Meter
hoher Schnee türmte sich rechts und links von der Straße.
Alles
war weiß und glitzerte im hellen Mondlicht.
Milliarden
von hell leuchteten Sternen übersäten den Himmel über ihnen.
Es sah aus
als würden sie durch eine Märchenlandschaft fahren.
Michael
schaute sich, von der Landschaft verzaubert um. Wie sehr wünschte er sich, dass
Bonnie dieses Wunder ebenfalls sehen könnte.
Aber sie
war meilenweit entfernt, an der Westküste von LA.
Dort träumten
die Einwohner nur von weißer Weihnacht.
Alles
was sie machen konnten, war den Weihnachtsbaum so bunt und schön zu schmücken,
und das ganze etwas mit künstlichem Schnee abzurunden.
Doch er
hatte nun das unfreiwillige Glück, diese Schönheit mit eigenen Augen zu sehen.
Hätte April ihn nicht auf einen Fall nach Vancouver geschickt, hätte er dies
alles nicht mit eigenen Augen gesehen.
Die
Straße war nicht sehr breit, man musste sogar entgegenkommenden Fahrzeugen
Platz machen. Doch in dieser Nacht waren sie die einzigen, die allein auf
dieser abgelegenen Straße fuhren.
Die
Menschen waren mit ihren Familien zusammen, und feierten Weihnachten.
Nur er
war allein, nein nicht ganz allein, korrigierte er sich, als sein Freund sich
in seinem Kopf räusperte. Er lächelte entschuldigend.
Der
festgefahrene Schnee knirschte unter den breiten Reifen seines Freundes.
Der
schwarze Trans Am glitt mühelos über den glatten Schnee. Er selbst hatte sich
entspannt im Fahrersitz zurückgelehnt, und hatte das Fahren seinem Kumpel überlassen.
Ihr Ziel
war eine Skihütte auf dem Berg vor ihnen.
Samuel
Jackson hielt sich nach Aussage eines Informanten dort auf.
Michael
fragte sich noch immer, ob sie den steilen Weg auf den Berg überhaupt
bewältigen würden.
Doch mit
KITTs speziellen Winterreifen, die mit ausfahrbaren Spikes ausgestattet waren,
müsste dies eigentlich zu schaffen sein. Das hatte ihm zumindest mal Bonnie
erklärt.
Nun
waren sie ihrem Ziel sehr nahe, und Michael schaute den steilen Weg hinauf, der
laut KITTs Karte, zu der Skihütte führte.
„ Bist
Du dir sicher, dass es keinen anderen Weg gibt?“ fragte er in Richtung des bunt
leuchteten Armaturenbrettes. Die Anzeigen reflektierten im Dunklen auf seinem
Gesicht.
Ertönte
eine Stimme mit einem stark klingendem Bostoner Akzent.
Michaels
Blick richtete sich auf das Display der Vox-Box.
„ Ich
hab nicht gesagt, das ich Dir nicht vertraue. Ich meinte nur, ob es nicht einen
besseren Weg gibt, wie den vor uns.“
KITT
wusste von Michaels Zweifeln. Er konnte seine Gedanken, an die Möglichkeit,
dass sie im Schnee stecken bleiben könnten, sehr gut verstehen.
Er
selbst war davon mit betroffen. Ihm würde das noch viel weniger gefallen.
Doch
dies war nun mal der einzige Weg zu der Skihütte.
„ Michael Sie wissen, wenn es
einen anderen Weg geben würde, würde ich diesen auch lieber vorziehen. Und zum
anderen sollten wir Bonnies Winterreifen vertrauen.“
Michael schaute immer noch skeptisch,
den steilen Berghang hinauf, an dessen drei Meter breiten Weg, sich der Schnee
türmte.
„ Also
gut, dann fahr mal die Spikes aus. Versuchen wir unser Glück.“
Das
leise „ Klang“ war zu hören, als die Spikes aus KITTs Reifen ausfuhren.
Dann
setzte sich KITT in Bewegung.
Die
ersten 100 Meter stellten noch keinen Probleme dar, doch dann wurde der Wagen
langsamer. Leicht ruckelnd ging es einige Meter voran, dann schien es Michael,
das sie immer wieder zurück rutschten, um dann wieder einige Zentimeter zu
gewinnen.
„ Was
ist los Kitt?“ Michael schaute ungemütlich nach draußen.
„ Kein Grund zur Besorgnis, der
Schnees hat für einige Meter, nicht die Dichte, um den Spikes den vollen Halt
zu gewährleisten. Doch dies bessert sich gleich wieder.“
Kaum
hatte KITT dies gesagt, ging ein Ruck durch den Wagen. Die Spikes hatten wieder
festen Griff.
Das
letzte Stück schafften sie ohne Probleme. Sie durchfuhren noch eine letzte
Kurve, dann öffnete sich eine weite Lichtung vor ihnen.
Mitten
auf dieser Lichtung stand ein einzelnes Blockhaus, umgeben von hohen
Tannenbäumen, die über und über mit wunderschön anzusehenden, schneeweißen
Schnee bedeckt waren.
Aus dem
Schornstein des Holzblockhauses kräuselte Rauch, hinter den Scheiben konnte man
den sanften Glanz eines Kaminfeuers erkennen.
Dies
alles war so schön. Es wäre der geeignetste Ort, um Weihnachten mit seinen
Liebsten zu verbringen.
Im
Stillen verfluchte Michael Jackson dafür, das er ihm das Weihnachtsfest
vermasselt hatte.
„ Kitt,
kannst Du jemand im Haus orten?“
Seltsamerweise
erschien auf KITTs Monitor nicht wie üblich, eine Simulation der Umgebung. KITT
gab trotzdem gleich darauf eine Antwort.
Michael
wunderte sich noch kurz, stellte aber keine Frage. Darum konnte sich Bonnie
kümmern, wenn sie wieder zurück waren.
Langsam
fuhren sie auf das Haus zu.
KITT
hatte schon längst seine Scheinwerfer, wie auch alle Beleuchtung, die sie hätte
verraten hätte können, ausgeschalten.
Michael
fuhr nicht bis an das Haus heran, sondern ließ KITT kurz hinter einer
Baumgruppe stehen. Dann stieg er aus, um sich an das Haus heran zu schleichen.
Es war
eisig kalt. Seine Lederjacke, die er schon gewohnheitsmäßig immer an hatte,
schien die Kälte ungehindert durch zu lassen. Hätte er doch nur daran gedacht,
und hätte einen Parka, wie ein paar warme Handschuhe mit genommen.
Er
stapfte also durch den knietiefen Schnee, näherte sich dem Haus immer mehr.
Tiefe Spuren folgten seinem Weg.
Er hätte
mit KITT näher heran fahren sollen, schon nach kurzer Zeit hatte er kein Gefühl
mehr in den Armen und Beinen.
Endlich
hatte er das Haus erreicht. Er blickte kurz zurück an die Stelle, an der er
KITT zurück gelassen hatte. Er konnte, das sonst gut zu erkennende rote Licht
von KITTs Scanner, nicht erkennen.
Vielleicht
schaute er auch nur zur falschen Stelle, oder KITT hatte die Intensität
gedämpft. Was auch immer.
Er
wendete sich wieder dem Haus zu. Ein Blick durch das Fenster zeigte ihm ein
leeres Wohnzimmer. Um den lustig flackernden Kamin waren zwei tiefe, sehr
gemütlich aussehende Ohrensessel.
Ein
großes Eisbärenfell lag zwischen ihnen, Michael hoffte das es nicht echt war.
Er hatte
etwas gegen die Vermarktung von einstmals lebenden Tieren, die man nur wegen
ihres Felles tötete.
Ein großes
Regal mit Unmengen von Bücher war auf der anderen Seite.
Auf der
anderen Seite konnte er einen festlich gedeckten Tisch ausmachen, der unter
seiner Last, fast zusammen zu brechen zu schien.
Jackson
war scheinbar auf Besuch eingestellt.
Michael
wäre jetzt viel lieber da drin, als hier draußen.
Er
versuchte die Blutzirkulation in seinen gefrorenen Händen anzuregen, indem er
sie aneinander rieb.
Aus
seinem zähneklapperten Mund, kamen
kleine weiße Wölkchen, und ließen die Scheibe vor ihm anlaufen.
Nachdem
Michael niemand entdecken konnte, wandte er sich in Richtung Türe.
Doch
zuerst richtete er seine Gedanken nochmals an KITT, um ihn über die Verbindung
des Linkes des Neuro-Implantates, nach Jacksons Aufenthaltsortes zu fragen.
> Er
ist im hinteren Teil des Hauses. Sie können also ohne Besorgnis hinein
gehen.<
Irgendetwas
stimmte hier nicht. Michaels Haare standen zu Berge. KITT hatte sich für ihn
ungewöhnlich angehört. Michael schob dies der mentalen Verbindung zu.
Langsam
drückte er die Türklinke herunter. Ohne zu Quietschen öffnete sich diese.
Michael
betrat die wohltuende Wärme des Hauses.
Er
schaute sich in dem Raum um, konnte aber niemanden entdecken.
>
Kitt? Wo ist er?< fragte Michael über seinen Link zu KITT.
>
Gehen Sie durch den Raum, auf die hintere Türe zu. Jackson befindet sich in dem
Teil, der nach meinen Sensoren, wohl die Küche ist.<
Michael
hatte das Gefühl, dass KITT ihm irgendetwas zurückhielt, ihm verschwieg.
Fragend
zog er im Geiste eine Augenbraue nach oben.
>
Michael Sie können mir vertrauen, er ist im hinteren Teil.<
Kam
KITTs Erklärung zurück. Michael war dies alles rätselhaft, doch wenn er KITT
nicht vertrauen konnte, wem dann?
Er
schlich also weiter auf die Türe zu, und wollte sie gerade öffnen, als ihn
jemand von hinten packte und seinen Arm um sein Hals legte.
Die
Person hatte ihn in völligem Griff. Er konnte sich kaum bewegen.
Leichte
Panik erfasste ihn, dann merkte er, das der Griff nicht seine Luftzufuhr
beeinträchtigte. Wäre Jackson sein Angreifer gewesen, hätte er die Situation
ausgenutzt.
Doch um
wen handelte es sich, bei seinem Angreifer.
Als sein
Angreifer merkte, das sich Michael in seinen Armen nicht mehr wehrte, ließ er
ihn vorsichtig los.
Michael
drehte sich um, und schaute verblüfft auf den Mann vor ihm.
Niemand
anderer als Nicholas MacKenzie stand grinsend vor ihm, und nicht weit davon
entfernt standen Bonnie und April und schauten mit großen Augen zu Michael und
Nick herüber.
„ Was
hast Du dir dabei gedacht? Du hättest mich fast erwürgt.“
Maulte
Michael den noch mehr grinsenden Nick an.
„ Dich
erwürgt? Wenn ich Dich erwürgen hätte wollen, dann würdest Du jetzt nicht mehr
so mit mir reden können. Vielleicht hätte ich es machen sollen, solange ich
noch die Möglichkeit dazu hatte.“
Aus
Michaels Augen schossen Blitze.
Er schaute
hinüber zu Bonnie und April.
„ Könnt
ihr mir sagen, was hier vorgeht?“
April
schluckte, doch Bonnie kannte ihren Mann nur all zu gut, um sich vor ihm nicht
zu fürchten. Sie ging zu ihm, und schlang ihre Arme um seinen Kopf und
Schulter.
„
Fröhliche Weihnacht.“ Sagte sie laut und gab ihm einen Kuss.
Verblüfft
schaute er auf sie hinab. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
April
kam nun auch näher und erklärte:
„ Dies
sollte eine Überraschung für Dich sein. Wir haben diese Hütte gemietet, und sind
schon gestern hier her gekommen, um alles vorzubereiten.“
Michael
schaute April immer noch böse an, dann viel ihm KITT ein, und er stürzte darauf
hinaus in die Kälte.
Vor der
Türe stand zusätzlich zu KITT nun auch KARR.
KITTs
Scanner glitt zwischen seinen Scheinwerfern hin und her, Michael hatte das
Gefühl, als würde er in die unschuldig dreinblickenden Augen eines treuen
Freundes schauen.
„ Du!“
Fing Michael an, konnte dann aber nicht weiter reden, als er den hell
erleuchteten Weihnachtsbaum entdeckte.
Dieser
war vorhin noch nicht da gewesen.
„ Das
ist das Werk von KARR. Er hat das Signal zum Aufleuchten gegeben, als Du das
Haus gestürmt hast.“
Nick war
hinter ihn getreten.
„ Nun
komm schon und freu Dich doch. Oder gefällt es Dir etwa nicht?“
Bonnie
schaute fragend zu ihm auf.
Michael
schaute zurück zu KITT.
„ Du
hast von dem allen gewusst? Stimmts?“ fragte er den schwarzen Wagen vor ihm.
Nun wusste er auch den Grund, weshalb KITTs Überwachungssystem nicht richtig
funktioniert hatte. Das gleiche galt auch für KITTs merkwürdiges Verhalten.
„ Entschuldigen Sie Michael. Doch
Bonnie, April, ja sogar Karr haben mich dazu überredet. Sie sagten Sie würden
sich darüber freuen?“
Michaels Ärger verflog bei KITTs
Worten. Er schaute nochmals zu dem Baum, und dann in das Haus, zu dem festlich
gedeckten Tisch. Sein Magen knurrte.
„ Also
gut. Ich will ja nicht so sein. Gehen wir rein. Ich hab einen mords Hunger.“
Er
wollte sich schon umdrehen, als er sich nochmals KITT und KARR zuwendete.
„ Ach
so. Fröhliche Weihnachten ihr zwei Schlawiner.“
Damit
schloss er sich den anderen an, und betrat das Haus.
ã
Sabine Maier