Vampire Knight

 


Story by Sabine Maier


    

 

Michael lief taumelnd, sich mühsam an den Hauswänden entlang schleppend, durch die dunkle verlassene Gasse.

Er bemerkte kaum, wie er über ein paar umgestürzte Mülltonnen stolperte.

Sein einziger Gedanke war es, zurück zu seinem Wagen zu kommen, der unweit in einer Parallelstraße stand.

Wiederholt hatte er nach seiner Armbanduhr fassen wollen, doch diese musste er wahrscheinlich bei dem Kampf verloren haben.

Die Wunde am Hals pochte stark, hatte aber nicht groß geblutet.

Warum füllte er sich dann so schwach, als litte er an großem Blutverlust?

Kitt, wo bist du nur. Ich hätte dich nicht so weit entfernt parken sollen. 

Dachte er sehnsuchtsvoll.

Ihm kam es wie hunderte von Meilen vor, was in Wirklichkeit nur wenige hundert Meter waren.

Schwankend kam er um die nächste Hausecke, hinter der sein schwarzer Wagen noch immer stand.

 

 

Fast hätte er ihn nicht gesehen, so verschmolzen seine Konturen mit den Schatten der Nacht.

Zu schwach um sich noch länger auf seinen Beinen zu halten, die Sicht verschwamm ihm immer mehr, tastete er sich, auf die Motorhaube abstützend, hinauf zum Seitenspiegel der Fahrertüre.

„Michael, was ist mit Ihnen? Was haben Sie?“

Hörte er eine Stimme aus weiter Entfernung.

 Vor ihm öffnete sich die Türe, worauf er seine letzten Kräfte mobilisierte, um in die Fahrerkabine zu gelangen.

Im Fahrersitz, sackte er in sich zusammen, und verlor das Bewusstsein.

 

Q

Um die Mittagszeit des nächsten Tages.

 

Langsam wachte er aus einem Schlaf auf, der nur aus Alpträumen bestanden hatte.

Immer wieder hatte er den Kampf wiedererlebt.

Wie ihn dieser Mann von einer Seite der Gasse gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert hatte, als wöge er nichts.

Und dann dieses Gesicht, das über ihm schwebte. Eine einzige grotesk verzogene Fratze.

Gelbe unnatürlich leuchtende Augen, mit zu Schlitzen verengten Pupillen.

Immer näher kam das Gesicht, ein sardonisches Lächeln auf den Lippen, die sich langsam teilten und zwei lange spitze Eckzähne zum Vorschein brachten.

Zwei Hände packten ihn, drückten ihn zu Boden und mit einer blitzschnellen Bewegung senkte sich der Kopf vor ihm.

Ein kurzer stechender Schmerz, als würden ihm zwei heiße Nadeln in den Hals getrieben, dann ein Brennen, das sich von der Wunde zu seiner Schulter über den ganzen Körper auszubreiten schien.

„NEIN!“ Er saß senkrecht im Bett, schweißüberströmt.

War das nur ein Alptraum gewesen, oder Realität?

Er konnte noch immer das tiefe Lachen dieses Wesens hören.

„Michael?!“ Bonnie stürzte ins Zimmer, dass die Türe ihr fast aus der Hand geglitten wäre.

Erstaunt schaute er auf die Frau, die erschrocken und bestürzt auf ihn hinab sah.

„Was ist los Bonnie? Warum schaust du mich so an?“

Das Sprechen fiel ihm schwer. Seine Zunge klebte ihm im trockenem Munde.

„Du siehst fürchterlich aus. Man könnte nicht denken, dass du dem Tod  gerade so noch davon gekommen bist.“

„Wie bitte?“

Michael konnte nicht fassen, was seine Kollegin und beste Freundin da sagte.

Er und tot? Das konnte nicht sein.

„Kitt hatte dich kurz nach Mitternacht gebracht. Wir dachten du wärst bewusstlos, doch als

Dr. Albert dich untersuchte, konnte er nur noch deinen Tod feststellen.“

Ein leiser Schluchzer kam über ihre Lippen, doch sie erzählte sofort weiter.

„Wir hatten dich schon aufgegeben, und haben dich - Wie soll ich sagen? – Einem Leichenwagen übergeben wollen, als du ein Lebenszeichen von dir gabst. Dr. Albert hält es für ein Wunder. Später hat er dann festgestellt, dass du unter hohem Blutverlust littst. Er hat dir sofort drei Konserven verabreicht. Darauf wurden deine Vitalfunktionen auch wieder messbar, wenn auch noch sehr schwach. Dein Herz schlägt abnormal langsam, so als würde das Blut es in Bewegung halten und nicht umgekehrt. Aber das ist mir alles egal. Du lebst und das allein zählt.“

Sie beugte sich zu ihm hinunter um ihn zu umarmen.

Michaels Gesicht, lag nah an ihrem. Sein Blick fiel auf ihre Halsschlagader, die blau pochte und sich ihm entgegen zu wölben schien.

Anstatt ihren gewohnten Duft aus Parfüm und Werkstattgeruch wahrzunehmen, dachte er das, in der Vene fließende, Blut riechen zu können.

Das konnte doch nicht sein?

Er verspürte einen leichten Drang, dieses süße Elixier zu schmecken.

An was dachte er da nur?

Mit äußerster Willenskraft, riss er sich von dem verlockenden Anblick los und konzentrierte sich auf Bonnie, die sich aus seinem Griff zu befreien versuchte.

„Michael? Was ist nur in dich gefahren? Du klammerst dich an mich, wie ein Ertrinkender.“

Er hatte es nicht bemerkt, sosehr war er auf ihr Blut fixiert gewesen. Seine Hände hatten sich automatisch um ihren Kopf gelegt und ihn dort gehalten, wo er einen direkten Zugriff gehabt hätte.

Als hätte er sich verbrannt, ließ er sie los.

Überrascht schaute sie auf ihn hinab. Das war nicht Michaels Art. Sie dachte sich aber nichts weiteres dabei, und schob sein merkwürdiges Verhalten seiner körperlichen Verfassung zu.

„Eher wie ein Verdurstender.“ Antwortete er ihr dann.

„Warte ich hole dir was.“

Während sie zum Waschbecken eilte, um ein Glas mit Wasser zu füllen, überlegte er, was da eigentlich mit ihm geschehen war.

 

Q

 

Bonnie drehte den Wasserhahn wieder zu und zu Michael um.

Noch immer sah sie, vor ihrem geistigen Auge, den Blick den Michael auf sie gerichtet hatte.

Er hatte eine solche Intensität gehabt, war voller Verlangen nach ihr gewesen. Ein Verlangen, welches sie nicht verstand.

Sie kannte ihn nun schon seid Jahren, und wusste seine Blicke zu deuten, doch noch nie hatte sie ein solches unheimliches Glühen in seinen Augen gesehen.

Sie hatte in dem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, eine Gänsehaut bekommen, und ihre Nackenhaare hatten sich alarmierend zu Berge gestellt.

Für einen Moment hatte sie doch tatsächlich Angst verspürt.

Eine Angst, die sie sich nicht erklären konnte. Schon gar nicht mehr jetzt, wo er wieder so schwach und hilflos für sie aus sah.

Mit einem unsicheren Lächeln ging sie zu ihm hinüber und half ihm Schluck für Schluck das Wasser zu trinken.

Sie zuckte zusammen, als sich seine Finger über ihre Hand legten.

Sie waren so kalt. Als sie von seiner Hand aufsah und in sein Gesicht, nahm sie zum ersten Mal wahr, wie eingefallen seine Gesichtszüge waren. Die Wangenknochen stachen daraus hervor. Seine Augen lagen in tiefen Höhlen und glänzten fiebrig.

Doch am schlimmsten fand sie seine Blassheit.

Er hatte noch nie so ausgesehen, bei keinem seiner unzähligen Krankenhausbesuchen.

Er sah noch immer, mehr tot als lebendig aus.

Wiederholt spürte sie dieses ungute Gefühl in ihrer Magengegend. So als wollte sie etwas vor ihm warnen.

Doch auf der anderen Seite zogen sie auch diese Augen in ihren Bann.

Sie vermochte sich nicht zu bewegen. Immer tiefer versank sie in dem tiefen Blau.

Seine Hand hatte das Glas losgelassen und strich nun sanft ihren Arm hinauf.

Sie beugte sich weiter nach vorne, gab sich in seine Umarmung.

„So durstig.“ Kam es über seine Lippen.

Sie hörte es, doch drang es nicht zu ihrem Verstand durch.

Seine Finger strichen weiter ihre Schulter entlang zu ihrer Halsbeuge unter ihrem rechten Ohr.

„Komm zu mir.“

Verzaubert lauschte sie seinen geflüsterten Worten.

Seine andere Hand hatte nun die Stelle gefunden, unter der ihre Schlagader pochte.

Sie konnte spüren, wie ihr Blut unter seinen rauen Fingerkuppen entlang floss.

Immer mehr beugte sie sich zu ihm hinab.

 

Q

 

 

Angel wanderte ziellos durch die Nacht.

Ohne es zu bemerken hatte er die heruntergekommenen Viertel, seines üblichen Reviers verlassen. Er befand sich in den exklusiven Stadtvierteln von Los Angeles.

Ein großes gusseisernes Tor versperrte ihm den Zutritt zu einer gewundenen Auffahrtsstraße.

Rechts und links des Tores standen zwei metallene Pferdeköpfe, welche einen Ring in ihrem Maul hatten.

Angel schaute wieder durch die Gitterstäbe, die Straße hinauf, die sich in der Dunkelheit verlor.

Etwas hatte ihn hier her geführt.

Ohne große Anstrengung glitt er über das Tor. Sein langer schwarzer Mantel, der bis zu seinen Knöcheln reichte, flatterte im Wind.

Lautlos setzte er auf der anderen Seite auf, und tauchte in den Schatten der Bäume unter, welche die Auffahrt säumten.

Unbemerkt näherte er sich dem Herrenhaus und wollte an dem vor der Haustüre geparkten schwarzen Wagen vorbei.

Er hatte damit gerechnet, nicht ins Haus zu gelangen, aber keinesfalls damit, nicht mal in die Nähe der Türe zu kommen, denn in dem Moment, als sein Mantel die Schnauze des Sportwagens berührte, erwachte ein rotes Licht an dessen Kühlergrill und eine körperlose Stimme erklang neben ihm.

„Sie haben unbefugt dieses Gelände betreten. Geben sie sich zu erkennen, oder ich muss entsprechende Maßnahmen ergreifen.“

Erstaunt schaute sich Angel um, konnte aber niemanden in seiner Nähe ausmachen.

Womöglich eine automatische Alarmanlage.

Seinem inneren Gefühl wieder nachgebend, wandte er sich dem Gebäude zu und schaute an der Fassade, zu dem erleuchteten Fenster hoch.

Dies schien die Ursprungsquelle seines Gefühls zu sein.

Er konnte nun deutlich die Anwesenheit eines weiteren Vampirs spüren.

Er machte einen Schritt in die Richtung des Fenster, als hinter ihm der Motor des Wagens zum Leben erwachte.

„Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie sich zu erkennen geben sollen! Sie sind nicht befugt, sich hier aufzuhalten.“

„Es geht hier um Leben und Tod. Und allein ich kann dem Menschen da drin helfen. Er -“

Nein er musste sich berichtigen.

„Sie ist in größter Gefahr.“ Antwortete er in Richtung der Stimme.

Nun ergab das Bild von Cordelias Vision einen Sinn.

Sie hatte von einem, im Flammen stehenden Vogel geredet, der über einen Mann wachte, der etwas mit einem Ritter zu tun hatte. Doch dieser Ritter war verflucht worden, und war aus seinem hellen Licht in eine dunkle schwarze Welt hinein gezogen worden, aus der es keine Wiederkehr zu geben schien.

Nun, vor ihm stand ein „Firebird“ und laut seinem Kennzeichen, das er zufällig gelesen hatte, gehörte der Wagen einem Knight.

Was zusammen passte.

Er musste in das Gebäude.

Er schwang sich über die Hecke, die das Gebäude umgab, ignorierte das wütende Aufbrausen des hinter ihm herjagenden  Fahrzeugs, das nach wenigen Metern seine Verfolgung aufgeben musste, und kletterte an den Mauervorsprüngen hinauf, zu dem, in der lauen Sommernacht, geöffneten Fenster.

 

Q

 

Ein unstillbarer Durst schien ihn erfassen zu haben. Das Wasser hatte seinen Durst nicht im geringsten gemindert.

Stattdessen wurde der ungewohnte süßliche Duft von Bonnies Blut immer schwerer.

Hypnotisiert richtete sich all sein Handeln auf die Stelle unter ihrem linken Ohr.

Das Bonnie mehr als nur eine gute Freundin war, machte es ihm auch nicht leichter.

Zu seinem Rausch aus Verlangen nach ihrem Blut, hatte sich nun auch sein Verlangen nach ihr gesteigert.

„Komm zu mir.“

Hatte er diese Worte gerade gesagt? Fast kam es ihm so vor, als hätte etwas überirdisches seinen Körper ergriffen, und ihn in Besitz genommen.

Er war kurz davor zu bekommen, was er wollte. Das spürte er. Auch wenn er sich bis jetzt noch unsicher war, was dies war.

Da geschah es. Er merkte, wie eine Veränderung mit ihm geschah.

Er sah Bonnie aus einer anderen Perspektive, und seine Wahrnehmung änderte sich.

Seinem Geruchsinn folgten nun das Gehör und die Augen.

Er lauschte auf, das rhythmische Schlagen von Bonnies Herz, ihren beschleunigten Atem, aber durch all die Geräusche, konnte er noch ein weiteres Geräusch ausmachen.

Es kam vom Fenster.

Unbewusst hatte er KITTs Motor aufbrüllen hören. Normalerweise hätte ihn das schon warnen sollen, aber er hatte es nicht beachtet. Erst dieses neue Gefühl hatte ihn aufhorchen lassen.

Ein Gefühl als wäre jemand in seiner Nähe. Er konnte ihn deutlich spüren.

Und dann sah er ihn.

Er kauerte im geöffneten Fensterrahmen. Schaute zu ihnen hinab.

 

Q

 

Bonnie schaute völlig orientierungslos auf. Was war geschehen? Sie fühlte sich wie schlaftrunken.

Nur schwer konnte sie den Nebel, der sie umfing abschütteln.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie den dunkelgekleideten Mann auf dem Fenstersims sah.

Michael stieß sie ohne Vorwarnung von sich weg, um sich auf den Eindringling zu stürzen.

Wie ein Tier, welches sein Revier verteitigte.

 

 

 

Q

 

Angel hatte sich im Gegensatz zu Michael völlig unter Kontrolle.

Er wusste, dass die Verwandlung des neuen Vampirs noch nicht vollständig abgeschlossen war. Selbst im Falle einer vollständigen Verwandlung, wäre der junge Vampir keine Herausforderung für ihn gewesen.

Er hatte schon stärkere Gegner besiegt. Aber er wollte diesen Vampir auch nicht töten. Noch bestand die Möglichkeit der Rückwandlung. Er musste nur herausfinden, wessen Werk dies gewesen war, und das konnte er nicht solange Knight ihn, kopflos und zähnefletschend, anzugreifen versuchte.

Bisher waren erst wenige Sekunden zwischen seinem Erscheinen und Knights Bemerken vergangen, worauf dieser die perplexe Frau in seinen Armen von sich gestoßen hatte und nun mit den vielen Kabeln und Schläuchen kämpfte, die ihn davon abhielten aus dem Bett und sich auf ihn zu stürzen.

Endlich hatte er es geschafft, und da Angel nicht die Möglichkeit hatte das Zimmer zu betreten (hatte ihn auch bisher niemand herein gebeten) ließ er Knight zu sich kommen.

Der Aufprall war stark, riss ihn vom Fenstersims und gemeinsam stürzten sie die zwei Stockwerke hinab.

Angel drehte sich im Flug, brachte seinen Widersacher zwischen sich und den harten Boden.

Während er eine recht sanfte Landung hatte, presste es Michael die Luft aus seinen Lungen.

Für einen kurzen Moment wurde alles schwarz um diesen. Und genau diese Zeit nützte Angel um ihn in einem sicheren Griff zu bekommen.

Nicht sehr sanft, packte er dessen rechten Arm und drehte ihn auf Knights Rücken.

Ein leises Stöhnen war zu hören, doch Michael war noch immer bewusstlos.

Er musste zu dem einstigen Mann durchkommen. Dem Menschen helfen, Gewalt über den Vampir zu bekommen. Nur so konnte er auch mit ihm sprechen und einen Hinweis auf den hierfür verantwortlichen Vampir bekommen.

Es vergingen nur wenige Sekunden. Knight kam schneller, als von Angel erwartet, wieder zu Bewusstsein.

Gleichzeitig stob etwas mit unglaublicher Macht durch das Gestrüpp vor ihnen.

Angel konnte allein nur in das rote Licht starren.

Knapp vor Knights Knien kam das schwarze, rotäugige Etwas rutschend zum Stehen.

„Lassen Sie sofort Michael los!“

Klang es bedrohlich, von einem tiefen Knurren unterlegt, zu ihm herüber.

„Feuerdämon - ich weiß du willst allein deinen Herrn beschützen, doch glaube mir, ich will ihm nicht schaden.“

KITTs einzige Antwort war ein verärgertes Aufbrausen seines Motors. Das rote Licht an der Spitze seiner Schnauze wanderte unruhig hin und her. Doch so sehr er Michael auch helfen wollte, er kam nicht an den Mann heran.

Angel wollte sich erheben, Knight mit sich hochziehen, als die ihm schon bekannte Frau von zuvor, mit einer Waffe in ihren schlanken Händen, um die Ecke des Eingangsportal rannte, und sich neben dem schwarzen Wagen aufbaute.

„Tun Sie was Kitt sagt. Oder ich schieße.“

Angel wollte schon seinen Griff lösen, als hinter Bonnie zwei Gestalten auftauchten.

Die größere davon packte Bonnie um die Hüfte, während die andere mit einer zimperlich anmutenden Geste nach ihrer Waffe griff und sie in einer amateurhaften Haltung auf sie richtete.

„Ich würde sagen, fürs erste hören sie mal auf uns. Und rufen sie ihren überdimensionalen Wachhund zurück. Wir sind nicht ihre Feinde. Ganz im Gegenteil. Wir sind hier um ihnen zu helfen.“

„Und das soll ich ihnen glauben? Das ich nicht lache.“ Antwortete Bonnie dem, in komplett schwarzem Leder gekleideten, schlanken Mann.

Neben ihnen erstarb der Motor des Wagens.

„Kitt, was soll das?“

Bonnie versuchte sich verzweifelt aus dem festen Griff des Mannes zu befreien.

„Tun sie ihr bitte nichts.“ Kam es leise aus dem Wagen.

„Kitt!“ Bonnie konnte es nicht fassen, dass KITT klein beigab.

„Wir haben nicht vor, ihr oder ihm etwas zu tun.“

Angel war zwischenzeitlich mit Michael näher gekommen und schaute auf Bonnie hinab, nachdem er dem „Schutzgeist“ geantwortet hatte.

„Hören Sie. Wir sind hier um Ihnen zu helfen. Mein Name ist Angel, von Angel Investigation. Zusammen mit meinen Freunden Cordelia Chase und Wesley Wnydam Price.“ Angel schaute zu der Frau und dem Mann neben und hinter Bonnie. „- löse ich unerklärliche Fälle, die von der Polizei nicht gelöst werden können. Wenn sie denken mit mir vernünftig reden zu können, könnte ich Wesley sagen, sie los zu lassen.“

Bonnie nickte, worauf sie tatsächlich sofort frei war. Sie drehte sich nach den beiden anderen um, um sie sich genauer zu betrachten.

Der Mann war mindestens ein Kopf größer als sie und nestelte gerade eine unmodische Brille, mit runden Gläsern, aus seiner Tasche.

Als sie sich der Frau neben sich zuwandte, hielt ihr diese die Waffe mit spitzen Fingern entgegen. Wobei sie haargenau darauf achtete, dass der Lauf auf niemanden zeigte.

„Wo habt ihr eigentlich so lange gesteckt? Ihr hättet schon vor einer Ewigkeit hier sein sollen.“

Fragte Angel die beiden Neuankömmlinge.

Michael hatte es im Moment aufgegeben sich gegen die Kräfte seines Bezwingers aufzubegehren. Er hatte schnell gemerkt, das sein Gegner über größere Kräfte verfügte, und momentan schien er sich nicht in größerer Gefahr zu befinden.

Um so mehr er der Gruppe zusah, auf die ruhig und doch autoritäre Stimme des Mannes hinter ihm hörte, um so mehr schien sein Gehirn wieder normal zu arbeiten und sein Verstand zurück zu kehren.

Die Raserei von vorhin war verschwunden.

Er konzentrierte sich auf die Erwiderung der Beiden, die hinter Bonnie standen.

„Cordelia hatte ihren Piepser mal wieder verlegt, und nur rein zufällig habe ich ihn im Kühlschrank entdeckt, als ich mir eine Cola Light holen wollte.“

Wesley warf Cordy einen missbilligenden Blick zu.

„Und du konntest dann nicht rechtzeitig die Schlüssel deines Klappergefährts finden. Also schieb nicht mir die ganze Schuld in die Schuhe.“ Schnappte Cordy zurück.

Angel fragte sich manchmal, wie er es schaffte, mit solch tollpatschigen Menschen, gegen die schlimmsten Geschöpfe der Unterwelt anzukommen.

Wesley war ein ehemaliger Wächter von Buffy, oder hatte es zumindest versucht, war von ihr aber nie akzeptiert worden, da er viel zu jung und ohne die erforderliche Autorität war, die er als Giles Nachfolger hätte besitzen müssen.

Und dann Cordelia, eine Collegeschönheit, die fingernagelmanikürend hinter seinem Schreibtisch saß, mit Einfingertechnik auf der Tastatur ihres PCs rumtippte und am liebsten mit Tipex ihre Fehler am Monitor korrigierte.

Neben ihrem Hauptjob als Angels Sekretärin, versuchte sie ihr Glück als Starlet, doch bisher hatte sie nur kleine unbedeutende Vorsprechrollen bei drittklassischen Castings bekommen.

Doch ihren Traum einmal zu einer berühmten Schauspielerin aufzusteigen, hatte sie bisher nicht aufgegeben  und glaubte mit einer traumtänzerischen Sicherheit an ihren Erfolg.

Angel wunderte sich immer wieder über die Mitglieder seines Teams und der Entscheidung des Orakels, Cordelia Doyles Visionen zu überantworten.

Und Wesley war ein Fachmann in alten Sprachen und kannte sich mindestens, wenn nicht gar besser, wie Giles, mit Monstern und Dämonen aus. 

 

Q

 

Michael hatte sich weitgehend wieder unter Kontrolle. Der Drang den vermeintlichen Eindringling zu beseitigen hatte sich gelegt.

Jetzt wo sein Verstand wieder arbeitete, verstand er sich selbst nicht mehr.

Was war mit ihm los? Warum hatte er solch eine unsinnige Begierde für Bonnie verspürt?

Und warum hatte er sich dann auf den Fremden gestürzt? Es war keine Eifersucht, sondern eher die Verteidigung seines Eigentums. Zu dem Michael, Bonnie normalerweise nie zählen würde.

Und was noch wichtiger war, wie hatte er und der andere, den Sturz aus dem 2. Stock unbeschadet überstehen können?

„Was passiert mit mir?“ murmelte Michael.

Angel hatte die Frage deutlich gehört, verfügte er auch über ein überdurchschnittliches Gehör.

„Ich könnte es Ihnen erklären, doch dazu müsste ich sicher sein, dass sie mich nicht gleich wieder anzugreifen versuchen.“

Angel lockerte seinen Griff und ließ Michael los.

Dieser richtete sich auf und versuchte seine überstrapazierten Muskeln zu entkrampfen.

„Ich denke, dass ich mich soweit wieder unter Kontrolle habe.“

Michael wusste nicht, dass der undurchschaubare Blick Angels, höchste Konzentration verbarg. Unbemerkt wurde er von dessen übernatürlichen Sinnen überwacht.

„Wo können wir uns etwas gemütlicher unterhalten? Oder ziehen sie es vor die Nacht hier draußen zu verbringen?“

 

Sie hatten sich in den Bürotrakt von KITTs Wartungseinheit zurück gezogen.

Michael fühlte sich noch immer schwach. Mehr noch wie zuvor.

Kraftlos hatte er sich in einen der Bürosessel fallen lassen, die den kleinen Tisch umstanden.

Bonnie war voller Besorgnis auf ihn zugeeilt, wurde aber wenige Meter von ihm entfernt, von Angels Arm abgefangen.

„Ich würde ihnen abraten ihm in nächster Zeit zu nahe zu kommen. Sie sind im Moment eine zu große Versuchung für ihn.“

„Soll ich das als Kompliment verstehen?“

Bonnies Stimme troff nur so vor Sarkasmus.

„Nein ganz im Gegenteil. Sie verstehen überhaupt nicht. Das, womit sie hier konfrontiert sind, geht wahrscheinlich über ihren Verstand hinaus. Sie haben es hier mit einem Feind in ihren Reihen zu tun, der gefährlicher und tödlicher ist, als jeder Verbrecher, mit dem sie es bisher zu tun hatten. Und glauben sie mir, sie würden es nicht einmal merken, dass sie in Gefahr sind, wenn man es Ihnen direkt ins Gesicht sagen würde.

Mr. Knight sie sind im Begriff sich in einen Vampir zu verwandeln.“

Während Bonnie, Wesley offenen Mundes anstarrte, fing Michael lautstark an zu lachen.

„Sie glauben uns nicht. Na ja. Bevor mir Buffy Summers über den Weg gelaufen ist, hätte ich auch nicht daran gedacht mit einem Seelenbesitzenden Vampir und einem Wächter auf Monsterjagd zu gehen.“

Cordelia saß lässig auf der Schreibtischkante und feilte mit einer kleinen Feile, welche sie hervor gezaubert hatte, an ihren Fingernägeln.

Bonnie und Michael schauten verwirrt zu ihr hinüber.

 „Das soll wohl ein Scherz sein? Sie glauben doch nicht wirklich an so was, wie Vampire?“

 

 

Cordelia schaute von ihren sorgfältig mani - und pedikürten Händen auf und meinte mit einem gelangweilten Blick zu Angel:

„Wie wärs mit einer kleinen Showeinlage, Angel?“

Dieser reagierte zuerst nicht darauf und warf Cordelia einen missmutigen Blick zu.

Er verwandelte sich schon aus Prinzip heraus, nicht ohne einen triftigen Grund.

„Angel!“ Cordelia ließ ihre Feile wieder verschwinden und erhob sich elegant von ihrem Sitzplatz.

„Nun komm schon Angel. Zeig es Ihnen.“ Flötete sie.

„Cordelia.!“ Zischte Angel ihr entgegen.

„Spielverderber.“

Michael und Bonnie schauten gespannt dem kleinen Techtelmechtel der beiden zu.

„Was meint sie damit?“

„Ich pflichte Cordelia ausnahmsweise mal bei. Es würde ihr Verständnis um vieles vereinfachen.“ Schlug sich Wesley auf Cordelias Seite.

„Sie wollen uns weiß machen, dass Angel ein Vampir wäre? Sind wir hier in einen Film geraten? Graf Dracula im 21 Jahrhundert?“ prustete Michael los.

Nun fühlte sich Angel in seinem Stolz doch getroffen.

Mit wenigen Schritten stand er vor Michael, stützte sich links und rechts auf dessen Stuhllehne und beugte sich zu ihm hinab.

„Würde Graf Dracula an Stelle von mir vor ihnen stehen, wäre ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert.“

Völlig schockiert schaute Michael in ein verändertes Gesicht.

Wie in seinen Alpträumen glühten nun zwei gelbe, unnatürlich gelbe Augen ihm direkt entgegen.

Das Gesicht grotesk verzerrt, mit einer gelblich matten Hautfarbe.

Beim Klang der tiefen Stimme, aus der er aber im Hintergrund noch immer Angel heraus hören konnte, schreckte Michael zurück.

Nun klang dieser wie der Teufel persönlich.

Und die überlangen, spitzen Eckzähne verschärften den Eindruck beträchtlich.

„Sie könnten als Magier des Horrors eine Menge Geld auf der Kirmes machen. Das ist wirklich beeindruckend.“ Versuchte Michael die Situation zu überspielen.

Noch immer nicht, wollte er der Wahrheit ins Auge sehen.

 

Q

 

 

 

KITT hatte bisher schweigsam am Rande der Gruppe gestanden, und aufmerksam deren Gespräch gelauscht.

In der hitzigen Konversation war er völlig vergessen worden.

Selbst Bonnie, welche ihm sonst immer Aufmerksamkeit schenkte, hatte sich krank vor Sorge völlig auf Michael konzentriert.

Und Michaels Gesundheitszustand schien sich wieder verschlechtert zu haben.

Beunruhigt über dessen Aussehen, richtete er seinen Scanner auf ihn, um einen Vitalcheck auszuführen.

Unmögliche Werte erschienen auf seinem Bildschirm.

Blutdruck und Blutzuckerspiegel waren unter das Minimum gesunken.

Puls und Herzfrequenz kaum mehr messbar.

Dies mussten fehlerhafte Daten sein. Anderenfalls wäre Michael nicht in der Lage gewesen, sich über die Erklärung, er wäre ein Vampir, zu protestieren.

KITTs Selbstdiagnosesystem lief an.

Laut dem Checkup liefen seine Systeme einwandfrei, und einen Defekt seiner Sensoren war auch nicht festzustellen.

Nun kam nur noch die Möglichkeit einer Störung von außen in Frage.

Probehalber weitete er seinen Scannbereich aus, und überprüfte die anderen anwesenden Personen.

An Bonnie, sowie den beiden Begleitern des Privatdetektivs, konnte er nichts abnormes finden.

Als er diesen nun selbst unter die Lupe nahm, was zeitgleich mit dessen Verwandlung geschah, versagten seine Sensoren ein weiteres mal.

Oder konnte an den Gruselgeschichten etwas wahr sein?

 

Q

 

Angel war kurz davor zu verzweifeln. Dieser Knight wollte nicht sehen, was er direkt vor Augen hatte.

„Was soll ich denn noch tun, dass Sie mir glauben? Leider funktioniert der Spiegeltrick bei uns nicht. Ein Kreuz oder die Bibel wären eine Lösung.“

Angel blickte zu Bonnie, die aber verneinend den Kopf schüttelte.

„Michael, Bonnie. Ich glaube Mr. Angel - “

 

 

„Nur Angel. Ohne das Mister.“ Unterbrach Angel KITTs überraschende Hilfestellung müde.

„Also, äh ja, - der Herr widerspricht jeder Lehre der Biologie. Wie auch sie selber Michael. Ihre Blutwerte liegen weit unter lebensbedrohlich, ihr Blutdruck wie Herzschlag ist kaum mehr messbar. Jeder Arzt würde sie für tot erklären. Wenn ich auch nicht verstehe, wie das sein kann, so bestätigt dies die Existenz von Vampiren.“

„Ich glaub das einfach nicht. Aber das hab ich auch mal gedacht, als mich ein besserwisserischer Wagen darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich mit an das Seitenfenster gelehntem Kopf in ihm geschlafen habe. Warum soll es also nicht auch Vampire geben? Nur widersprechen Sie dann vollständig dem Bild, welches ich von einem Vampir habe. Sind diese Wesen nicht immer auf der Suche nach warmem Blut, töten Menschen und verschwinden in ihre Gruft, bevor ein Sonnenstrahl auf sie fallen kann?“

Spöttelte Michael weiter.

Angel hatte sich schon längst wieder zurück verwandelt, und lehnte lässig an einem der Metallschränke, welche die Wände säumten. Nun stieß er sich davon ab, um dann vor der kleinen Gruppe mit einem nachdenklichen Gesicht hin und her zu gehen.

Michael wusste nicht, dass er Angel an einem wunden Punkt erwischt hatte.

 „Zum Teil stimmt es, was sie gehört haben. Wir benötigen Blut. Und viele meiner Art bevorzugen sich frisches zu besorgen. Mich selbst hat man mit einem Fluch belegt. Ich soll für das Leid büßen, das ich so vielen Menschen in einem früheren Leben meines Vampirdaseins angetan habe. Ich fühle mit ihnen, kann ihren Schmerz, ihre Qualen wahrnehmen. Und nun kämpfe ich gegen das Böse auf der Welt, wie auch in mir selbst, um ein bisschen Absolution zu erhalten. - Und wir Vampire können durchaus am Tage wach sein. Wir vertragen nur keine direkte Sonneneinstrahlung.“

„Ein Vampir der nicht tötet? Von so etwas habe ich noch nie gehört. Aber bis zum heutigen Tage glaubte ich auch nicht an die Existenz von Vampiren.“

Michaels Unglauben stand in seinem Gesicht geschrieben, und war ebenfalls aus seinen Worten herauszuhören.

„Und nun behaupten sie, dass ich selbst ein Vampir sein soll?“

Darauf antwortete ihm Wesley. Angel zog es vor das Gespräch anderen zu überlassen.

„Sie sind in der Verwandlungsphase. Sie verspüren den sehr wahrscheinlichen Drang zu trinken, doch das Übliche vermag sie nicht zu stillen. Stattdessen wird ihre Aufmerksamkeit von so etwas unmöglichem wie Blut angezogen?!“

Michael musste Wesley hierbei zustimmen. Unmerklich nickte er.

„Gibt es eine Möglichkeit diesen Prozess zu verhindern?“

Um nichts in der Welt wollte sich Michael in solch ein Wesen verwandeln.

Nie wieder die Sonne zu sehen, Unschuldige töten (wo er bisher alles getan hatte um sie zu schützen), um dann selbst zum Gejagten zu werden. Eher würde er sich selbst den Gnadenstoß geben, als solch ein Leben bzw. „Nichtleben“ zu führen. Ein Schauer überlief ihn.

„Es gibt eine. Wir müssen den verantwortlichen Vampir hierfür finden und töten. Nur so können sie wieder zu dem werden, was sie waren.“

Dieses mal hatte Angel wieder eine Antwort gegeben.

„Und wie wollt ihr ihn finden?“

Bonnies Augen schimmerten von ungeweinten Tränen. 48 h ohne Schlaf, die Besorgnis um Michael und nun auch noch diese unlösbare Situation.

Angel schaute zu Bonnie. In ihr aschfahles Gesicht, in dem die Augen mit dunklen Ringen umgeben waren.

Zu deutlich konnte er ihr Leid daraus lesen. Mehr denn je verfluchte er denjenigen, der dies getan hatte.

„Ich brauche eine Beschreibung von ihm. Am besten von seiner menschlichen Gestalt, sowie den Ort des Geschehens.“

Einen Moment überlegte Michael.

Ein fadenscheiniger Hinweis von Stinky (einem Penner, der sich in diesem Milieu mehr schlecht als recht aufhielt, und seine Ohren bei jedermann spitze, um seine Informationen für etwas Bargeld weiter zu geben) hatte ihn in dieser verhängnisvollen Nacht in die Gasse geführt.

Es war nicht das erste mal gewesen. Er kannte das Risiko.

Seine Kampferfahrung, wie auch das Wissen, dass KITT nicht weit entfernt parkte, hatte ihm bisher immer Sicherheit und Schutz vor den zwielichtigen Individuen gegeben.

Doch gegen die unmenschliche Kraft eines Vampirs hatte er keine Chance gehabt.

Er war sich nicht sicher, ob es eine Falle gewesen war, oder ob er sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort befunden hatte.

„Kitt, wie sieht es aus? Hast du etwas, dass Angel helfen könnte? Ich selbst kann mich nur an diese Fratze erinnern, welche ich nicht von der, von ihnen vorher gezeigten, unterscheiden könnte.“

„Ich könnte ihnen nur mit meinem Überwachungsvideo dienen. Ich bezweifle jedoch, dass sie darauf etwas von Bedeutung erkennen werden, da mein Aktionsradius nur begrenzt ist und Michaels Kampf mit dem Mann außerhalb der Reichweite meiner Kamera lag.“

„Was ist mit deinen anderen Sensoren? Konntest du meinen Gegner orten?“

„Sehen sie selbst, Michael.“

Michael hievte sich schwer aus seinem Sessel und schwankte mehr als er ging, auf KITT zu. Angel folgte ihm vorsichtshalber, aber auch weil er sehen wollte, was der Wagen seinem Herrn zeigen wollte.

„Steigen sie auf der anderen Seite ein. Von dort haben sie einen besseren Blick auf Kitts Monitore.“

Michael zeigte zu KITTs Beifahrerseite.

Angel griff nach der Türe, die sich verhältnismäßig leicht öffnen ließ. (Normalerweise hatten diese Türen ein enormes Gewicht und lagen dementsprechend einem in der Hand.) Diese kam ihm fast wie von selbst schon entgegen.

Auf der anderen Seite hatte sich Knight schon in dem beigen Sitz entspannt zurück gelehnt und schaute abwartend zu ihm herüber.

Vorsichtig ließ er sich in den Beifahrersitz hinab.

Vor ihm befanden sich zwei Monitore, die gerade hell wurden und dann zu zwei verschiedenen Darstellungen wechselten.

Dieser Wagen war wirklich beeindruckend.

Er hatte nur einen kurzen Blick auf das gesamte Armaturenbrett gewagt, dann waren die Bildschirme auch schon zu Leben erwacht.

Auf dem linken Schirm war eine recht gut sichtbare Wiedergabe von KITTs Umgebung, wobei die digital aufgewertete Aufnahme fasst die Qualität, einer am Tage aufgenommenen aufwies.

Der zweite Monitor zeigte eine virtuelle Darstellung des Viertels, in der ein roter menschlich aussehender Körper, Michaels Position anzeigte.

Außer ihm, schien sich niemand in der Straße zu befinden, oder auch nur in der Nähe.

Aber wie sich schon heraus gestellt hatte, versagten KITTs Sensoren bei Vampiren.

Angel beobachtete, wie sich der virtuelle Michael die Straße entlang bewegte und dann völlig überraschend von der einen Seite, zu der anderen huschte.

Laut KITTs Berechnung mit einer unmöglichen Geschwindigkeit.

 

Fasziniert schaute Michael auf sein virtuelles Ich, welches gerade von etwas, was nicht zu sehen war, an die Wand nieder gedrückt wurde. Kurz sackte „Er“ in sich zusammen.

Nach, wie eine Ewigkeit erscheinenden, 3 ½ Minuten erhob sich die Gestalt von Michael und wankte davon.

Auf einmal verschwand auch diese vom Bildschirm, und Michael wollte schon fragen was geschehen war, als KITT sich meldete.

„Sie sind allein aus dem Erfassungsbereichs des Comlinks geraten, welchen sie verloren hatten. Ich musste daraufhin meine Sensoren neu auf sie justieren.“

Wie zur Bestätigung wurde nun wieder ein menschlicher Körper sichtbar, der aber nicht über die Genauigkeit des vorherigen verfügte.

„Moment. Ich glaub es nicht.“

Angel starrte auf den linken Monitor, wo er in der oberen Ecke einen Mann stehen sah, der ihm scheinbar zu zulächeln schien.

Es war ein Vampir. Selbst in seiner menschlichen Gestalt konnte Angel ihn an seiner arroganten Haltung erkennen.

 

Q

 

Er hatte nicht damit gerechnet ihn jemals wieder zu sehen.

Schon vor langer Zeit hatten sich ihre Wege getrennt. Und das nicht im Guten.

Angel kannte ihn gut. Zu gut.

In seinen Anfängertagen als Vampir, als er noch verstört und hungrig durch die dunklen Straßen seines Dorfes streifte, hatte dieser ihn unter seine Fittiche genommen, hatte ihm gezeigt, wie man als Vampir überlebte und auch in vollen Zügen auslebte.

Er hatte Angelos erschaffen.

Hatte ihn erst auf den Geschmack des Blutes gebracht.

Angelos lernte sehr schnell, dass das Beißen nicht allein des Überlebens willen diente, nein es bereitete ihm Freunde.

Immer mehr fiel sein böses Ich aus reiner Lust unschuldige Menschen an, labte sich an ihrer Angst, ihren Qualen. Er liebte es mit ihnen zu spielen, schüchterte sie bis an ihre Grenzen ein.

Der panische Ausdruck in ihren Augen, wie sie gelähmt vor ihm standen, befriedigte seinen Hunger an Machtdemonstration und steigerte seinen Durst ins Unermäßliche.

Schon nach kurzer Zeit war er weit bekannt. In den Kreisen der Dämonen, wie auch in der, der Menschen.

Doch sein ausgeschweiftes Leben hatte ein jähes Ende. Einmal zuviel hatte er ein Opfer gequält. Sein letztes Mal. Zigeuner sprachen einen mächtigen Fluch über ihn aus.

Sie war die Tochter eines alten Zigeunerbarons gewesen, und als sie nicht zu ihren Leuten zurück kehrte, sprachen die Ältesten ihr Machtwort aus. Sie schenkten ihm zur Strafe eine Seele.

Als Angel war er ihm noch einmal begegnet. Aus Freunden wurden Feinde, als Angel ihm sein Opfer unter den Händen wegschnappte, um sie vor ihm zu beschützen.

Es kam zu einem Kampf, aus dem Angel nur knapp als Sieger hervor ging.

Und nun grinste ihm dieses tot geglaubte Gesicht entgegen.

 

„Wer ist das?“

Angel schreckte aus seinen Gedanken auf, sah zu Michael hinüber, der ihm gerade eine Frage gestellt zu haben schien.

„Marquis Montblanc Du Sand.“

« Ein waschechter Marquis? Wow.“

Michael schaute zwischen Angel und dem Mann auf KITTs Monitor hin und her.

Angel versuchte noch immer mit seinen Erinnerungen, aus einer längst vergangenen Zeit, fertig zu werden.

Unbewusst hatte er all seine Muskeln angespannt.

„Er wird einen anderen Namen angenommen haben. Aber er ist noch immer der gleiche, wie vor 250 Jahren.“

„So alt sind sie?“

Angel gab ihm darauf keine Antwort. Schaute ihn nur mit einem langen Blick an.

„Mein Alter tut hier nichts zur Sache. Die Zeit läuft uns davon. Mit jeder Stunde die vergeht, verändert sich ihr Körper. Schon jetzt haben sie ein Stadium erreicht, indem ihr Körper nach frischem Blut verlangt. Ich würde ihnen raten, sich eine Bluttransfusion geben zu lassen. Das dürfte uns etwas Zeitaufschub geben. Ich werde mich inzwischen nach unserem Freund umschauen.“

Das Wort „Freund“ klang aus Angels Munde, wie eine Beleidigung.

„Ok. Vergessen sie aber nicht, sich bei uns zu melden.“

Michael lehnte sich erschöpft in die weiche Polsterung.

Hoffentlich brachte die Transfusion etwas. Er wollte Angel schnellstmöglich folgen, um diesen „Marquis“ seine Meinung zu sagen.

Angel warf einen kurzen Blick auf den Mann neben sich, zog dann am Türgriff und winkte Cordelia und Wesley ihm zu folgen.

Bonnie wollte sofort zu Michael eilen, als Angel sich nochmals umdrehte und tonlos zu ihr meinte:

„Holen sie lieber den Arzt und ein paar männliche Helfer. Und ich sage es kein 3. mal. Halten sie sich von ihm fern!“