kanalisation ab. Dort wo
du mich auch abgesetzt hattest.“
„Verstanden.“ Bestätigte KITT.
Angel richtete daraufhin sein Wort wieder an sein Team.
„Wir treffen uns im Hotel. Fahrt schon mal vor.“
Damit drehte er sich um, und verschwand mit Gor im
Schlepptau, wieder in der Luke.
Einen Augenblick schauten sich alle irritiert an.
„Ok, Leute. Machen wir, dass
wir von hier verschwinden.“
Gunn ließ als erster den obskuren Ort hinter sich, um
dann auf direktestem Weg seinen Pick-Up anzusteuern.
* * * * *
„Angel, könnt ich mal mit dir sprechen?“
Cordelia fasste sofort nach Angels
Ärmel, als dieser, mit seinem Gast, durch die großen Glastüren herein gekommen
war. Sie nahm ihn zur Seite.
Gor schaute sich zwischenzeitlich in der imposanten Halle
um. Diskretionsvoll hörte er weg.
Er konnte sich sehr gut vorstellen, was sie ihn fragen
wollte.
„Und nun möchte ich wissen, wer oder was- das ist?
Können wir ihm überhaupt vertrauen? Vor nicht mal 2 Stunden, hat er versucht
Gunn die Kehle aufzuschlitzen. Und du scheinst jetzt auch noch mit ihm
befreundet zu sein?“
Mit jedem Wort, wurde Cordelias Stimme lauter und
spitzer.
Als sie über Angels Schulter,
hinüber zu Gor schielte, schaute dieser gerade demonstrativ an die Decke. Ein
schwer deutbares Lächeln auf seinen Lippen.
„Beruhige dich, Cordi. Ich kenne
ihn lange genug, um zu wissen, dass er keine Gefahr für uns darstellt. Und um
es gleich richtig zu stellen: Er ist nicht mein Freund, aber er ist auch
nicht unser Feind.“
Angel verschwieg Cordelia, dass Gor vor langer Zeit
einmal sein Feind gewesen war.
Denn ähnlich wie er selbst, kämpfte er meist gegen das
Böse, und eliminierte Dämonen, die über ihre Stränge geschlagen hatten, und
somit dem „Circle“ ins Auge gefallen waren.
Der „Circle“ selbst war eine
Macht zwischen „Himmel und Hölle“, welche sich zur Aufgabe gemacht hatten, das
Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu bewahren.
Als Angelus war er mehr, als nur „ein wenig“, über seine
zugedachte Rolle hinaus gewachsen.
Und so hatte er das erste Mal Bekanntschaft mit dem
„Ritter des Circles“ gemacht.
„So, du willst ihn also kennen? Ich werde auf jeden Fall
ein Auge auf ihn haben.“
Damit drehte sich Cordelia von ihm weg, warf nochmals
einen dunklen Blick in Richtung Gor, um sich dann zu Wesley und Gunn zu
gesellen, die ebenfalls nur misstrauische Blicke für ihn übrig hatten.
Bonnie konnte das alles nicht fassen. Noch immer verdaute
sie das Gesehene. Angel als Vampir war schon unglaublich, aber die Wesen die
sie heute gesehen hatte, waren für sie unfassbar.
Sie hätte dies alles für einen Traum abgetan, wenn sich
nicht eines dieser Wesen noch immer in ihrer unmittelbaren Nähe befunden hätte.
Hinter dem Bildschirm des Laptops hervor lugend, schielte
sie zu dem „Ungeheuer“ hinüber.
Im Licht der Hotellobby schimmerte seine Panzerung wie
eine bläuliche Rüstung.
Ein weiter Umhang hatte bei seinem Eintreten den Blick
darauf verhindert, und als er die Kapuze herunter genommen hatte, war Bonnies
Blick an der merkwürdigen „Frisur“ hängen geblieben.
Bis auf einen langen Zopf, der aus einem 5cm dicken
Streifen von seinem Oberkopf entsprang, war sein Kopf kahl. Dafür waren mehrere
Wülste und Vorsprünge zu erkennen.
Hätte er die Kapuze aufgelassen, hätte er als ein etwas
merkwürdig aussehender, übergroßer Mensch durchgehen können. Doch so war er
eindeutig ein Dämon.
Als Gors Blick, bei seiner Inspektion der Halle, auf sie fiel
konzentrierte sie sich abrupt wieder auf den Inhalt auf ihrem Laptop.
Michael war noch
immer verschwunden, und die Zeit lief langsam für sie ab.
Würde DuSant Michael als erster in seine Hände bekommen, wäre er
für sie verloren.
Und nach Angels Erklärung gab es für Michael dann nur noch eine
Lösung.
Den Pflock.
Verräterische
Tränen sammelten sich in ihren Augen.
Das konnte doch
nicht das Ende ihrer langjährigen Zusammenarbeit, ihrer Freundschaft sein?
Sie hatten schon
so vieles durchgestanden. Sie konnte ihr Leben mit der Foundation nun wahrlich
nicht für leicht erklären.
Wie oft war
Michael mehr tot, als lebendig von einem seiner Fälle zurück gekommen? Sie
konnte es nicht mehr zählen.
Und bei jedem Mal
war es für sie schwerer geworden.
Nicht mal ihr
Überwechseln in die Forschungslabors von Knight Industries hatte sie von ihm
weg gebracht. Ein unsichtbares Band verband sie mit der Foundation, sowie mit
Michael.
Doch genau dieses
Band schien sich nun Stück für Stück um ihren Hals zu winden und sich zusammen
zu ziehen. Das Atmen fiel ihr immer schwerer.
„Bonnie?“
Sie schreckte
auf. Cordelia stand neben ihr, und schaute mit besorgter Miene auf sie hinab.
Erst jetzt merkte
sie, dass dicke Tränen ihre Wangen hinab rannen.
Sie wischte die
verräterischen Tränen mit ihrem Ärmel ab und schniefte kurz.
„Es ist nichts.“
Murmelte sie, der sie fragend anschauenden Cordelia.
„Ich denke mal,
dass dieses Nichts den Namen Michael trägt, oder?“ Mitfühlend, legte ihr
Cordelia die Hand über die tränennassen Finger.
Wie wenn sie sich
erst jetzt an ihre Manieren erinnerte lief sie schnell an einen Schrank, aus
dem sie eine riesige Packung mit Kosmetiktüchern heraus holte.
Sie zippte eines daraus hervor und hielt es ihr hin.
„Mach dir keine
Sorgen. Angel wird Michael finden. Und ihn natürlich auch retten. Er hat bisher
noch jeden Fall gelöst und jeden, seiner Schützlinge erfolgreich zu beschützen
gewusst.“
Bonnies Blick
fiel auf Angel, der sich mit Gor unterhielt. Ja sie glaubte Cordelia. Wenn es
einer schaffte, dann Angel.
Er strahlte eine
solche Ruhe und Besonnenheit aus, etwas dass sie sonst nur von Michael in
Ernstsituationen kannte.
„Wenn solch
herunter gekommene Absteigen nicht gerade zu deinen neuen Umgangsformen
gehören, vermute ich sehr stark, dass dich DuSant auf
den Plan gerufen hat?“
Angel schaute in
die fast schwarzen Augen des anderen.
Gor überragte ihn
um gut einen Kopf. Trotzdem wirkte Angel, nicht klein in seinem „Schatten“.
Einen Moment
betrachtete ihn Gor von oben herab, dann grinste er.
„Du weißt sehr
genau, warum ich hier bin. DuSant steht schon einige
hundert Jahre auf meiner Liste, und seid du glücklicherweise die Seiten
gewechselt hast, ist er nun ganz oben.“
„Das hab ich mir
schon gedacht.“
Nachdenklich
drehte sich Angel von dem „Circle-Ritter“ weg. Die
Mitglieder dieser Vereinigung waren für ihre Beharrlichkeit bekannt, und
nachdem er Gor nur durch die Hand des Schicksals und der, der Zigeuner
entkommen war, wunderte er sich das sich DuSant noch
immer „auf freien Fuß“ befand.
„Vielleicht
könnten wir uns zusammen tun? Durch das Orakel habe ich den Auftrag bekommen,
einem Mann zu helfen, der von DuSant gebissen wurde.“
Gor nickte kurz.
„Michael Knight.
Er trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Genau wie du, ist er von den
Schicksalsschwestern zu Höherem auserkoren worden. Er ist dazu erwählt worden,
sich gegen das Böse zu behaupten und die Unschuldigen zu beschützen. Er handelt
nach dem uralten Codex der Ritter. Der Circle hat mir
deshalb auch aufgetragen mit dir und deiner Truppe - “ Gor schaute sich in der
Halle um, sein Blick blieb an den Menschen hängen „ – zu kooperieren.“
„Das ist ja alles
Recht und gut. Aber wenn wir Mr. Knight oder diesen DuSant
nicht bald finden, wird es zu spät sein.“
Wesley war hinter
seinem Pult, auf dem sich die dicken, uralten Wälzer über Dämonen stapelten,
hervor gekommen.
Er hatte endlich
die zu Gor gehörenden Informationen gefunden und wusste nun, dass dieser zu
einer Art Spezialtruppe der „Dämonenpolizei“ gehörte.
„Laut meinen
letzten Nachforschungen hält sich DuSant auf dem
Grundstück seiner Sommerresidenz auf.“
„Auf dem
Grundstück? Was soll das heißen? Verläuft du dich etwa in seiner Villa?“
Gunns Frage
triefte nur so vor Sarkasmus.
Gor drehte seinen
Kopf in Gunns Richtung, um ihm mit unbewegter Miene zu antworten:
„Das Grundstück
fasst über mehrere tausend Hektar. Neben dem Hauptgebäude gibt es mehrere
kleinere Gebäude. Das Gestüt liegt im Zentrum des hochabgesicherten
Privatgrundstücks. Man könnte das Ganze eine kleine Stadt für sich selbst
nennen. Sie verfügen sogar über ein eigenes Stromnetz und sind somit unabhängig
vom städtischen Netz.“
Offene Münder
waren die Reaktion auf seine Erklärung.
Allein Bonnie reagierte
nicht auf gleicher Art. Sie schaltete bei dieser neuen Information und gab sie
sofort an den Laptop vor ihr weiter, welcher in ständiger Verbindung mit KITT
stand.
Noch immer des
Comtes Daten in seinem aktuell aktiven Speicher, dauerte es gerade mal eine
Nanosekunde, da hatte er auch schon die entsprechenden Angaben über die
eigenständige Stadt.
Zeitgleich mit
ihm, konnte Bonnie ebenfalls die Daten auf ihrem Laptop einsehen.
Santa Carina war
eine Rancho im Westernstil des 17.Jahrhundert, jedoch
mit den technischen Finessen des 21. Jahrhunderts.
Cordelia, die
noch immer neben Bonnie stand, schaute beeindruckt auf die vielen Aufzählungen
der unterschiedlichsten Sicherheitssysteme.
„Wir können da
nicht wie üblich hinein spazieren. Das Gelände ist ja 3x so gut geschützt, wie
Fort Nocks. Der ist ja mehr, als nur paranoid.“
Bonnie tippte
währenddessen wie wild auf der Tastatur.
„Wir haben eine
Chance. Das Sicherheitssystem ist wohl die neueste Entwicklung von SECURE TEC,
einer der gefragtesten Hersteller solcher Systeme, doch ihre Schwachstelle ist
in unserem Fall, ihr interaktiver Computer. Durch seine immense Schnelligkeit
von Menschen nicht manipulierbar, dürfte es für Kitt kein Problem sein, ihn zu
überlisten.“
„Sie meinen, dass
Kitt ihn einfach abschalten kann?“
Bonnie drehte
sich mit ihrem Stuhl zu Wesley um, der ihr gerade die Frage gestellt hatte.
Aber nicht nur er
stand, fragenden Gesichts, hinter ihr.
Zwischenzeitlich
waren auch Angel und Gor auf sie aufmerksam geworden.
„Den SEC 3000
kann man nicht einfach abschalten. Es wäre sofort für das Securityteam
offensichtlich. Ich werde in seine Schaltprozesse eingreifen und einfach die
entsprechenden Sensoren und Anwendungen deaktivieren und nach ihrer Passage
wieder aktivieren.“
Zu KITTs
Erklärung durch Bonnies Comlink, war auf dem Laptop zeitgleich eine graphische
Verdeutlichung abgelaufen.
Vom Zentrum des
Haupttraktes wurde eine Computerzentrale heraus gezoomt, von der ein rot
leuchtendes Netz, wie das einer Spinne, über das Gelände auslief.
Bei KITTs Erklärung
erloschen und leuchteten vom Rand des Netzes ausgehend nacheinander in einer
Linie die Knotenpunkte auf.
„Gut wir haben
noch ca. 2h bis Sonnenuntergang. Wie lang beträgt die Fahrtzeit?“
Angels Blick
ruhte auf der großen Uhr über dem Torbogen.
„Ich kann die
Strecke in nicht mal 2h bewältigen, wenn wir in den SPM nutzen. Relative
Ankunftszeit 21.42Uhr.“
„Das sind keine
fünf Minuten vor Sonnenuntergang.“ Murmelte Wesley mehr zu sich selbst.
„Dann sollten wir
uns beeilen.“
Angel schnappte
sich seinen Mantel und wollte sich schon zum Gehen umwenden, als sich vier
Stimmen erhoben.
In dem
Durcheinander von: Wir kommen mit und ich lasse Kitt nicht allein, klang auch
die pessimistische Stimme Gors durch.
„Ich glaube kaum,
dass wir das schaffen. Kein Auto ist so schnell um, in nicht mal 2h aus LA
heraus zu kommen, und dann nochmals über 100Milen zu schaffen.“
„Du kennst Kitt
nicht.“ Antworteten Angel und Bonnie gemeinsam.
Unüberlegt waren
alle auf den Ausgang hinter Angel hergestürzt.
„Es können aber
höchstens 4 Personen mit ihm fahren.“ Ratlos schaute Bonnie in die Runde, der
verschiedenen Gesichter.
Einen Moment
schauten sich alle hilflos an.
„Aus logischen
Gründen würde ich vorschlagen, dass die Damen zurück bleiben. Zu ihrem eigenen
Schutze.“ Wollte KITT die
Situation retten, aber Cordelia fuhr im sofort ins Wort.
„Ich bin keine
hilflose, schwache Frau. Ich habe schon mit Wesen gekämpft, von denen du nicht
mal glauben würdest, dass es sie gibt.“
„Da
widerspreche ich ihnen nicht, Madam. Aber Bonnie hat diese Kampferfahrung
nicht, über die sie verfügen. Und entspricht es nicht der Höflichkeit, Bonnie
Gesellschaft zu leisten, solange die Herren versuchen Michael vor dem Comte zu
retten?“
Cordelia stöhnte
auf. Dieser Computer war wirklich ein Besserwisser, der es auch noch verstand
sie auf höfliche Art und Weise, zurecht zu weisen.
„Ok, ok, ok. Ich gib ja schon nach. Geht, bevor es zu spät ist. Husch
verschwindet.“
Während Angel,
Gor, Wesley und Gunn in die Garage hinunter zu KITT eilten, setzten sich
Cordelia und Bonnie vor den Laptop, um so lange wie möglich, durch die
Verbindung zu KITT, den Kontakt zu den anderen zu halten.
Unaufhaltsam sank
die Sonne dem Horizont entgegen. Und während sich landeinwärts ihre Strahlen
unheilvoll in den Fenstern, der etlichen Wolkenkratzer spiegelten, färbte sich
das Wasser an der Küste Carolinas, blutrot.
Zwei Fahrzeuge
steuerten von unterschiedlichen Ausgangspunkten ein gemeinsames Ziel an.
Das eine vom
Strand von Santa Monica, das andere aus der City von Los Angeles.
In dem vom Strand
kommenden, saß nur ein einzelner Mann.
Jetzt wo die
Sonne tief stand, und ihre Strahlen an Kraft verloren hatten, kamen die
Lebensgeister in ihn zurück. Doch mit diesen Geistern, war auch dieses
eine, nervtötende ihn übernehmend wollende
zurück gekehrt.
Von einem
abgelegenen Aussichtspunkt, im Schatten einer alten Zypresse, hatte er wie in
Trance die Schaumkronen der Wellen mit seinen Augen verfolgt.
Das beruhigend
rhythmische Klatschen, und die Milliarden blinkenden Reflexionen an der
Wasseroberfläche, ließen ihn in einen unruhigen Schlaf gleiten.
Vor seinem
inneren Auge, noch immer das blau und weißgemischte Bild des Meeres, vermischte
es sich nun mit weiteren Bildern.
Das gelbliche
Braun des Sandes, in dem sich die Spuren eines Fahrzeuges eingedrückt hatten.
Er glitt darauf
zu, mühelos wie es im Traum üblich war, und kniete sich nieder.
Doch als er
danach greifen wollte, veränderte sich wieder sein Blickfeld.
Langsam, fast wie
in Zeitlupe schaute er auf, und in Richtung der untergehenden Sonne.
In ihr
strahlendes Licht getaucht, kam ihm ein sehr vertrauter Wagen entgegen.
Zuerst kaum in
dem gleißenden Licht erkennbar, wurde er im nächsten Moment davon in sein
bestes Licht gerückt.
Freudig wollte er
dem Fahrzeug entgegen eilen, doch wieder änderte sich das Bild.
Die zuvor in
tiefen Blautönen schimmernde Karosserie des Wagens, wurde von dem blutroten
Licht der untergehenden Sonne überschwemmt, und von ihr eingesogen.
Er hörte den
Motor protestierend aufheulen, um gleich darauf in der geleeartigen Masse
stotternd erstickt zu werden.
Er konnte nichts
tun. Nur hilflos dastehen und zuschauen wie KITT in der Masse versank. Mit dem
letzten Aufheulen des Motors brach eine unheimliche Stille an.
„Das ist nicht
länger deine Welt, mein Freund. Komm zu mir.“
Flüsterte eine
Stimme neben ihm.
Erschrocken,
drehte er sich danach um.
Fast übergangslos
verlief sich das Meer in satte, grüne Weiden, die im sanften Licht des Mondes
lagen. Die Strahlen der Sonne wurden, wie von einem unsichtbaren Vorhang,
zurück gehalten.
Nicht unweit von
ihm entfernt stand ein Mann.
Sein schwarzes
Cape um seine aristokratische Statur geschlagen.
Er erinnerte Michael sofort an die alten
Mantel und Degen Filme. Oder hatte er, den Graf von Monte Christo persönlich vor
sich?
Unter normalen
Umständen hätte er über diesen Gedanken gelächelt, doch dieses Mal ging es in
der Stimmung und Atmosphäre der Situation unter.
„Wer sind sie?“
Der aus dem
französischen Adel zu stammende Mann lächelte nur geheimnisvoll.
„Namen sind wie
Schall und Rauch. Doch wenn es dir so viel bedeutet.“
Er machte eine
ausholende Geste mit seiner Hand, wobei ihm sein Cape aus seinen Fingern
entglitt.
„Welchen würdest
du denn bevorzugen? Du Mont? Du Sante? Comte oder Marquis? Wie immer du willst.“
Die Gestalt
schwebte langsam näher. Der Umhang wehte in einer nicht wahrnehmbaren Brise.
Er glitt um
Michael herum. Einen seltsamen, selbstsicheren Ausdruck in seinem Gesicht.
Michael wurde es
langsam zu bunt. So ließ er sich nicht folgenlos behandeln.
Doch nicht mal
eine so einfache Bewegung, wie sein Gesicht abzuwenden, gelang ihm.
Er stand unter einem Bann. Konnte nicht einmal seinen
kleinen Finger mehr rühren.
„Wehre dich nicht gegen mich. Es wäre sinnlos. Deine Zeit
als Ritter des Lichts, ist nun vorbei. Wende dem Vergangenem deinen Rücken zu,
und komm zu mir.“
Der Graf hob seinen Blick und schaute zum Himmel.
„Es wird Zeit. Die Sonne wird bald untergehen. Mach dich
auf den Weg.“
Mit diesen Worten wandte ihm der Graf den Rücken zu, und
schwebte von dannen.
Um so weiter er sich entfernte, um so mehr verblasste er,
bis ihn Michael nicht mehr ausmachen konnte.
Im nächsten Moment wachte er auf, griff wie automatisch
nach dem Zündschlüssel.
Nur unbewusst nahm er wahr, wie er genau so handelte, wie
es ihm der Graf aufgetragen hatte, und schlug die ihm, in seinem Kopf
angegebene Richtung ein.
So weit schien alles gut zu laufen.
KITT hatte die Hälfte der Strecke nach Santa Carina
zurück gelegt, und lag damit gut in der Zeit.
Cordelia blätterte in einer Modezeitschrift.
Nachdem sie zusammen mit Bonnie die erste halbe Stunde
auf den Monitor gestarrt hatte, hatte sie daran das Interesse verloren.
Bonnie jedoch ließ den Monitor nicht aus den Augen.
Deshalb erschrak sie um so mehr, als sich das gläserne Eingangsportal
öffnete.
Cordelia schaute von ihrer Zeitschrift auf, und ließ sie
gleich darauf sinken, als zwei Männer die Treppe herunter kamen.
Hastig sprang sie auf, und eilte ihnen entgegen. Dies
könnte ja Kundschaft sein, und Kundschaft bedeutet Geld für ihre Kasse.
Mit einem strahlenden Lächeln blieb sie vor den beiden
hochgewachsenen Herren stehen.
Beide waren sie gut gekleidet. Cordelias Blick glitt
unauffällig über die dreiteiligen, aus feinem Stoff gearbeiteten, Anzüge, um
abzuschätzen zu können, zu welcher Kategorie von Geldgebern sie wohl gehören
könnten.
„Ich bin Cordelia Chase von Angel Investigation. Kann ich
ihnen irgendwie behilflich sein?“
Der Dunkelhaarige, der beiden schaute auf sie hinab.
Sagte aber kein Wort.
Der andere, mit fast weißblonden Haaren und dem Aussehen
eines griechischen Gottes, hatte sich im Raum umgesehen, und nickte dann, mit
einem Blick zu seinem Partner, in Bonnies Richtung.
„Sie könnten uns mit ihrer Gesellschaft beehren.“
Ein charmantes Lächeln begleitete die Worte des
Dunkelhaarigen.
„Entschuldigen sie. Dies ist keine Partnervermittlung,
und auch kein Begleitservices. Sie müssen sich im Namen der Einrichtung geirrt
haben.“
Während Cordelia den Mann vor sich aufzuklären versuchte,
hatte der andere sich gekonnt abgesetzt und wanderte wie zufällig durch den
Raum, zielstrebig in Bonnies Richtung.
Cordelia folgte ihm zuerst nur mit den Augen, drehte sich
dann aber immer mehr, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
„Entschuldigen sie. Aber der Bereich ist Privat.“
Sie machte einen Schritt nach vorn, wollte dem Blonden
daran hindern, Bonnie zu nahe zu kommen, als sie am Arm gepackt und grob zu dem
hinter ihr stehenden Mann herum gewirbelt wurde.
Hinter sich hörte sie Bonnie erschrocken aufkreischen,
doch der Anblick der sich ihr bot, ließ Bonnie in den Hintergrund treten.
Mit Entsetzen blickte Cordelia in das verzerrte Gesicht
eines Vampirs.
„Wie sind sie hier herein gekommen? Wir haben sie nicht
herein gebeten.“
Einen Moment starrte sie der Dämon überrascht an. Mit
schief gelegten Kopf schaute er sie fragend an.
Warum war sie nicht zu einem dieser kreischenden,
kopflosen Weibern geworden? Die sonstige Reaktion seiner Verwandlung. Und wie
kam sie darauf, dass er ohne ihre Erlaubnis nicht hätte eintreten können?
„Und, was ist jetzt? Haben sie vor uns zu beißen?“
Cordelias Augen funkelten vor Zorn.
Hätte sie nur eine Möglichkeit aus seinem festen Griff zu
entkommen.
Natürlich. Warum hatte sie nicht schon früher daran
gedacht? Im einem Moment noch ein teuflisches Lächeln aufsetzend, riss sie im
nächsten ihr Knie zielbewusst nach oben, und traf ihn wie berechnet in seinem Allerheiligtum.
Seine Augen vor Überraschung noch weiter aufreißend, ging
er schmerzverzerrt in die Knie.
Was Cordelia aber nicht erwartet hatte, war dass er nicht
einen Augenblick in seinem Griff nachlassen würde. Eher das Gegenteil traf ein.
Seine Finger gruben sich gleichfalls schmerzhaft in ihre
Haut.
„Heh Aaron. Die Kleine hat’s
dir aber ganz schön gegeben.“
Ein nicht sehr kameradschaftliches Grinsen, verzerrte das
Gesicht des „Blondies“ ins Unermessliche.
Ein tiefes grollendes Knurren, das aus den Tiefen des
Mannes zu kommen schien, ließ den anderen in schallendes Gelächter ausbrechen.
„Komm las uns gehen. Es ist schon spät.“
Aaron richtete sich wieder langsam auf. Cordelia mit sich
ziehend.
„Du sagst es Gabriel.“
Dieser war mit Bonnie im Schlepptau nach vorne gekommen
und strebte den Ausgang an.
„Ach so, Bruder. Die Furie in deinen Händen, hält uns für
Vampire. Was wir aber nicht sind. Deshalb brauchen wir auch nicht ihre
Erlaubnis um ihre Wohnstätte zu betreten. Und so primitiv wie dergleichen sind
wir auch nicht.“
„Na toll. Dann haben wir es wohl mit, von sich
eingenommenem Abschaum zu tun?!“
Cordelia bekam keine Antwort. Zumindest keine wörtliche.
Hinter ihr grollte es und vor ihr brach der andere wieder
in schallendes Gelächter aus.
* * * * *
Die letzten Strahlen der Sonne waren fast von der Dunkelheit
verschluckt, als KITT schlitternd nach einer Kurve zum stehen kam.
Unter ihnen lag das Land Du Monts.
So weit das Auge reichte, verliefen Weiden in sattem
Grün.
Große Herden von grasenden Stuten wanderten mit ihren
Fohlen über die Ebene, um die letzten zarten Halme dieses Tagens zu suchen.
KITT war sicherheitshalber außerhalb von SECs Überwachungsbereich geblieben.
Von jetzt an war ihm höchste Konzentration abverlangt.
Keine hundert Meter weiter und sie wären entdeckt worden.
„Was ist los,
warum fährt die Karre nicht weiter?“ fragte Gunn in seiner so typischen
aufmüpfigen Art.
„Entschuldigen sie bitte. Aber ich bin keine Karre. Ich
bin der Knight Industries - “ begann KITT sich entrüstet über die abwertige Bezeichnung zu wehren, als ihm Angel ins Wort
fiel.
„Kitt! Wir haben
keine Zeit. Die Sonne ist schon fast untergegangen. Wir sollten einen Weg nach
dort unten finden. Wie weit ist es eigentlich noch bis zu den Hauptgebäuden?
Ich kann hier nur Weideland, bis zum Horizont, erkennen.“
Einen Moment blieb es still.
Für Michael wäre es ein deutliches Zeichen gewesen. Er
hätte ihn darauf hingewiesen, dass keine Zeit zum Schmollen war, und das er
sein Beleidigsein auf ein andermal verschieben sollte.
Doch Michael war nicht hier.
Stattdessen saßen ein Vampir und ein, was - auch - immer
Dämon auf seinen beiden vorderen Sitzen, während sich ein schlaksiger Engländer
und ein junger Schwarzer auf seiner Rückbank zusammen gekauert die Köpfe durch
die Vordersitze streckten, und sich dabei abwechselnd den Vorrang auf die
günstigere Position erstreiteten.
Was für Zustände hatten sich nur in den letzten Tagen
eingestellt?
Hätte KITT Augen gehabt, er hätte sie jetzt gerollt.
Angels Blick haftete an der Stelle
über dem Lenkrad, wo erst vor einigen Sekunden die drei roten Balken zu KITTs
Stimme aufgeleuchtet waren.
Es schien ihm eine Ewigkeit, bis endlich eine Reaktion
von dem Wagen zu kommen schien.
Einer der Monitore über Gors
Knien erwachte zum Leben, und zeigte eine Karte der Umgebung.
Einer kleiner
blauer Punkt zeigte ihren Standort an, und ein großer roter Fleck, den ihres
Feindes.
„Beantwortet das ihre Frage?“ ertönte die
Stimme des Wagens wieder aus den versteckten Lautsprechern.
Wesley bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn die
körperlose Stimme erklang.
Trotz der höflichen Ausdrucksweise, schwang eine leichte
Note Zynismus darin mit.
Wesley entschloss sich den scheinbar bevorstehenden
Streit zu schlichten. Er wollte nicht in oder vor dem Auto stehen, wenn der
Wagen sich dazu entschließen sollte, sich seiner Fahrgäste zu entledigen.
„Ähm Kitt. Du hattest doch erklärt,
dass du das Sicherheitssystem manipulieren könntest? Ist es dir möglich auf das
Grundstück zu fahren, oder sind wir von nun an auf uns allein gestellt?“
Die Karte auf dem Monitor wurde von der schon bekannten
3D Darstellung aus Angels Büro ersetzt.
Diese rotierte einige Male um sich selbst, bis der
Abschnitt vor der Schnauze des computeranimierten Version KITTs zum stehen kam.
Rote Linien durchzogen das blaue Bild, und eine befand
sich laut der Abbildung keinen Meter von ihnen entfernt.
„Wenn das da, eine der Kontaktschleifen ist, scheinst du
dich aber sehr verschätzt zu haben.“
Murrte Gunn von seinem Platz hinter Angel.
Er hatte so weit wie möglich von Gor Abstand halten
wollen. Doch in dem Wagen konnte er sich hinsetzen, wohin er wollte, die Stimme
schien ihn immer genau ins Ohr zu treffen.
KITT hatte dies eigentlich nur zur Abschreckung gesagt.
Die Hinterbank war nicht wie die beiden vorderen Sitze mit einem Schleudersitz
ausgestattet. Aber selbst wenn Gunn vorne gesessen wäre, hätte er ihn nicht
ohne konkreten Grund damit hinaus befördert.
Seine erste Priorität war es menschliches Leben zu
schützen, und es nicht auch noch leichtsinnig zu gefährden.
Doch der junge Engländer neben ihn schien es für seinen
Ernst zu halten, und flüsterte seinem Nachbarn wütend zu:
„Mensch Gunn. Pass doch auf was, - und wie du es sagst.
Wir sind auf den Wagen angewiesen. Ohne ihn werden wir nicht mal einen Fuß auf
Du Monts Privatbesitz machen können.“
KITT „schmunzelte“ in sich hinein, als Gunn nur
beleidigten Blickes von Wesley zu seinem Monitor starrte.
Er schwieg jedoch dann, bis er endlich aus ihm aussteigen
musste, bzw. konnte.
„Aber um auf die
Frage zurück zu kommen – ich kann sie durch die elektronisch überwachte Zone
bringen, doch auf dem Gelände auf dem Wachen und Hunde patrouillieren, kann ich
sie leider nicht weiter begleiten.“
„Danke Kitt. Das ist schon eine große Hilfe.“
Angel beobachtete während seiner Worte, wie die letzten
Sonnenstrahlen zwischen den Wipfeln der Bäume verschwanden.
„Bist du dann soweit um weiter zu fahren? Die Zeit
drängt.“
KITTs Worte waren kaum
verklungen, da hatte sich die rote Linie grün verfärbt, und fast lautlos setzte
sich der schwarze Wagen in Bewegung.
Seine Scheinwerfer hatte er schon bei ihrer Ankunft
eingeklappt gehabt, und allein das rote Licht seines Scanners hätte seine
Anwesenheit in dem dunklen Waldstück verraten können, durch das sich die Straße
wand.
„Noch einer deiner
Spielereien?“ fragte Angel, als er den Motor nicht mehr hörte.
KITT hatte gewohnheitsmäßig seinen SILENT MODE
eingeschaltet, mit dem, sein Motorengeräusch auf ein Minimum gedämpft wurde.
„Vielleicht könntest du dem verantwortlichen Konstrukteur
dazu überreden das in meinen GTX einzubauen?“
„Das können sie
selbst machen. Bonnie lässt sich wahrscheinlich ganz gern von ihnen dazu
überreden.“
„Bonnie? Sie hat dieses SILENT Dingsbums entwickelt?
Wirklich erstaunlich.“
Angel runzelte die Stirn.
Mit den Schatten verschmolzen glitt KITT seinem Ziel
stetig näher.
Die Hazienda war riesig.
Das Hauptgebäude war im Stil des frühen 18. Jahrhunderts
gebaut, und noch heute sah alles wie damals aus.
Mexikanische Gauchos ritten mit
ihren stolzen spanischen Vollblütern, an denen dass Silber an Zaumzeug und
Sattel nur so im Licht der hellerleuchteten Plaza, im Mittelpunkt
der in einem Rechteck aneinander gebauten Flügel des Hauptgebäudes, ein.
Bei Sonnenuntergang kamen sie von ihrer Arbeit auf den
Weiden zurück und freuten sich auf den wohlverdienten Feierabend.
Carlos der Vorsteher, sprang von seinem riesigen Rappen
herab und überreichte ihn dem eilig herbei geeilten Stallburschen.
„Is der Boss schon wach?“
Fragte er den Jungen vor sich, mit seinem, mit spanischdurchsetzten, Englisch.
Marco schaute zu dem großen Mexikaner auf, und nickte
leicht.
Er fühlte sich immer unwohl unter dessen Blick.
Diese schwarze Augen schienen dem Teufel persönlich zu
gehören.
Der Comte hatte Alvarez bei einer der hiesigen
Pferdeversteigerungen kennen gelernt, und in dem, nach Arbeit suchenden Mann,
den perfekten Vorsteher für seine Arbeiter gesehen.
Er war genauso ehrgeizig wie der Comte selbst, liebte
Pferde, Geld, Macht, Alkohol und Frauen, und was am wichtigsten war: Er war ein
Halbblut.
Nicht ein menschliches. Nein er entstammte aus einem
alten Geschlecht Mandreas Dämonen.
Besser gesagt sein Vater, der eine menschliche Frau
gewaltsam genommen hatte.
Die Mandreas waren eigentlich
die dämonische Art von Zigeunern.
Stolz, feurig und immer in Bewegung.
All dies hatte sich in Carlos weitervererbt, und das Blut
seiner Mutter ermöglichte es ihm am Tage unter Menschen zu sein, während sich
des Nachts, eine Verwandlung mit ihm vollzog.
Marco schauderte, als er nach Luzifers Zügeln fasste, und
diesen temperamentvollen Hengst zu den Stallungen hinüber dirigierte.
Ihm waren Pferde tausend mal lieber, selbst dieses
launische Tier, dass es liebte nach ihm zu schnappen so oft es ihm gelang, als
alle hier befindlichen Menschen und Nichtmenschen.
Der einzige Grund das er hier blieb, war das er selbst zur
Hälfte ein Dämon war, der bisher nur von einem Ort zum anderen gescheucht
worden war.
Hier hatte er ein Zuhause gefunden. Das glaubte er
zumindest.
Als er Aarons und Gabriels riesigen schwarzen Mercedes in
die Plaza hereinfahren sah, blickte er sich neugierig
nochmals um.
Sie hatten zwei Frauen bei sich, die nur ungern mit ihnen
den Haupttrakt zu betreten schienen.
Als KITT ca. die Hälfte der Strecke gekommen war,
erfassten seine Sensoren ein schnell näherkommendes Fahrzeug.
Ihm blieb keine andere Möglichkeit als in die dunklen
Schatten der Bäume neben ihm, unter zu tauchen.
Seine Scheiben wieder verdunkelnd (die er nach
Sonnenuntergang wieder „enttönt“ hatte) warteten sie auf das angekündigte Auto.
Sie mussten nicht lange warten. KITT hatte sich gerade
mit seiner Schnauze tief in die dichten Blätter des Unterholzes gegraben, als
der schwarze Mercedes auch schon an ihnen vorbei preschte.
Allein seine Chromzierleisten an Fenstern und Radkästen
blitzen im Mondlicht auf.
Seine Scheinwerfer erhellten die Straße vor ihm. Was
dahinter lag war so gut wie unsichtbar.
„Die scheinen es sehr eilig zu haben.“
Wesleys Augen folgten den Rückleuchten.
„Das waren Aaron und Gabriel. Ich frage mich, von wo sie
jetzt schon wieder gekommen sind? Du Mont lässt von ihnen seine irdischen
Geschäfte abwickeln. Da sie als Formwandler keine Probleme haben sich unter
Menschen zu bewegen. Sie sind hervorragende Geschäftsleute, doch ebenso
tödlich, wenn’s sein muss.“ Erklärte Gor den anwesenden Personen.
Unterbrach KITT das Schweigen nach Gors
Worten.
„Er ist
identisch mit dem Wagen, den ich schon auf dem Parkgelände der Pferderennbahn
getroffen habe. Es muss Michael sein. Wollen wir ihn aufhalten?“
Hoffnungsvoll wartete KITT auf Angels
Antwort.
Und nicht nur er hatte seine „Audio-Sensoren gespitzt“.
Nein, auch Wesley und Gunn schauten ihn erwartend an.
Nur Gor saß unbeeindruckt auf den Beifahrersitz und hatte
seine Arme vor seinem Brustpanzer verschränkt.
„Nein, lassen wir ihn passieren. Er wird uns direkt zu Du
Sant führen.“
Michael fühlte sich wie neugeboren. Seid die Sonne nicht
mehr auf ihn herunter brannte, konnte er sich endlich wieder frei bewegen.
Er war kurz an den Seitenstreifen heran gefahren, um die
verdreckten Scheiben zu säubern, und hatte das Verdeck des Wagens zurück
geklappt.
Nun strich der Wind wohltuend durch seine dunklen Locken.
Entspannt in den Sitz gelehnt lenkte er mit einer Hand.
Den linken Arm hatte er auf das geöffnete Seitenfenster gelegt.
Die Welt schien für ihn in Ordnung zu sein.
Wie Diamanten blitzen die Sterne über ihm, und die Luft
roch wunderbar frisch.
Etwas, das er seid seiner Kindheit nicht mehr gerochen
hatte.
Im Wald wurde es eine Spur dunkler, doch dies nahm er
kaum wahr.
Seine völlige Konzentration lag auf der Strecke vor ihm.
Immer größer wurde die Dringlichkeit an ein gewisses Ziel zu kommen.
Welches wusste er nicht genau. Er wusste nur, dass es vor
ihm lag, und nicht mehr weit entfernt war. Bald würde dieses beunruhigende
Gefühl in ihm gestillt werden. Da war er sich so sicher, wie er wusste, dass
der Mond über den Baumwipfeln schien, auch wenn er ihn nicht direkt sehen
konnte.
Die Stimme wurde von Sekunde zu Sekunde lauter in seinem
Kopf. Drängte ihn sich zu beeilen. Und er kam dieser Bitte bedingungslos
entgegen.
Gekonnt lenkte er, den schweren Wagen um eine Kurve, und
meinte in einem Gebüsch ein rotes Licht blitzen zu sehen.
Es war egal. Hatte keine Bedeutung. Nichts hatte momentan
eine Bedeutung. Sein Denken wurde allein von dieser Stimme beherrscht. Nichts
anderes war dazu fähig, diese zu verdrängen.
So schlitterte er wenige Minuten später in die Plaza ein, brachte
den Chevy schlitternd auf der Kiesbestreuten Einfahrt zum Stehen, und sprang
noch während der Motor seine letzten Zuckungen machte aus dem Fahrzeug.
Zielstrebig schritt er auf das Gebäude zu. Die Veranda
mit duftenden Orangenbäumchen gesäumt, von den, mit zierlichen Ziegeln
gedeckten Dach hingen Kletterpflanzen mit kleinen weißen Blüten.
Doch auch dies sah er nicht.
Bevor er nach der Türe greifen konnte, wurde sie von
innen geöffnet, und ein Butler stand vor ihm.
Dieser machte allein eine hereinweisende Geste, und
führte ihn dann wie selbstverständlich in das Anwesen hinein.
Michaels Blick richtete sich auf die beiden Frauen vor
ihm.
Doch während die eine nur ein Gefäß war, aus dem er
trinken konnte, so bedeutete die andere viel mehr.
Gierig schaute er von der einen zur anderen.
Von welcher sollte er zuerst kosten?
Kosten?
Was für Gedanken gingen ihm da nur durch den Kopf?
Einen Moment klärte sich sein Verstand. Sein Sichtfeld
weitete sich.
Neben Bonnie und Cordelia Chase, welche von zwei
scheinbar griechischen Göttern gehalten wurden, stand der aristokratische Herr
aus seinem Traum.
Oder war dies gar kein Traum gewesen?
Einen Moment schien ihm alles so unwirklich. Wie war er
hier her gekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Und doch war da noch
ein anderes Bewusstsein, dessen Erinnerungen ihm verrieten, wie er hier her
gelangt war.
Und nun wusste er auch wieder, was er da zwischen den
Bäumen zu sehen geglaubt hatte.
Es war keine Täuschung gewesen. Er hatte das rote Licht
wirklich gesehen.
Als er den Comte nun genauer betrachtete bemerkte er
nicht, wie ihn dieser mittels seiner mentalen Kräfte, wieder seinen Geist
umnebelte.
Der Comte verfluchte sich im Stillen, dass er Knight nur
für einen kurzen Moment vernachlässigt hatte.
Dieser hatte einen starken Willen, und hatte sich in den letzten
24 Stunden immer wieder seinem Zugriff verweigert.
Selbst jetzt noch, da die Verwandlung fast vollzogen war,
gelang es diesem immer noch.
Er würde einstmals ein mächtiger Vampir werden. Wie der
einstige Angelus.
Vielleicht sogar noch tyrannischer, da er es als Mensch
schon immer gewohnt war, zu bekommen was er wollte, nur dass er dann seine
schleimige Gutmütigkeit ablegen würde. Wie alles andere an diesen ihm so
verhassten Tugenden, die die Menschen so sehr verheiligten.
Ein sardonisches Grinsen glitt über des Comtes Lippen.
„Bediene dich nur mein Sohn.“
Michael stand unschlüssig vor den zwei Frauen. Das durfte
nicht geschehen. Ein einziger Kampf tobte in ihm. Seine Muskeln verkrampften
sich von den Schultern durch die Arme, und liefen in seinen, zu Fäusten
geballten, Händen aus.
Er schaute hinab zu dem marmornen Boden.
Die Stimme in ihm wurde immer stärker. Er konnte sie
nicht mehr beherrschen.
Etwas geschah mit ihm. Er konnte es spüren.
Dann hob er langsam den Kopf, und schaute direkt in
Bonnies schreckgeweitete Augen.
Bonnie hätte gern geschrieen. Doch ihre Kehle schien
nicht in der Lage zu sein auch nur einen Laut hervor zu bringen.
Sie war wie gelähmt vor Angst.
Zusammen mit Cordelia war sie in eine riesige Halle
geführt worden.
Kühler Marmor dominierte den Fußboden.
An den Wänden hingen rund herum riesige Gemälde von
Pferden, und sogar zwei lebensgroße Statuen wachten an den einzelnen Türen.
Über ihren Köpfen war ein balkonartiges Gebilde, von dem
ein Mann unbestimmbaren Alters zu ihnen herab schaute.
Bonnie vermutete das es sich um Du Sant/Mont
persönlich handelte.
Dies schloss sie zumindest aus seinem ausländischen
Aussehen.
„Mademoiselles, es ist mir eine
Freude sie auf meiner Hazienda willkommen zu heißen. Sie hatten doch eine
angenehme Fahrt? Aaron, Gabriel ich hoffe doch ihr habt die Damen mit äußerster
Zuvorkommendheit behandelt?“ begrüßte sie der Graf in seinem mit französischem
Akzent gesprochenem English.
„Oh, die Fahrt war himmlisch, und die Herren waren die
Zuvorkommendheit in Person. Allein die Tatsache, dass wir nicht um die Ausfahrt
gebeten haben, stört mich immens, Du Mont. Oder sollte ich Du Sant sagen?“
Cordelias Worte begannen mit einem Lächeln, honigsüß über
ihre Lippen zu fließen, und endeten mit einem blitzenden zornigen Blick und
giftigen Tonfall.
Der Graf hob eine seiner wohlgeschwungenen Augenbrauen.
„Wie ich sehe, wissen sie über meine Identität schon
Bescheid. Eigentlich nicht wirklich überraschend.“
Er richtete sich auf und trat auf die Treppe, die vom
oberen Stock in einem Bogen nach unten führte.
Er schien die Stufen geradezu herab zu schweben.
„Angelos war schon immer sehr gut im kombinieren. Ich
wunderte mich allerdings, als meine Männer mir berichteten, ihn in Santa Anita
gesehen zu haben. Ich hatte nicht so früh mit ihm gerechnet.“
Er war vor den beiden Frauen angekommen und musterte sie
nun genau.
Sie würden gute Gespielinnen abgeben.
Gerade die Dunklere.
Doch er hatte schon anderes geplant. Sie würden das erste
Mahl für seinen Ritter der Finsternis werden.
Knight war auf den Weg hier her. Nur noch wenige Minuten
entfernt.
Zufrieden nickte er Aaron und Gabriel zu.
„Gute Arbeit, mon amours.“
Die Tür öffnete
sich und ein steifer Butler betrat den Raum. Dicht gefolgt von einem, ihn fast
überrennenden, Michael.
„Monsieur. Unser
Besuch ist gerade einge - “
„We, we Pierre. Merci.”
Alle hatten sich dem Neuankömmling zugewendet, der
schweren Atems nicht unweit von ihnen stehen geblieben war, und die beiden
Frauen fasziniert anstarrte.
Bonnie bekam bei Michaels Blick eine Gänsehaut.
Wieder dieser Blick.
Nicht, der eines Mannes, der sie auf die natürlichste Art
der Welt begehrend anschaute, oder lüstern oder besitzergreifend. Nein eher wie
ein Tier, das im Begriff war auf sie Jagd zu machen.
Sein Blick taxierte sie, wechselte dann kurz zu Cordelia,
um dann wieder zu ihr zurück zu kommen.
Es freute den Graf die Reaktion seiner neuesten Kreation
zu sehen. Seinen Fortschritt.
„Boss. Dieser schwarze Wagen ist nicht unweit von hier
gesichtet worden.“
Carlos stürmte in die Halle, brachte Du Mont damit einen
Moment aus der Fassung.
Seine Aufmerksamkeit, lies merklich nach.
Bonnie beobachtete mit Erleichterung, wie sich Michaels
Blick klärte und normalisierte. Er schien nicht zu wissen, wo er sich befand,
noch wie er hier her gekommen war.
„Dann wird Angel - “Du Mont sprach den Namen mit Abscheu
aus.
„- bei ihm sein. Verdoppelt die Wachen. Sie dürften
eigentlich nicht unbemerkt auf meinen Besitz gelangen, doch bei Angel müssen
wir mit allen Eventualitäten rechnen. Nimm dir ein paar Männer, und kümmere
dich darum. Achso - “ Der Graf drehte sich nochmals
zu Carlos um.
„Ich will Angel. Was du mit den anderen anstellst, ist
mir egal.“
Ein teuflisches Grinsen erschien auf Carlos dämonischen
Lippen.
„Jawohl, Boss. Wird gemacht.“ Damit verschwand er wieder.
Du Mont drehte sich wieder zu Michael herum, und
verfluchte sich im Stillen.
Er hatte in seiner Konzentration nachgelassen.
Seine Gedanken wieder auf den Mann richtend, übernahm er
dessen Willen wieder.
Zuerst wehrte sich dieser, doch gegen die geistige Stärke
Du Monts, hatte Michael keine Chance.
Als dieser seine Gegenwehr aufgab, und aufblickte, sah Du
Mont zufrieden in das Angesicht eines neugeborenen Vampirs.
Ein weiblicher Schrei hallte durch den Raum, und ein
unterdrückter Fluch war darin heraus zu hören.
„Bediene dich nur mein Sohn.“ Flüsterte er dem neuen
Vampir zu, und dieser trat langsam auf die Brünette zu.