Vampire Knight

Part 3

 

Q

 

„Kitt, bist du dir sicher, dass sich Michael in dem Auto vor uns befindet? Ich kann keine getönten Scheiben erkennen.“

Dies hatte KITT bisher nicht beachtet. Er hatte sich völlig auf das, von dem VW ausgehenden, Signal fixiert. Nun kamen ihm auch Zweifel und er zoomte die hinter dem Steuer befindliche Person mit seiner Kamera heran.

Die junge Frau schaute nervösen Blickes immer wieder in ihren Rückspiegel.

Hatte sie auch den schwarzen Wagen, der sie zu verfolgen schien, schon längst bemerkt.

Ein weiterer Scann, brachte keinen Hinweis darauf, dass sich Michael in dem Fahrzeug versteckt hielt. Dazu war es viel zu klein.

Wo sich sonst der Kofferraum befand, hatte der VW Beetle seinen Motor, und unter der üblichen Motorhaube war nur ein kleiner Stauraum, wo Michael niemals Platz gefunden hätte.

Und wenn die Frau Michael nicht wissentlich Unterschlupf gewährt hatte, so befand er sich nicht in dem Auto.

Doch das Signal kam deutlich vom dem, vor ihm befindlichen, Auto.

„Angel, wüssten sie einen Weg, wie wir uns Klarheit verschaffen könnten? Ich selber kann nicht näher an das Fahrzeug heran. Sie müssten sich mit eigenen Augen vergewissern, dass sich Michael nicht darin aufhält.“

„Ich kann nicht so ohne weiteres aus dir aussteigen. Es gibt unzählige Unterführungen, doch in den stark belebten Straßen würde es sofort auffallen, wenn wir mitten in ihr stehen bleiben würden.“

„Ich hätte hierfür eine Lösung anzubieten. Die junge Lady fährt zufällig auf eine solche zu, und mit meinem MICROJAM kann ich den Zündimpuls ihres Motors unterbrechen. Sie könnten dann wie zufällig ihr zu Hilfe kommen und hätten somit die Möglichkeit sich in dem Fahrzeug umzuschauen.“

Wie KITT angekündigt hatte, fuhren sie auf eine Unterführung zu.

KITTs Prozessoren berechneten den perfekten Zeitpunkt für den Einsatz seines Störimpulses, und Angel sah, wie der kleine Wagen vor ihm immer langsamer wurde, und genau unter der Brücke zum Stehen kam.

KITT hatte sogar den Weg auf den Millimeter genau berechnet, den der Wagen zum Ausrollen benötigte.

Vorsichtig öffnete Angel KITTs Türe. Nur wenige Meter entfernt fiel helles Licht wie ein Vorhang an den Mauern der Unterführung hinab.

Angel dachte nicht länger darüber nach und rannte zu der Frau hinüber, die verzweifelt versuchte den Motor des VWs wieder zum Laufen zu bringen.

Dieser stotterte jedoch nur und machte keine Anstalten wieder anzuspringen.

„Kann ich ihnen helfen?“

Angel schaute sich unauffällig in dem winzigen Auto um.

Kein Michael.

„Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Das hat er bisher noch nie getan.“

Durch das geöffnete Seitenfenster schaute die junge Frau zu ihm empor.

Zuerst verfolgte sie der Typ, um dann auch noch an sie heran zu treten.

„Wenn sie wünschen, kann ich ja mal nen Blick auf den Motor schmeißen? Meist ist es nur ein lockerer Stecker und schon springt er nicht mehr an.“

Angel zeigte sein charmantestes Lächeln, welches seine Wirkung zu zeigen schien.

Noch etwas zögerlich stieg sie aus, um ihm die Klappe zum Motor zu öffnen.

Während sie am Schloss beschäftigt war, welches sich scheinbar nur widerwillig öffnen lassen wollte, versuchte Angel KITT zu verstehen zu geben, dass Michael nicht hier war.

Langsam schüttelte er seinen Kopf, und hoffte, dass der Computer seine Geste auch verstand.

„So. Probieren sie es mal.“

Angel hatte sich über den Motor gebeugt, an dem einen oder anderen Kabel vorsichtig gerüttelt (wollte er auch nicht ungewollt den Wagen nun wirklich lahm legen), und hatte sich dann an die neben ihn stehende Frau gewendet.

Ihre Augen, die bisher jeden seiner Handgriffe aufmerksam verfolgt hatten, richteten sich kurz auf ihn, dann drehte sie sich um.

Angel warf noch einmal einen Blick über seine Schulter, und im nächsten Moment hörte er den Motor des Käfers ohne weitere Probleme anspringen.

„Danke.“

Den Kopf aus dem Fenster streckend, lächelte ihn die junge Frau kurz entgegen, dann zog sie ihn schnell zurück und setzte ihr Fahrzeug wieder in Bewegung.

KITT war langsam näher zu Angel heran gerollt und stand nun dicht hinter ihm.

„Michael muss der jungen Lady, den Comlink in der Tiefgarage zugesteckt haben. Er hat mich einfach ausgetrickst.“

„Es ist nicht dein Fehler. Schauen wir nach, ob er noch dort ist.“

Angel bezweifelte es, doch wollte er KITT dies nicht sagen.

 

Q

 

Michael hatte zufällig den gleichen Weg eingeschlagen, wie zuvor Angel und KITT.

Dies bemerkte er, als sich vor ihm eine Autoschlange zu bilden schien, die nur langsam vorwärts kam.

Den Grund hierfür sah er wenige Minuten später.

Alarmiert rutsche er in seinem Sitz weiter hinunter.

Stück für Stück kam er den beiden Fahrzeugen näher, die den Stau hervorgerufen hatten.

Durch die verschmierten Scheiben des Chevys war nur schemenhaft etwas zu sehen (wenn man sich nicht gerade den Hals ausrenkte, um durch die vielen kleineren Löcher hindurchzuschauen die dann ein gesamtes Bild ergaben).

Er sah Angel sich in dem kleinen Käfer umschauen. Und dann wie er nach hinten ging, um in den Motor zu schauen.

Michael war noch nicht ganz auf der Höhe von KITT (ca. 2 Autolängen hinter/neben ihm), da setzte sich der kleine Wagen wieder in Bewegung und reihte sich wieder  in den Verkehr ein.

KITT rollte langsam auf Angel zu, und Michael verspürte einen Stich.

Er sollte an Stelle dieses Schönlings stehen. KITT war sein Partner. Sein Freund.

Stattdessen durfte er sich nun vor ihm verstecken.

Er warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die pechschwarz, getönten Scheiben des Trans Ams, welche ihm eine Behaglichkeit verrieten, die ihm der Chevy nicht im Mindesten zu geben im Stande war, dann schloss er zu seinem Vordermann auf, um dem blinkenden Trans Am neben sich keine Möglichkeit zu geben, sich vor ihm einzureihen.

Das er sich genau vor KITTs Schnauze befand verursachte ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch, aber er wusste aus Erfahrung, dass man meist das Gesuchte vor seinen Augen nicht zu sehen fähig war.

Und hatte KITT nicht selbst gesagt, dass er Michaels Vitalwerte kaum messen konnte?

Somit dürfte KITT nicht in der Lage sein ihn zu orten.

An der nächsten Kreuzung ordnete sich der Trans Am auf der Abbiegespur ein, worauf Michael merkte wie seine Anspannung langsam nachließ.

 

Q

 

Angel lehnte in der geöffneten Türe der Limousine. Er hatte nur kurz seinen Kopf hinein stecken müssen, um festzustellen, dass sich Michael nicht mehr darin befand.

Sich von dem Fahrzeug abstoßend richtete er sich wieder auf.

KITT stand direkt vor der schwarzen Limo direkt im Gang und scannte die Umgebung.

„Dein Freund scheint zu wissen, wie man untertaucht?“

Es war keine Frage.

Angel lehnte sich auf die Haube der Limo und schaute nachdenklich auf den anderen Wagen, dessen Motor leise vor sich hin lief.

Ein leises, ryhtmisches  „Schsch-Schsch“ war zu hören, das Angel mit dem roten Licht an dessen Schnauze in Verbindung brachte.

„Michael war schon immer ein Überlebenskünstler. Er war einer der wenigen, welche die Hölle in Vietnam durchmachten und lebend zurück kamen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er dem Tot ein Schnippchen schlagen würde. Aber andererseits setzt er nun sein Wissen und Geschick bewusst gegen die, die seine Freunde sind, ein.“

Angel wusste nicht was er darauf antworten sollte. Obwohl KITT nur eine Maschine war, konnte er dessen Schmerz, von seinem Fahrer getrennt und von ihm ausgetrickst worden zu sein, deutlich heraus hören.

 „Fahren wir zurück zum Hotel. Hier können wir nichts mehr ausrichten.“

 

 

Es würde schwierig werden ihn jetzt noch zu finden. Ohne den Comlink, war dies so gut wie unmöglich.

Ihre einzige Chance war es für den Ernstfall bereit zu sein.

In KITTs Schaltkreisen arbeitete es. Wohin war Michael entschwunden?

Doch am meisten plagte ihn die Frage, warum Michael sich vor ihm verbarg.

Hatte er kein Vertrauen mehr zu ihm? Was ging in ihm nur vor, dass ihn zu solch einer Handlungsweise trieb?

„Welche Möglichkeit haben wir nun noch Michael zu finden? Meine Sensoren sind nun keine Hilfe mehr.“

Angel blickte hinab zum Lenkrad, welches sich langsam nach rechts drehte.

„Das kann ich dir leider nicht beantworten. Wir müssen einfach abwarten. Aber so wie ich Du Sant kenne, wird er versuchen Michael in sein neues Leben einzuweihen. Als Meister hat er die Fähigkeit sich telepathisch mit seinen Schützlingen in Verbindung zu setzen. Er wird Michael zu sich rufen. Dies wird dann unsere letzte Chance sein ihn zu retten.“

Schweigend fuhren sie zurück zum Hotel, nur um festzustellen, dass alle anderen auf der Suche nach Du Sant zur Pferderennbahn hinaus gefahren waren.

 

Q

 

Der schwere Geruch von Pferden lag in der Luft. Gedämpfte Unterhaltungen vermischten sich mit den Ansagen der Veranstaltung und dem Wiehern und Schnauben ihrer Stars.

Buntes Gedränge war überall zu sehen. Vom Jockey bis hin zum herausgeputzten Publikum.

Bonnie schaute sich interessiert um. Es war lange her, seid sie das letzte Mal einen solchen Ort betreten hatte.

Doch dies war zu der kleinen Provinzrennbahn eine ganz andere Atmosphäre.

Hier war alles teuer, zeigte den Luxus der Pferdebesitzer und deren Freunde.

Hier irgendwo, hielt sich Du Mont/Sant auf.

Sie rechneten wohl nicht damit ihn persönlich anzutreffen, doch Gunn hatte von einer Kontaktperson gesprochen, der ihm Informationen über den „Conte“ geben konnte.

Während die meisten Menschen hinüber zur Wettannahme strömten, schlug Gunn einen anderen Weg ein.

An den meterlangen Schlangen der Schalter vorbei, steuerte Gunn die auf der Schattenseite liegende Rückwand an.

Nach einem speziellen Klopfzeichen seitens Gunns, wurde die Türe vor ihnen hörbar entriegelt und vorsichtig einen spaltbreit geöffnet.

Eine leise Stimme war zu hören.

„Wer da?“

„Black Beauty“ war Gunns kurze und bündige Antwort.

Die Türe öffnete sich nun weiter, aber nur soviel bis alle eintreten konnten.

Düsteres Licht, vermischt mit Rauch empfing sie.

Nach der hellen Mittagssonne, konnte Bonnie im ersten Moment nichts erkennen.

Was ihr dann nach einigen Sekunden zu Augen kam, raubte ihr fast den Atem.

In dem Raum war ein langer Tresen, hinter dem auf TV Geräten die Rennbahn zu sehen war.

Hinter dem Tresen stand ein riesiges Ungetüm, dass mit Seelenruhe, als hätte es alle Zeit der Welt, Gläser polierte. In seinen mächtigen Pranken wirkte es fast lächerlich, und Bonnie befürchtete, dass das zerbrechliche Glas jeden Moment zerbersten könnte.

Doch Glas für Glas wurde von dem sanften Riesen sicher wieder zurück an seinen Platz gestellt.

 „Tschuldige ma Schätzchen. Schieb ma deinen allerliebsten Hintern aus meiner Flugbahn.“

Bonnie drehte sich nach der honigtriefenden Stimme hinter sich um.

Ein voll beladenes Tablett in jeder ihrer vier Hände haltend, stand eine grazile – ja was eigentlich vor ihr?

Langes seidiges blauschimmerndes Haar, fiel in einem Pferdeschwanz gebunden, von ihrem oberen Hinterkopf bis zu ihren Kniekehlen hinunter. Daraus hervor, lugten zwei katzenartige Ohren hervor.

Unzählige schwarze Flecken bedeckten ihre, um einen Farbton hellere Haut, wie ein kompliziertes Tattoo.

Bonnies Blick glitt über das knapp sitzende Kostüm der „Bluenette“, wurde aber jäh von ihrer Inspektion unterbrochen, als ein schlangenartiges Gebilde auf sie zuschoss, sie den Unterarm bis zum Ellenbogen hinauf umschlang und sie zur Seite zog.

Entgeistert starrte Bonnie der davon tänzelnden Gestalt hinter her, völlig gebannt von dem hin und her schlängelnden langen, blauschwarzen, glatten Schwanz.

„Lass dich von der nicht einschüchtern. Die sieht morgens auch nicht besser aus, wie wir, wenn sie sich aus ihrem Bett schlängelt. Erst nach stundenlanger Katzenwäsche fühlen sich die Caterianer präsentabel für die Glitterwelt, wo sie sich bevorzugt aufzuhalten pflegen.“

Bonnie wollte erst gar nicht wissen, woher Cordelia ihr Fachwissen über diese Wesen her hatte.

„Ich geb nicht so viel auf äußere Schönheit. Die vergeht nur allzu schnell. Und ich bezweifle, dass dieses „Fabelwesen“ den Abschluss von MIT (Techn. Universität im spez. für Robotik) schaffen würde.“

Für Bonnie bedeuteten Äußerlichkeiten nicht viel. In ihrer Welt die aus Schmierölen, Lötzinn und Computerschaltkreisen bestand, waren lange Fingernägel, wehende Haarmähnen, teuere Designerkleider und buntes MakeUp  fehl am Platze.

Nicht das sie bezweifelte darin präsentabel auszusehen.  Doch der Gedanke, wie sie mit hochhakigen Stöckelschuhen und geschlitzten Paillettenkleid sich unter KITTs Motorhaube zu schaffen machte, trieb ein Schmunzeln in ihr Gesicht. Das wäre ein gefundenes Fressen für Michael gewesen.

Als der Verlauf ihrer Gedanken bei Michael ankam, erfasste sie unendliche Traurigkeit.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die „Unterwelt-Wettannahme“ und schloss zu den anderen auf, die an einen der Wettschalter heran getreten waren.

Während Gunn mit dem koboldhaften Zwerg hinter dem Gitter redete, warteten Wesley und Cordelia etwas abseits und beobachteten die Umgebung.

An solchen Ortschaften musste man mit allem rechnen.   

„Setz deinen Einsatz, aber mach schnell.“

Der Gnom schaute mit hektischer Unruhe zu Gunn auf.

„Ich hab nich vor, mein Geld bei euch liegen zu lassen. Nicht für Wetten jedenfalls.“

Erwiderte Gunn, dem nun misstrauisch dreinblickenden Kobold.

Langsam beugte er sich auf das Schalterpult hinunter, um auf gleicher Höhe des Kerls zu sein.

„Und für was dann? – Oh ich verstehe.“

Ein schelmisches Lächeln erschien auf seinen grünen Lippen.

Sein Blick war an der Caterianerin hängen geblieben.

Gunn folgte den Augen seines Gegenübers.

„Nein, an so etwas hab ich auch nicht gedacht. Ich hätte ein paar Fragen zu DuMont.“

Das schleimige Grinsen gefror im Gesicht des Gnomes. Rings um sie herum wurde es still.

Aller Augen waren auf sie gerichtet.

Wesley lehnte sich vorsichtig zu Gunn hinüber um ihm verhalten zu zuflüstern:

„Hättest du das nicht etwas vorsichtiger angehen können? Das nächste mal kannst du ja gleich um eine Audienz bei seiner Majestät bitten.“

„Verschwindet, solange ihr noch könnt.“

Der Barmann hatte seine Gläser fertig poliert und war nun dabei den Tresen zu umrunden.

Zu seiner vollen Statur aufgerichtet bewegte er sich auf die unerwünschten Gäste zu.

„Zuerst will ich wissen, wo wir den „Conte“ finden können.“

Ein dunkles Knurren erklang aus einer der dunklen Ecken, und zwei weitere riesige Körper schälten sich aus dem dunstigen Halbdunkel.

Cordelia drängte Bonnie voraussichtlich schon mal Richtung Ausgang, während Gunn wie nicht anders erwartet trotzig der Herausforderung sich entgegen stellte.

Wesleys Augen huschten hinter den dicken Gläsern seiner Brille, suchten eine Möglichkeit der Situation zu entkommen, in die hinein zu geraten schienen.

Andererseits wollte er Gunn aber auch nicht im Stich lassen, und noch weniger als Feigling dastehen.

„Wie wärs, wir vergessen einfach die Frage. Wir verziehn uns und die Sache ist gegessen?“

„Gegessen? Nicht schlechte Idee. Ich schon seid Wochen nichts richtiges zwischen meinen Zähnen gehabt.“

Wesley versuchte durch das Dunkel hindurch, das Gesicht zu der knurrenden Stimme zu erkennen.

Als ein zufälliger Lichtstrahl darauf fiel, wünschte er sich nicht nach dem Besitzer geschaut zu haben.

Wesley erkannte sofort, dass es sich bei dem riesigen, hässlichen Kerl um einen Söldner handelte. Diese Dämonen waren bekannt für ihren Hang zur Gewalt und Brutalität.

Andere, dieser Spezies verdienten ihren „Lohn“ auch gern als Kopfgeldjäger, wobei die Gesuchten meist mehr tot als lebendig abgeliefert wurden.

Dieser jedoch stand eindeutig im Dienste des „Conte“.

Wie eine zu groß geratene Bulldogge stürzte er sich, auf den ihn schon erwartenden Gunn.

Gunn überlegte nicht lange und riss den neben ihm stehenden schweren Eichenstuhl hoch, um ihm dem Koloss über den Kopf zu ziehen.

Der Stuhl zerbarst, worauf Holzsplitter auf, den zwei Kopf kleineren, Gunn herab prasselten.     

Dem Tharanan- Dämon schien es nichts ausgemacht zu haben. Ein überlegenes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, dann schnappte er Gunn am Kragen seiner Bomberjacke und hielt ihn mit einer Leichtigkeit, als wöge er nichts, der Decke entgegen, die nur noch wenige Zentimeter von dessen Nase entfernt war.

„Du Chef von Vampir-Dämonen-Jäger-Bande ? Schon oft gehört. Macht nur Ärger. Wir dich nicht wollen hier.“ Knurrte ihn der Tharanan- Dämon böse von unten herauf an.

„Du hast du wohl recht. Aber, das ist mir scheiß egal. Entweder du stellst mich sofort wieder auf meine Füße und das freiwillig,  oder du wirst etwas erleben.“

 Seelenruhig tastete Gunn nach seiner Gesäßtasche um dort einen kleinen Gegenstand heraus zu fischen.

Ein knurrendes Lachen war die Antwort auf seine Forderung.

„Nun gut, du wolltest es ja nicht anders.“

Gunn riss seine Hand mit dem Gegenstand nach vorn, und hielt es ihm direkt ins Gesicht.

Eine Wolke aus Pfefferspray sprühte aus der kleinen Dose, direkt in dessen Augen.

Wut – und schmerzerfüllt riss der Dämon seine Hände zu seinen Augen, wobei er Gunn abrupt los ließ.

So zimperlich die meisten Auftritte Cordelias auch wirkten, und manches von ihr gegebene lächerlich, so hatten doch ein paar ihrer Überlegungen Sinn.

Zufrieden schaute Gunn dem schreienden Riesenbaby zu, wie es verzweifelt versuchte die höllisch brennende Substanz wieder aus seinen Augen zu bekommen.

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Cordelia ihm mittels undefinierbaren Gesten etwas mitzuteilen versuchte.

„Was?“

„Ich glaube sie wollte dich nur über mich informieren.“

Antwortete statt Cordelia eine tiefe dunkle Stimme hinter ihm.

Gunn drehte sich blitzartig herum, und wäre fast in die rasiermesserscharfen Auswüchse, die entlang der Arme und Beine seines neuen Gegners wuchsen, hinein geraten.

„Wo du auftauchst, bringst du Ärger mit dir. Hallo Gunn.“

„Gor. Ich hätte mir denken können, dich hier anzutreffen.“

Finsteren Blickes schaute Gunn zu dem Dämon vor sich auf.

„Ich will den Aufenthaltsort des Conte wissen.“

Einen Moment schaute ihn Gor verblüfft an, um dann laut prustend los zu lachen.

Als er merkte, dass Gunn keinen Scherz gemacht zu haben schien, verstummte er wieder.

„Das ist eine Nummer zu groß für dich. Vergiss es wieder und jag lieber in deinen üblichen Gewässern.“

„Hältst du mich, für so inkompetent? Ich bin zu einer wirklichen Bedrohung für euch geworden und du bist da keine Ausnahme.“

Gor schaute unbeeindruckt auf ihn hinunter.

„Denkst du, ich weiß nicht, wer hier die wirkliche Gefahr darstellt? Du und diese zusammen gewürfelte Gruppe, seid doch nur das Fußvolk von Angel. Doch selbst Angel, der mächtige Vampir, der Beschützer der Menschheit, kann gegen den Conte nichts ausrichten. Ich würd euch empfehlen, die Finger davon zu lassen. Ihr verbrennt euch nur.“

Nun hatte Gunn genug gehört. Völlig unerwartet riss er seinen Fuß nach oben und stieß ihn in dessen Solarplexus. Zumindest wo er beim Menschen zu finden gewesen wäre.

Doch der Dämon verfügte über einen robusten Panzer, und allein die Wucht des Schlages ließ ihn einige Meter rückwärts taumeln.

Eine Versammlung unterschiedlichster Dämonen sprang erschrocken von ihren Stühlen, als Gor rückwärts in deren Tisch krachte.

„Das war ein großer Fehler von dir Gunn.“ Knurrte Gor ihm entgegen, während er sich gemächlich aus dem entstandenem Trümmerhaufen erhob.

Seine Knochenplatten an Armen und Beinen nun völlig für den Kampf aufklappend ging er langsam auf Gunn zu.

„Ich wusste nicht, dass du den Wunsch zu sterben verspürst.“

„Den hab ich auch nicht. Ganz im Gegenteil.“

Die Sekunden verstrichen, in denen sich Gunn und Gor in Kampfstellung umkreisten.

Im Raum war es still geworden. Einzelne leise geflüsterte Worte verrieten, dass Wetten auf die unterschiedlichen Kontrahenten abgeschlossen wurden.

Dies war 1000x interessanter, als das draußen gestartete Pferderennen.

Wesley war von zwei riesigen Kerlen, zusammen mit Cordelia und Bonnie zur Bar gedrängt worden, von wo sie nun auf den Anfang des Kampfes warteten.

 

Q

 

Angel schaute ungeduldigen Blickes immer wieder auf die rote Digitalanzeige von KITTs Armaturenbrett.

Innerhalb weniger Minuten waren sie mehrere Häuserblocks gekommen, während auf den Hauptverkehrsadern von L.A. sich der Mittagsverkehr staute.

Allein durch KITTs satellitengesteuerten Navigationssystem, waren sie in der Lage gewesen, durch die verschachtelten Nebenstraßen einen brauchbaren Weg zu finden.

Die Pferderennbahn lag außerhalb von L.A., und das, dazu am entferntesten Punkt zu ihrer jetzigen Position.

Und Angel hatte kein gutes Gefühl.

So wie er Gunn kannte, brachte er sich, sowie auch die anderen, mit seiner Impulsivität in aller größter Gefahr.

„Wie lang noch?“

KITT konnte die Besorgnis in Angels Stimme deutlich heraus hören.

Vor genau 17 Minuten und 48 Sekunden waren sie aus der Tiefgarage des ehemaligen Hotels hinaus gefahren.

Selbst im günstigsten Falle brauchte man eine Stunde um von Angel Investigation hinaus zum Derby Platz von Santa Anita zu gelangen.

Nachdem Angel ihm gesagt hatte, den anderen schnell zu folgen, saß er nun schweigend im Fahrersitz und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus zu einem Punkt, der außerhalb von KITTs Erfassungsbereich lag.

Der leere Blick und die angespannte Haltung sprachen für äußerste Sorge.

Darin unterschied sich Angel nicht sonderlich von Michael.

Er hatte Angel nach dem Grund seiner Besorgnis gefragt, und nachdem ihn dieser über die Tatsache aufgeklärt hatte, dass sich DuSant/Mont immer in der Gesellschaft einer Söldnergruppe befand, und Gunn keinem Streit aus dem Wege ging, eher dazu neigte ihn heraus zu fordern, hatte er seine Bemühung die Stadt in einer, selbst für ihn, Rekordzeit zu durchfahren verstärkt.

Es war ihm völlig klar, was bei einer solchen Zusammenstellung heraus kam.

Und bei Angels Gesichtsausdruck bezweifelte er es, dass Gunn und Wesley gegen diese Übermacht ankamen.

Zu alledem befand sich auch noch Bonnie bei ihnen.

„Geschätzte Ankunftszeit: 19 Minuten und 23 Sekunden.“ Antwortete er monoton auf Angels Frage.

Er hatte schon längst auf PURSUIT MODE umgeschaltet, in dem er über eine höhere Manövrierfähigkeit, sowie einer besseren Beschleunigung verfügte.

Seine Prozessoren rechneten immer wieder alle Möglichkeiten durch, suchten einen Weg die Fahrtzeit zu verringern.

Der monotone Klang in seiner Stimme war verschwunden, als er Angel wenige Sekunden später, auf seine letzten Worte, eine neue Eventualität eröffnete.  

„Wir könnten nochmals an die 5 Minuten gut machen, wenn ich außerhalb des Citybereichs in den verkehrsruhigeren Zonen in den SUPER PURSUIT MODE schalte.“

„SUPER PURSUIT MODE?“

Für einen Moment hatte es KITT geschafft Angel von seinen Überlegungen abzulenken.

„Der SUPER PURSUIT MODE, kurz auch  SPM,  ist eine modifizierte Version des PURSUIT MODE. Er ermöglicht mir eine 40%ige Erhöhung meiner Geschwindigkeiten.“

„Und wie schnell ist das?“ fragte Angel vorsichtig.

„Ich erreiche eine Dauergeschwindigkeit von 370km/h  und meine Höchstgeschwindigkeit, welche ich aufgrund eines möglichen Motorschadens nur auf kurze Distanz halten kann, liegt bei 480km/h. Mittels des SPMs, steigern sich diese Werte nochmals um 40%.“

„Wie auch immer. Hauptsache wir kommen noch rechtzeitig an.“

Zehn Minuten später, dabei hatte KITT seine geschätzte Zeit nochmals verbessern können, hatten sie den Rand der City erreicht und verblüfft konnte Angel die Verwandlung des Wagens mitverfolgen.

Innerhalb einer Minute streckte sich das Fahrzeug, indem vorne die Schnauze auseinander klappte, hinten das Heck mit dem Heckspoiler sich hob, auf der Motorhaube die Hutze ausfuhr, sowie an den Seiten hinter den Vorderrädern kleine flügelartige Bleche ausfuhren.

Angel befürchtete schon, dass der Wagen im nächsten Moment von der Straße abheben und in die Lüfte steigen würde, doch stattdessen wurde der Wagen fest auf den Boden gepresst und beschleunigte in unglaublicher Weise.

Allein durch die Kraft der Beschleunigung wurde Angel derart in den Sitz gepresst, dass er kaum noch in der Lage war sich zu bewegen.

 

Q

 

Langsam fuhr KITT zwischen den Parkreihen entlang.

Den auffälligen SPM, hatte er beim verlassen des Highways, wieder ausgeschaltet.

Nun hatte sich ein weiteres Problem ergeben.

Es war Tag. Das Gebäude in denen sich Bonnie und die anderen aufhielten, befand sich innerhalb, der für Autos abgesperrten Zone, und es gab so gut wie keine von der Sonne nicht erreichte Stelle.

Somit gab es für Angel keine Möglichkeit zu den anderen zu gelangen.

Eins ums andere mal scannte KITT das Areal, fand aber keine Lösung.

Die Zeit schien ihnen davon zu laufen.

Als sie angekommen waren, hatten Gunn, Wesley, Cordelia und Bonnie gerade das fragwürdige Establishment an der Heckseite der eigentlichen Schalter betreten.

In KITTs Schaltkreisen drohte ein Overload.

Sie hatten doch nicht alle Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten, waren nur knapp einem Unfall auf dem Highway bei 580km/h entgangen, um dann hilflos mit anzusehen, wie ihre Freunde ins offene Messer ihres Feindes liefen?

 

Er hätte es besser wissen müssen. Ging es Angel durch den Kopf.

Er hätte Gunn nicht so einfach erlauben dürfen sich der Sache anzunehmen.

Selbst Wesley wäre hierfür qualifizierter gewesen, da er sich nicht mit stürmischer Ungeduld in unbekanntes Wasser stürzte.

Doch nun war es schon geschehen. Er musste einen Weg finden, um in das Gebäude zu gelangen.

„Wenn ich nur wüsste, wo die Kerle rein gekommen sind?“ Grübelte Angel vor sich hin.

„Wie meinen sie das? Müssen den alle diese Wesen die Sonne meiden?“

„Nein. Aber wenn sie nicht gerade den Vorteil haben, als Mensch durchzugehen, was bei Dämonen nicht immer der Fall ist, bevorzugen sie es, wie das Ungeziefer das Sonnenlicht zu meiden. Deshalb vermute ich, dass es einen unterirdischen Gang mit einer Verbindung zu der städtischen Kanalisation gibt. Es muss einen Eingang zu dem entsprechenden Tunnel geben.“

„Es dürfte eigentlich kein Problem für mich sein, diesen für sie zu finden. Ich kann über das NET, vom städtischen Archiv versuchen Informationen über die Kanalisation und deren Tunnelverläufe zu bekommen.“

Einer von KITTs Monitoren erwachte zum Leben.

Angel beobachte wie zuerst eine dreidimensionale Darstellung von Santa Anita darauf erschien, dann zoomte die imaginäre Kamera auf das darunter liegende Tunnelsystem.

Als dann auch noch die verschiedenen Gebäude in einer Gitterdarstellung über die Tunnel gelegt wurden, konnte Angel eindeutig erkennen, wie einer der Gänge keine fünf Meter entfernt unter dem Schaltergebäude entlang lief.

 „Ich vermute das zwischen hier und hier-“ Angel tippte mit seinem Zeigefinger auf KITTs Monitor „ eine nachträgliche Verbindung eingebracht wurde?“

„Ich kann ihre Vermutung leider nicht bestätigen, da das Gestein hier sehr bleihaltig ist. Ich bekomme nur ungenaue Daten. Wiederrum steht die Wahrscheinlichkeit für eine Verbindung sehr hoch. Die Distanz von 5,43 m ist mit entsprechendem Werkzeug leicht zu überwinden.“

„Ich vermute, dass du mir auch sagen kannst, wo der nächste Zugang zur Kanalisation zu finden ist?“

Angels Beeindruckung dem Wagen gegenüber, stieg von Minute zu Minute. Auf dem Monitor rotierte das Labyrinth aus transparent-blauen Rohren. Wenige Sekunden später stoppte es.

„Sie scheinen Glück zu haben. Der nächste Eingang befindet sich nicht unweit von hier, am Rande eines Wasserreservoirs.“

 

Q

 

Angel schaute dem schwarzen Gefährt hinter her, bis es um eine Ecke aus seiner Sicht verschwand, dann tauchte er in die Dunkelheit des Tunnels vor ihm ab.

Er musste sich beeilen.

Auf dem Weg hier her, hatte KITT ihn ständig über die Geschehnisse in der Dämonen-Wettannahme auf dem Laufendem gehalten.

Hierbei war eine weitere Funktion des Wagens zum Vorschein gekommen.

Im eingeschaltetem SURVEILLANCE MODE konnte KITT nicht nur die Anzahl, der im Gebäude befindlichen Personen erkennen, er konnte damit auch ihren genauen Standpunkt ausmachen.

Wie beim Ausfinden des Tunnelzugangs, war auf dem Monitor eine 3D-Darstellung erschienen, auf dem, die darin befindlichen Personen in farbigen, schillernden Silhouetten zu erkennen waren, welche sich sogar fließend bewegten.

KITT erklärte ihm die Zugehörigkeit der Farben.

Rot stand für Dämon, Grün für Mensch.

Da nur vier grüne Silhouetten zu sehen waren, konnte es sich hierbei nur um sein Team und Bonnie Barstow handeln.

Und laut dem Bild das sich auf dem Monitor zeigte, auf dem ein großer roter Klecks erschien, welcher eine grüne Silhouette in die Höhe hielt, schien es Ärger zu geben.

Der Wagen hielt und riss ihn von dem bunten Bild weg, auf dem gerade der rote Klecks seine Arme hochgerissen hatte und sein Opfer fallen ließ.

Keine fünf Meter von ihm entfernt, ragte eine Betonröhre im Durchmesser von 2 ½ Metern aus dem steinigen Boden.

Ein riesiges rundes Gittergestell aus Eisen war als Schutz vor unerlaubtem Missbrauch daran angebracht. Das Schloss daran seid Jahren unangetastet.

„Das könnte ein Problem werden da hinein zu kommen.“

Murmelte Angel vor sich hin.

„Ich kann leider nicht viel näher heran fahren. Meinen sie, dass sie die schützende Öffnung erreichen könnten?“

Angel warf einen kurzen Blick hinauf zum Himmel. Durch das getönte Glas waren die Sonnenstrahlen weitesgehend gefiltert, trotz allem blendeten sie Angel wie einen Menschen, der versuchte ohne genügenden Schutz in die Sonne zu sehen.

„Ich könnte es schaffen in den Tunnel zu gelangen, jedoch sehe ich in dem Vorhängeschloss ein unüberwindbares Hindernis. Ohne das entsprechende Werkzeug, welches ich nicht standardmäßig bei jeder Gelegenheit mit mir führe, ist das auch hoffnungslos. Ich würde in sekundenschnelle, vom Winde verweht.“ Ein klägliches Lächeln glitt über seine Lippen.

„Vielleicht kann ich ihnen ja damit behilflich sein, das fehlende Werkzeug zu ersetzen?“

„Und wie willst du das machen? Das Tor etwa mit deiner schönen Schnauze durchbrechen?“

Fragte Angel mit sarkastischem Humor.

„Wenn es auch eine Möglichkeit wäre, so bevorzuge ich doch die etwas weniger aufwendigere und präzisere Methode.“

Ein dünner roter Lichtstrahl schoss im Winkel von 30° unter KITTs Motorhaube hervor und traf das, auf seiner linken Seite befindliche Schloss.

„Ein Laser?“

„Ein selten benutztes Features von mir. Gut das Bonnie ihn nicht wie eigentlich geplant ausgebaut hat. Sie meinte, dass Michael oder ich ihn irgendwann einmal ganz gut gebrauchen könnten, und nachdem ich noch einen neu entwickelten Motor eingebaut bekam, der leistungsfähiger war, trotz seiner geringeren Größe, fand ich seine Präsenz auch nicht mehr beengend.“

Noch immer völlig perplex folgte Angel mit halbem Ohr KITTs Erklärung und mit seinen Augen dem roten Strahl, der sich sehr schnell durch das massive Metall des oberen Bogens fraß.

Im Moment indem KITTs Stimme verstummte viel das Schloss, samt der Kette, welches es gehalten hatte, klirrend zu Boden.

„Ich würde ihnen nun raten zu gehen. Unsere Freunde, im besonderen Mr. Gunn scheinen nun wirklich in Schwierigkeiten zu stecken.“

KITT hatte nicht falsch gelegen, wie Angel mit einem Blick auf seinen Monitor feststellen musste.

Eilig hatte er die Türe aufgestoßen, sich den Mantel schützend über den Kopf gezogen, und war dann hinüber zu dem dunklen Schacht geeilt.

Allein seinen Instinkten und seinem Orientierungssinn folgend, hatte er sein Ziel erreicht und stand nun unter der Luke, die in die Kaschemme führte.

Durch das morsche Holz drang Kampfgeschrei, und das Trampeln von zurück weichenden Leuten, bevor etwas schwer zu Boden polterte.

Mit einer zügigen Bewegung stieß er in dem Moment, indem der Krach genau über ihm zu toben schien, die Luke auf und griff nach dem, was er nicht für Gunn hielt.     

 

Q

 

Wiederholt hatten sich die beiden Kontrahenten lauernd umkreist.

Jemand hatte Gunn ein Messer zugeworfen, doch gegen die Auswüchse an Gors Armen und Beinen, fiel dies lächerlich aus.

Gunn klappte die Klinge fürs erste nach hinten und fixierte seinen Gegner weiterhin.

Mit seiner freien Hand winkte er ihm doch endlich das Spiel zu beenden.

„Was denn? So ungeduldig Gunn?“ Ein selbstischeres Lächeln entblößte das Gebiss eines Raubtieres.

Gors Spezies gehörte einer Jahrtausendalten Kriegerkaste an. Sie waren bekannt für ihren Scharfzinn und ihrem Geschick für Strategie.

Dies und ihr mit „eingebauten“ Waffen ausgestatteten Körper ergaben eine gefährliche Zusammenstellung.

Der Thananan-Dämon von zuvor, hatte wohl auch über die gleiche Muskelmasse verfügt, aber nicht mal 10% von Gors Intelligenz.

 Als der  Kampf endlich begann, war  es Gor der den ersten Schritt tat.

Nur knapp konnte Gunn dem gezielt angesetzten Schlag noch ausweichen.

Unter normalen Umständen hätte er der Faust seines Gegners ausgewichen, doch genau dies wäre hier ein fataler Fehler gewesen.

Hart gegen seinen inneren Impuls kämpfend, ließ er sich nicht wie gewohnt nach hinten fallen, sondern drehte sich nach vorn, genau in die Arme seines Gegners.

Er packte nach dessen noch immer ausgestreckten Arm, und griff oberhalb der gefährlichen Knochensplitter zu.

Mit einer einzigen fließenden Bewegung riss er ihn herunter, ließ Gor über seinen gebeugten Rücken hinweg zur gegenüberliegenden Seite segeln.

Schwer atmend richtete er sich wieder auf. Der Koloss war kein Fliegengewicht.

Es erforderte eine Menge Kraft dieses Manöver auszuführen.

„Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.“

Die Augen zu Schlitzen verengt erhob sich Gor aus den Reihen seiner Artgenossen.

Doch wie nicht anders zu erwarten, geriet der Kampfmeisterdämon nicht in Rage. Lässig klopfte er den aufgewirbelten Staub von seiner Kleidung.

 

Im nächsten Moment lag Gunn auf seinen Rücken, den schweren Körper seines Gegners über sich. Er hatte den Angriff nicht kommen sehen. So schnell war es geschehen.

Er wagte nicht zu atmen. Zu nah schwebte, der mit tödlichen Klingen gespickte, Arm an seiner Kehle. Jeder Atemzug brachte seinen Hals den Klingen näher.

Teils spürte er die Spitzen schon.

Er schloss seine Augen, doch nichts geschah.

Sekunden wurden zu einer Ewigkeit.

Überrascht öffnete Gunn seine Augen, als er merkte, wie das Gewicht über ihm verschwand.

Im gleichen Moment konnte er einen Schatten hinter Gor auftauchen sehen.

Im nächsten segelte dieser einmal quer durch den Raum, und krachte gegen die Bretterwand.

Angel durchquerte den Raum fast im selben Tempo und platzierte sich über den gerade gelandeten Körper.

Er holte zu einem weiteren Schlag aus, doch seine Faust erstarrte neben seinem Kopf in der Luft.

„Gor. Verdammt, was machst du denn hier?“

Ein breites Grinsen erschien auf dessen Gesicht.

„Ich vermute aus dem gleichen Grund, wie du auch. Geschäftlich.“

Völlig überrascht mussten alle um sie herum mit ansehen, wie sich die, zuvor noch kämpfenden, Männer nun freundlich begrüßten.

 Gunn wie auch die anderen verstanden die Welt nicht mehr.

 

Q

 

Michael Knight stand nicht unweit von dem Geschehen auf dem Parkplatz.

Ein großer Kastanienbaum warf seine Schatten auf den „geliehenen“ Chevy.

Eine seltsame innere Stimme hatte ihn hier her geführt. Leise aber bestimmend.

Zuerst hatte er nicht auf sie gehört. Hatte sie, solange es ihm möglich gewesen war, verdrängt.

Doch sie war stärker, als er gewesen.

Wie in Trance war er durch die Straßen von L.A. hinaus aus der City, den Highway hinauf zu diesem Platz gefahren.

Erst hier hatte diese Stimme an Intensität nachgelassen. Blieb aber immer noch auf einem niederen Level bestehen.

Er wusste nicht warum er sich hier befand.

Und er interessierte sich auch nicht dafür. Gleichgültigkeit hatte die Macht über ihn ergriffen.

Wie unter dem Einfluss einer Droge, erschien alles um ihn so unreal.

Er hatte das Gefühl zu schweben. Die Akustik erinnerte ihn an einen Traum.

Alles zerrte sich in die Länge. Sein Sichtfeld war zum Teil eingeschränkt, andererseits nahm er Dinge wahr, die sonst außerhalb seiner Wahrnehmung lagen.

Durch das geöffnete Seitenfenster lauschte er dem Wind, der durch die Zweige über ihm hinweg strich. Beobachtete fasziniert die, durch die Blätter durchbrechenden Sonnenstrahlen, wie sie im Rhythmus des Windes über die Windschutzscheibe glitten.

Etwas am Rande des Parkplatzes erregte seine Aufmerksamkeit.

Von der Sonne in helles Licht getaucht, das eigentliche Schwarz in edlem Blau, kam KITT durch die Reihe genau auf ihn zu.

Wie hatte er ihn gefunden?

Den Comlink hatte er nicht mehr. Und hatte KITT nicht selbst gesagt, dass er keine Lebenszeichen von ihm wahrnehmen konnte?

Immer näher kam der schwarze Wagen. Nun konnte Michael manch von ihm Verfolgten besser verstehen.

Er wollte schon zum Schlüssel greifen und den Motor starten, als KITT, keine zehn Meter von ihm entfernt, nach links abbog und in die Richtung der Zuschauertribünen fuhr.

Er war also nur zufällig hier. Hatte ihn nicht geortet.

Erst jetzt merkte Michael, dass er seinen Atem angehalten hatte.

Erleichtert ließ er sich zurück in den Sitz fallen, nachdem er in der Haltung des „Zündschlüssel drehen wollen“ erstarrt war.

Doch KITT war noch keine zwei Meter gefahren, da wurde er langsamer und kam kurz darauf zum Stehen.

Gebannt schaute Michael, über die Dächer der Autos die zwischen ihm und seinem eigentlichen Partner standen. Allein mit seinen Gedanken versuchte er ihn zum weiterfahren zu verleiten.

Doch, als hätten gerade diese Gedanken KITT erreicht, riefen sie eine andere Reaktion hervor.

Entsetzt beobachtete Michael, wie die weißen, dreiecksförmigen Leuchten des Rückwärtsganges aufleuchteten.

Langsam, fast als wäre er unsicher, setzte der Trans Am zurück, scherte mit dem Heck in die Richtung aus der er zuvor gekommen war, um dann ebenso langsam wieder vorwärts zu fahren.

Alarmiert richtete Michael sich wieder auf und griff nach dem Zündschlüssel.

Protestierend kam der Motor unter der großen Haube zum Leben und Michael versuchte, in dem ausgeleierten Getriebe, den 1. Gang zu finden.

Mit einem Satz schoss der Chevy aus der Parklücke, und fast wäre er in den nun vor ihm befindlichen KITT hinein gekracht.

Rein automatisch hatte Michael das Lenkrad herum gerissen. KITT hatte ebenfalls abrupt abgebremst.

Einen Augenblick starrte Michael auf die undurchdringlichen schwarz getönten Scheiben.

Vor seinem inneren Auge zeigte sich das Bild, was sich ihm nicht in echt darbot.

Ein bunt erhelltes Armaturenbrett, blinkende Skalen, ein seltsam anmutendes Lenkrad, worüber sich ein schwarzes Feld mit drei roten Balken befand.

Bilder über Bilder wechselten sich ab.

Nein, er durfte hier nicht stehen bleiben.

Mit durchdrehenden Reifen beschleunigte er das Fahrzeug.

Er wusste, KITT zu entkommen würde nicht einfach sein, aber wenn Gangster dieses Kunststück vollbrachten, müsste es ihm doch auch möglich sein?

Eine weitere Stimme meldete sich in ihm. Eine die ihm bekannt war. Sie hatte ihn Jahre lang begleitet, ihm immer wieder aus verzwickten Situationen auf die richtige Fährte geführt. Doch dieses Mal war sie zu schwach.

Die Frage, warum er vor seinem besten Freund flüchtete, wurde von der anderen Stimme in ihm verschluckt.

 

Q

 

Nachdem Angel in dem Tunnel untergetaucht war, hatte er sich dazu entschlossen zurück zum Parkplatz zu fahren, um sich in der Nähe der anderen an einer günstigen Position zu platzieren.

Das, das Gelände für Autos eigentlich gesperrt war, hinderte ihn nur so lange daran es nicht zu befahren, bis ihn, im Falle, dass menschliches Leben in Gefahr war (im speziellen Bonnies), seine Programmierung zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen ließ.

Die Absperrung würde kein Hindernis für ihn darstellen. Ob er jetzt direkt durch sie hindurch fuhr, oder mittels des TURBO BOOSTs über sie hinweg setzte, spielte keine Rolle.

Vielleicht wäre der TURBO BOOST dem Durchbrechen der Mauer vorzuziehen?

Die Foundation hatte schon genug Schreiben von städtischen und privaten Einrichtungen wegen Sachbeschädigung.

Und würde es nicht hier her passen, wenn er wie eines dieser vierbeinigen Tiere, über das Hindernis hinweg spränge?

Tief in seinen Überlegungen versunken, glitt er an den Reihen der geparkten Autos vorbei, zurück zu dem berechneten Punkt hinter den Zuschauertribünen.

In der vorletzten Reihe bremste er leicht, und bog nach rechts ab.

Eigentlich hätte er jetzt wieder beschleunigen können, aber stattdessen ließ er sich einfach ausrollen.

Etwas stimmte hier nicht. Der SURVEILLANCE MODE war noch immer eingeschaltet, doch nahm dieser nichts besonderes wahr. Was hatte ihn also aus seinen „Gedanken“ gerissen?

Sein Scanner tastete die Autos um ihn herum nun genauer ab.

Ein hellblauer Chevy älteren Baujahres stand nicht unweit von ihm unter einem großen Kastanienbaum, tief verborgen in dessen Schatten.

Er konnte keine besonderen Merkmale an dem Auto feststellen. Und trotzdem schien er ihm bekannt zu sein.

In sekundenschnelle suchte KITT die Überwachungsaufnahmen aus der Tiefgarage heraus. Dort hatte er den Wagen das erste Mal gesehen.

Ein weiteres Mal hatte er ein vergleichbares Modell nach dem Vorfall unter der Brücke vor sich gehabt. Nachdem Angel, Michael nicht in dem VW Käfer vorgefunden hatte.

Er legte die beiden Bilder nebeneinander und verglich sie.

Es war, der ein und derselbe Wagen. Und dieser stand wiederum keine zehn Meter von ihm entfernt, in den Parkreihen.

Angel hatte mit seiner Vermutung Recht gehabt.

Michael war DuSants Ruf gefolgt.

Vorsichtig setzte er rückwärts. Er wollte Michael nicht erschrecken und ihn mit einer überstürzten Handlung zu einer Flucht treiben.

Doch genau dies geschah.

Laut seinen Sensoren startete der Chevy wie von allein und kam ihm mit einem Satz entgegen.

Reaktionsschnell betätigte er seine Bremse. Der Chevy schwenkte gleichzeitig vor ihm nach rechts und kam zum Stand.

Die stark verdreckten Scheiben verhinderten die Sicht in das Innere, und so schien es für einige Sekunden, als würde ihn der andere Wagen studieren.

Dann schoss er vorwärts, raste an den Reihen entlang davon.

Für die Länge eines Herzschlages blieb KITT an der Stelle stehen. Seine Prozessoren errechneten einen Weg, den Wagen zu stellen, und Michael zum Umsteigen zu überreden.

Fürs erste entschied er sich dem Fahrzeug den Fluchtweg abzuschneiden.

Mit einer gezielten 180° Drehung brachte er sich in die entgegengesetzte Richtung und beschleunigte aus dem Stand.

Der Chevy hatte schon einen großen Vorsprung, doch KITT konnte trotz seines Äußeren auch auf unbefestigtem Untergrund mit hoher Geschwindigkeit fahren. Was dem Chevy nicht möglich war.

Sie kamen der Ausfahrt immer näher. Lagen auf gleicher Höhe.

Noch einmal alles aus seinem Motor heraus holend, beschleunigte KITT auf den letzten 50 Metern, um den ausschlaggebenden Vorsprung herauszuschlagen, den er um Michael den Weg abschneiden zu können benötigte.

Voll auf das andere Auto konzentriert, bemerkte er das, vor ihm ausscherende, Auto viel zu spät.

Für den TORBO BOOST hatte er zu wenig Geschwindigkeit, und für den SKY MODE waren die Platzverhältnisse zu gering.

So blieb ihm nur eine Möglichkeit.

Seine ganze Bremskraft anwendend, brachte er den Trans Am mit der gesenkten Schnauze keine drei Zentimeter von der Beifahrertüre des Lincolns zum Stehen.

Wobei er nochmals einige Millimeter zurückfederte.

KITT konnte nun das erste Mal verstehen, wie sich Michael all die Jahre gefühlt hatte, wenn ihnen der eine oder andere Verbrecher durch die Lappen gegangen war.

Frustration und Enttäuschung waren nun für ihn mehr als greifbar, als der alte Chevy aus seinem Ortungsbereich entschwand.

 

 

Q