Kapitel 5
Leise vor sich hinmurmelnd, lag Bonnie unter KITTs Karosserie. Ab und zu konnte man einen härteren Ausdruck von ihr hören. Michael stand schon eine ganze Weile da, und schaute auf das Paar, wunderbar langer Beine. Er grinste vor sich hin. Das war Bonnie. Ca. 1,70m groß, schlank mit brünetten Haaren, die jetzt wahrscheinlich durch die Arbeit unter dem Wagen etwas zerzaust waren. Er war viel zu sehr in seine Gedanken vertieft, die sich um die Person zu seinen Füßen drehten, um rechtzeitig zu bemerken wie sie auf einmal, auf dem flachen Brett, vorschoss. Sie krachte ihm voll gegen seine langen Beine. " Verdammt, musst Du immer im Weg rum stehen? Vielleicht hat der Herr schon gemerkt? Ich arbeite hier! Oder zumindest versuche ich es." Bonnie regte sich, für Michaels Geschmack, mal wieder viel zu sehr auf. Was ja eigentlich schon Gewohnheit war. Michael rieb sich während dessen die schmerzende Stelle, half ihr dann aber, geflissentlich auf die Beine. Im Gegensatz zu einer zerzausten Bonnie, stand nun eine Bonnie mit Pferdeschwanz vor ihm, die bis auf einen Ölfleck auf ihrer linken Wange, ganz präsentabel aussah. " Was hast Du Dir eigentlich gedacht? Kitt ist kein Geländewagen. Der Auspuff hängt nur noch an ein paar Verankerungen und die Vorderachse hat einen Schlag, dass es mir, mit normalen Mitteln nicht mehr möglich ist die Spur ein zustellen. Von den Stoßdämpfern, die ich ganz ersetzen muss einmal abgesehen, ist die ganze Elektronik beeinflusst worden, und Du weißt haargenau, wie empfindlich Kitt ist!" Michael machte ein schuldbewusstes Gesicht. Was konnte er dafür, das diese Verrückte ihre einzige Fluchtmöglichkeit, in den Weiten der unbefestigten Nebenstrassen (die keine waren) suchte. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Bonnie unter KITT griff, und mit einem Ruck dessen Auspuff hervor zog. Dieser löste sich mit einem ohrenbetäubenden Krachen. Michael wunderte sich schon, dass KITT nichts sagte, als Bonnie ihm, überraschender Weise, das Rohr samt Topf in die Hände schmiss. Dann verließ sie in Windes Eile den Raum. Michael schaute Bonnie hinter her, als sie den Raum in größter Eile verließ. Fast so als würde sie vor ihm flüchten. Er schaute den Auspuff in seinen Händen lange an, und legte ihn dann auf eine Werkbank in seiner Nähe. Manchmal verstand er Frauen, im besonderen Bonnie, überhaupt nicht. Er bückte sich um ins Innere von KITT schauen zu können, nur um fest zu stellen, dass ihn Bonnie deaktiviert hatte. Er öffnete die Türe und ließ sich in den Sitz fallen. Irgendwie war es noch deprimierender, KITTs Inneres nicht wie sonst leuchten zu sehen. Er langte unter das Armaturenbrett, und betätigte dort den Schalter von KITTs Stromzufuhr. Sogleich fuhren die Systeme wieder hoch, die verschiedenen Anzeigen und Leuchten erstrahlten wieder vor ihm. Noch während er dieses Schauspiel betrachtete, öffnete jemand auf der anderen Seite die Türe. Lenard steckte seinen Kopf unter dem Türrahmen herein. " Darf man Dir Gesellschaft leisten?" Michael machte eine unbestimmte Geste mit seiner Hand, die Lenard als Zustimmung deutete. Er ließ sich in den Sitz gleiten. " Der Graf hat vor ein paar Minuten angerufen. Er möchte gerne nochmals mit uns reden, hauptsächlich auch um sich noch persönlich bei uns bedanken. Wir sollen also nochmals bei ihm vorbei schauen. Unsere Miss Smith hat alles zugegeben, und das Versteck der noch fehlenden Schmuckstücke preisgegeben. Somit ist der Fall abgeschlossen. Was hast Du als nächstes vor?" Fragte ihn Lenard erwartungsvoll. Michael zuckte mit den Schultern. " Kommt darauf an was Devon mir als nächstes gibt." Lenard drehte sich auf dem Beifahrersitz zu Michael hin. Ernst schaute er ihn an. " Ich hab Dir doch von Michael Long erzählt. Er war mein bester Freund. Kein Mensch stand mir je so nahe wie er. Und ich habe auch keinen mehr so nah an mich heran gelassen. Als Du mich Lenny nanntest, hatte ich das Gefühl Michael Long wieder vor mir zu haben. Jeder andere der es gewagt hätte mich so zu nennen, hätte riskiert eins von mir über zu bekommen. Aber bei Dir hatte ich das Gefühl, dass alles seine Richtigkeit hat. Ich kann Dir nur eins sagen, Michael. Es wäre mir eine Ehre, Dich als Freund zu haben. Michael Long hätte da ganz bestimmt nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass er in Dir weiter lebt. Du bist ihm nicht nur sehr ähnlich, nein Du bist er." Bedeutungsvoll schaute Lenard Michael tief in die Augen, legte seine Hand kurz auf seine rechte Schulter, und wandte sich dann ab, um das Innere von KITT zu verlassen. Michael schaute ihm noch nach, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war. " Was hat Mr. McAllister damit gemeint, dass Sie Michael Long sind? Glauben Sie, dass er weiß, wer Sie einmal waren?" Ließ KITT sich nun vernehmen. Noch immer schaute Michael nachdenklich in die Richtung, in die Lenard verschwunden war. " Ich weiß es nicht. Seinem Verhalten nach könnte er es zumindest ahnen. In dem Falle scheint er aber zu verstehen, dass ich die Vergangenheit nicht mehr hervor graben will. Aber ich bin nicht deshalb hier." Michael wandte sein Gesicht wieder dem Armaturenbrett zu, und betrachtete die verschiedenen Leuchten und Anzeigen. "Ich wollte mich nach Deinem Befinden erkundigen. Ich hoffe es war nicht so schlimm, wie es ausgesehen hat?" " Es waren mehr mechanische als elektronische Teile beschädigt, doch wie Sie sich vielleicht schon denken können, war Bonnie hier von, nicht sehr begeistert." Antwortete ihm KITT. " Das habe ich gemerkt. Sie hätte mir am liebsten die Augen ausgekratzt. Schlussendlich hat sie mir Deinen Auspuff in die Hand gedrückt, und ist dann aus dem Raum geeilt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her." Michael zuckte wiederholt mit den Schultern. " Sie dürfen Ihr das nicht verübeln, da Sie mich nun schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche, wieder zusammen flicken durfte. Sie wurde in letzter Zeit sehr gefordert. Und beklagen Sie sich nicht ständig darüber, dass Sie mal dringend Urlaub bräuchten? Denken Sie nicht, das Bonnie das gleiche zusteht? Sie trägt ebenso ihren Teil der Arbeit hinzu, wie Sie. Sehen Sie Bonnie bitte nicht als selbstverständlich." Michael schaute verwundert auf das rot aufleuchtete Display der VOX-BOX. " Vielleicht hast Du ja recht. Ich werde mal schauen, wo sie steckt. Vielleicht kann ich ja noch etwas retten." " Gehen Sie bitte vorsichtig vor. Bonnie ist wahrscheinlich in einer sehr gereizten Stimmung." " Was Du nicht sagst." Er drehte sich um, und machte sich auf die Verfolgung von Bonnie. Er konnte sich schon denken welchen Weg sie eingeschlagen hatte. Und tatsächlich konnte er vor der Türe zu Devons Arbeitszimmer, Bonnie lautstark hören. " Ich kündige. Ich sehe es nicht ein, Kitt ein ums andere Mal zu reparieren, nur das dieser hergelaufene Dummkopf von einem Mann, ihn im nächsten Moment wieder auseinander nimmt. Ich kann`s nicht länger mit ansehen, wenn er Kitt..." dann konnte er sie nicht mehr verstehen, das weitere sagte sie wieder in normalem Ton. Devon murmelte etwas Beruhigendes, so klang es jedenfalls in seinen Ohren. Auf einmal ging die Türe vor ihm auf, zum Glück nach innen, sonst hätte er sie voll abbekommen, und er stand der überraschten Bonnie gegenüber. Der überraschte Ausdruck blieb aber nicht lange, und wich wieder ihren zornsprühenden Augen. " Bonnie, es tut mir leid. Es war doch keine Absicht von mir, Kitt zu beschädigen. Ich habe doch nur meine Arbeit getan." Sie schnaubte. In ihren Augen konnte er sehen wie sie gefühlsmäßig schwankte. Zuerst sah es so aus, als würde sie sich wieder beruhigen, doch dann fuhr sie ihn an: " Deine Arbeit? Natürlich! Tag für Tag setzt Du Kitt Gefahren aus. Immer wieder bringst Du ihn mir zum zusammenflicken. Ich kann es aber nicht mehr mit ansehen, wie Du mit ihm davon fährst. Immer wieder hab ich ein Bild vor Augen, dass ich Euch vielleicht nicht zurück kommen sehe. Vielleicht kommt auch eines Tages, der Tag, an dem Du auseinander genommen wirst. Aber im Gegensatz zu Kitt, kann ich Dich nicht wieder zusammensetzen." Jetzt war es heraus. All das Gerede um KITT, entsprang mehr oder weniger der Sorge um ihn. Damit hatte er nicht gerechnet. Viele Jahre schon arbeiteten sie nun schon miteinander, doch niemals hatte sich Bonnie der Arbeit wegen beschwert. Er konnte sehen, wie sie in sich zusammen brach. Die Wut hatte sie bisher aufrecht gehalten. Nun hatte sie diese an ihm ausgelassen. Er wollte auf sie zugehen, und sie tröstend in die Arme nehmen, doch sie wich zurück. Aus verletzten Augen schaute sie zu ihm auf, machte einen Schritt zurück und rannte dann weinend, um ihn herum, aus dem Haus. Er schaute ihr nach. Sollte er ihr folgen? Eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. " Lassen Sie, sie. Sie braucht eine Weile um mit sich ins Reine zukommen. Im Moment können Sie nichts machen." Devon schaute, auf seine väterliche Art, verständnisvoll zu ihm hoch. " Und was soll ich dann machen?" " Sollten Sie sich nicht nochmals beim Grafen melden? Nehmen Sie Mr. McAllister mit, und machen Sie sich auf den Weg. Ich denke, ich werde einen neuen Fall auf dem Schreibtisch liegen haben, bis Sie zurück kommen." Michael stöhnte. " Und ich dachte, ich könnte für ein paar Tage Urlaub haben." Devon machte ein verdutztes Gesicht, worauf Michael lachen musste. " O.k., ok. Ich mach mich ja schon auf den Weg." Somit verabschiedete er sich von Devon und machte sich auf die Suche nach Lenard.
Michael fand Lenard auf der Terrasse hinter dem Haus, wo er einen guten Blick über den, dahinter liegenden Swimming Pool, hatte. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. " He, Kumpel. Darf man fragen woran Du gerade denkst?" Lenard drehte sich zu Michael herum, als er dessen Stimme hinter sich vernahm. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. " Ihr habt es wirklich schön hier. Dein Job hätte ich auch gerne. Einen solch guten Arbeitgeber wie die Foundation, einen Chef wie Devon Miles, eine Arbeitskollegin wie Bonnie, und dann auch noch einen Partner wie Kitt zu haben, der einem allzeit den Rücken deckt. Da kann man wirklich neidisch werden." Michael musste lachen. Er ging zu Lenard hinüber und legte seinen Arm über dessen Schulter. " Nun, dann würde ich Dir raten, bei der Polizei zu kündigen, und Dich bei der Foundation zu bewerben. Aber ich sag Dir gleich, Kitt ist mein Partner, den gib ich nicht her, um alles in der Welt nicht. Da musst Du schon schauen, ob man Dir ein anderes Fahrzeug zur Verfügung stellt. Aber ich glaub da sieht's schlecht für Dich aus. Soviel ich weiß, ist kein weiteres Fahrzeug geplant. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wir sollten doch noch beim Graf vorbei schauen. Ich würd sagen, wir machen uns mal auf den Weg." Zusammen verließen sie die Veranda, und gingen zur Hofeinfahrt, wo KITT vor dem Haupteingang parkte. " Hi Kumpel. Bist Du fertig? Können wir uns auf den Weg machen?" Michael wunderte sich, dass KITT nun schon fertig war, da er kürzlich noch in der Werkstatt gestanden hatte. Doch da er nun hier stand, hieß wohl, dass er fertig war. " Bonnie hat mich vor knapp 10 Minuten entlassen. Wir können also wieder auf Verbrecherjagt gehen." Michael schüttelte den Kopf. " Nicht so schnell Kumpel. Bist Du so ungeduldig, kannst es wohl nicht abwarten? Nun im Moment haben wir noch keinen neuen Fall, zuerst müssen wir nochmals nach Chicago, dem Graf einen letzten Besuch abstatten." Michael griff nach dem Türgriff, wobei die grünen LEDs darunter aufleuchteten, als KITT ihm diese öffnete. Lenard stieg auf der anderen Seite ebenfalls ein, worauf Michael den Motor startete, und vom Hof fuhr.
Wieder hatte es Michael geschafft Chicago zur Rush Hour zu erreichen. Dieses Mal wollte er sich erst gar keine Arbeit machen, und somit Ärger ersparen, und schaltete bei den ersten Anzeichen eines Staus, KITT auf Automatik. Dieser suchte sich sogleich seinen Weg durch die verwinkelten Straßen, und hielt wenig später vor den Türen des Hotels. Er konnte den Grafen am Balkongeländer stehen sehen, rechts und links von ihm, die versteinerten Gargoyles. Der Graf winkte ihnen kurz zu. Als Michael und Lenard ausgestiegen waren, rief ihnen der Graf zu, dass er zu ihnen herunter kommen würde. Michael lehnte sich über KITTs Dach zu Lenard hinüber und meinte schmunzelnd: " Jedes Mal, wenn ich diesen Grafen sehe, fühle ich mich an Graf Dracula erinnert. Ich bekomm regelrecht eine Gänsehaut. Und dann noch diese riesigen Wesen, die er seine Freunde nennt. Aber ich denk, sie sind in Ordnung." Lenard wollte schon etwas erwidern, doch der Graf kam schon aus dem Foyer zu ihnen herüber. " Gut gemacht, Michael. Nun sind alle Stücke wieder da. Selbst das Falkenauge ist wieder aufgetaucht. Gute Arbeit, ihr beiden." Der Blick des Grafen, glitt über KITTs Karosserie, die in der spätnachmittäglichen Sonne irisierte. " Wie ich sehe, haben Sie ihren Freund zurück. Mr. Miles hat mir am Telefon mitgeteilt, dass er in der letzten Verfolgungsjagd wiederholt stark mitgenommen wurde." Michaels Blick glitt zu KITT. " Bonnie hat ihn wieder hinbekommen. Sie ist die beste Mechanikerin der Welt." Der Graf nickte. " Nun haben Sie schon wieder einen neuen Fall?" " Nein noch nicht. Aber ich bin sicher, dass Devon schon einen für mich bereit liegen hat." Michael schaute hinauf zu den Gargoyles. " Richten Sie doch bitte Goliath und den anderen Gargoyles einen schönen Gruß von mir aus. Ich mach mich dann wieder auf den Weg." Michael wandte sich zu Lenard. " Soll ich Dich noch auf dem Polizeipräsidium abliefern?" Fragte er ihn. " Wär nicht schlecht, wenn Du noch so viel Zeit hast?" Michael reichte dem Grafen zum Abschied die Hand, dann drehte er sich um und stieg in KITT ein. Lenard verabschiedete sich ebenfalls noch beim Grafen und ging dann auf die Beifahrerseite um ebenfalls einzusteigen. Der Graf blieb noch stehen, beobachte wie KITTs Motor ansprang, und schaute ihm hinter her, bis der schwarze Trans Am aus seinem Blickfeld verschwand.
Michael setzte Lenard auf dem Polizeiparkplatz ab. Bevor Lenard ausstieg, drehte er sich nochmals zu Michael hin. " Also, nun ist es soweit, wieder Goodbye zu sagen. Meld Dich mal wieder bei mir. Ich hoffe wir können mal wieder miteinander solch einen Fall lösen. Es hat mir mordsmäßig Spaß gemacht, wie in alten Zeiten, auf Verbrecherjagd zu gehen." Er streckte Michael seinen Arm entgegen, worauf Michael, wie in alten Zeiten, diesen fasste und freundschaftlich drückte. " Ja bis bald." Erwiderte Michael Darauf richtete Lenard seinen Blick auf die VOX-BOX oberhalb der Lenksäule. " He Kitt, mach weiter wie bisher. War toll Dich kennen zulernen. Würd mich freuen mal wieder was von Dir zu hören." " Das beruht auf Gegenseitigkeit, Mr. McAllister." Lenard musste grinsen als er KITTs Antwort hörte. " Also dann, bis bald." Michael schaute Lenard hinter her, als dieser das Fahrzeug verließ und quer über den Hof auf den Eingang des Polizeigebäudes zuging. Kurz darauf verschwand er darin. " O.k., KITT. Fahren wir zurück zur Foundation.
ENDE