Kapitel 4

Wiederholt fuhren sie nun den Highway Richtung Detroit. Bei der Abfahrt Michigan Lake gingen sie, wie beim letzten Mal, von der Schnellstraße. Michael schaute zum Himmel empor. Dieses mal schien die Sonne freundlich auf sie hinunter. Keine Wolke war zu sehen. Sie kamen durch Carson durch, und wenig später konnte Michael den Flughafen, bei dem sie erst kürzlich waren, in der Weite ausmachen. Nun fuhren sie an all dem vorbei. " Kitt kannst Du mir zeigen, welche Bank Miss Smith hier benutzt hatte?" Michael schaute die Straße hinunter und suchte nach der betreffenden Bank. Ihm schien diese kleine Ortschaft recht verschlafen. Schätzungsweise nicht mehr als 5000 Einwohner. Vor einem kleinen Laden standen zwei Mütter und redeten miteinander. Als sie jedoch auf den Neuankömmling aufmerksam wurden, starrten sie neugierig dem schwarzen Trans Am hinter her. Michael kannte das schon, da er schon mehrmals in Kleinstädten solch eine Reaktion hervor gerufen hatte. KITT war in solchen Käffern eben etwas Besonderes. Andere Leute schauten dem Wagen hinter her, während er die Straße hinunter fuhr. Nun hatten die Leute wieder etwas zum Tratschen. Er hoffte nur, dass Miss Smith nicht zu früh von ihm erfuhr. Endlich meldete sich KITT zu Wort: " Es gibt in der ganzen Stadt nur eine Bank, und die liegt am Ende der Straße. Wir werden sie gleich erreichen." Als Michael von der VOX-BOX wieder auf die Straße schaute, konnte er sie schon erblicken. Diese ganze Aufmachung erinnerte ihn viel zu sehr an eine Westernstadt. Es fehlte nur noch, dass der Sheriff aus seinem Büro heraustrat. Und tatsächlich, nicht unweit in einer Seitenstraße, konnte Michael die Schnauze eines Streifenwagens ausmachen. Wie immer wenn er in solch eine Kleinstadtidylle hinein fuhr, mit seinem " aufgemotzten Straßenflitzer", wie er so oft zu hören bekam, fühlten sich die ortsansässigen Ordnungshüter, von ihm auf den Schlitz getreten. Wie er es nicht anders erwartet hatte, fuhr der Streifenwagen auch sogleich los und klebte dann regelrecht an KITT`s Stoßstange. Lenard hatte dies allem etwas erstaunt zugeschaut, kniff jedoch jetzt seine Augen zu Schlitzen zusammen, als ihm der Sinn seines Arbeitskollegen klar wurde. " Das kenne ich schon. Reg Dich nicht auf. Wahrscheinlich will er uns nur auf freundliche Art aus der Stadt komplimentirren, das hab ich schon des öfteren mitmachen dürfen. Diese Sheriffs haben einfach etwas gegen Eindringlinge, die ihre so sorgsam gehütete Schafherde durcheinander bringen könnten." Michael lachte und hielt dann am Bordstein neben der Bank. Kaum das er und Lenard ausgestiegen waren, stand auch schon der Sheriff neben KITT`s Karosserie und begutachtete ihn von vorne bis hinten. Michael war sich im klaren, dass der Sheriff, während er mehrere Runden um den Wagen machte, nach einer Schwachstelle suchte, an der er seine Macht dann einsetzen konnte. Doch wusste Michael auch, dass dies bei KITT so gut wie unmöglich war. Als er also endlich nichts fand, das er bemängeln konnte, trat er missmutig auf die beiden Männer zu. Ein weiterer prüfender Blick glitt über sie, dann stand er breitbeinig vor ihnen. Michael musste sich das Grinsen zurück halten, und als er einen Blick auf Lenard warf, sah er über dessen Gesicht auch eine Andeutung eines Grinsen huschen. Der Mann vor ihnen wollte ihnen seine Macht demonstrieren, doch statt dessen, wirkte er nur großspurig. " Ich bin Deputy Arkade. Was machen Sie hier?" piepste der Mann sie an. " Wir suchen eine Frau." Michael griff in seine Jackentasche und holte ein Bild der Gesuchten heraus. Er hielt es dem Deputy unter die Nase. Dieser studierte das Bild eine Weile, zog dann geräuschhaft seine Nase hoch, und schaute dann Michael, über dem Rand des Bildes an. " Nie gesehen. Und sie können mir glauben, ich kenne alle Leute hier. Ein Fremder würde mir hier auffallen. Und im Moment gibt es nur zwei Männer in der Stadt die mir fremd sind, und das sind Sie." Er zeigte mit seinem dicken Finger auf Michael und schielte zwischendurch zu dem großen rothaarigen Mann der hinter Michael stand. Michael war sich da nicht so sicher. Viel zu schnell hatte er die Antwort heraus gesprudelt. Michael wechselte einen Blick mit Lenard und dieser bestätigte seine Annahme mit einem stummen Nicken. " Wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir uns gerne ein bisschen hier umsehen." Richtete Michael sein Wort an den Mann vor ihm. Dieser schaute daraufhin ärgerlich zu ihm empor. Doch nachdem er nochmals einen Blick auf die beiden größeren und jüngeren Männer geworfen hatte, entschied er sich doch, sie machen zu lassen. Fürs erste jedenfalls. Er murrte vor sich hin, drehte sich um und ging zu seinem Polizeiwagen. Michael und Lenard sahen, dem staubaufwirbelnden Wagen noch hinter her, bis er verschwand.


" Sehr hilfsbereite Leute hier." Lenard schaute immer noch in die Richtung, in die der Wagen verschwunden war. " Ist nicht das erste Mal, dass ich mit solchen Gesetzeshütern aneinander gerate. Und wahrscheinlich wird es auch nicht das letzte Mal gewesen sein. In einem solchem Kuhdorf wie diesem Örtchen, fällt Kitt wie ein Paradiesvogel auf. Und meistens hat die hiesige Polizei das Bedürfnis sich in den Vordergrund zu stellen. Solange sie mir auf diese Art keine Stöcke in den Weg werfen, und mich nicht bei meiner Arbeit behindern, ist mir das egal. Aber oft genug sind sie mehr hinderlich als hilfreich." Michael drehte sich zur Bank um, und betrat den Geschäftsraum. Auf der rechten Seite war ein kleiner Schalter, hinter dessen Schutzgitter eine junge Frau saß, die jetzt interessiert zu ihnen herüber blickte. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Sitzecke angelegt, auf dessen Sessel sich ein Mann, in Anzug mit dazu gehörendem Aktenkoffer, es sich gemütlich gemacht hatte. Als er die zwei Männer eintreten hörte, senkte er die Lokalzeitung in seinen Händen. Langsam stieg ein ungutes Gefühl in Michael hoch. In dieser Stadt wurden sie, seiner Meinung nach, viel zu sehr beobachtet. Wie es schien, kannte hier jeder jeden. Und Fremde waren ein gefundenes Fressen, für was auch immer. Sie traten gemeinsam zu dem Schalter, wobei Lenard dieses mal, das Bild durch die Schleuse, dem Fräulein zu schob. Sie entnahm es der Schublade und betrachtete es kurz. Wieder konnte Michael ein verdächtiges Zucken über das Gesicht huschen sehen. Wieder die Andeutung des Erkennens. " Tut mir leid, ich habe diese Frau bisher noch nie gesehen." Sie schob das Bild wieder zurück. Lenard schaute sie eine Weile schweigend an. Er überlegte scheinbar ob er die Überweisungen ansprechen sollte. Entschied sich dann aber doch dagegen. Diese Leute waren zu verstockt. Er glaubte, dass man hier sehr wohl wusste wer die Frau auf dem Bild war, aber nicht zugeben wollte. Er hatte langsam den Verdacht, dass die Menschen hier, Miss Smith deckten. " Komm lass uns gehen, wie Du siehst hat niemand sie gesehen." Michael versuchte Lenard mit seinem Blick zu übermitteln: " Lass uns auf eigene Faust nach ihr suchen." Und dirigierte ihn nach draußen. Vor der Bank stand ein umzingelter KITT, der mit genervt anhörender Stimme, ein paar Kinder und Jugendliche zu verscheuchen versuchte. Doch diese hörten erst gar nicht auf ihn und versuchten weiterhin ins Innere des schwarzen Wagens zu gelangen. Als Lenard das sah, wollte er sich schon automatisch auf sie stürzen, eine Angewohnheit seiner Arbeit, doch Michael hielt ihn an seinem Ärmel zurück. " Wir wollen doch nicht gleich der ganzen Stadt erzählen wer wir sind. Abgesehen davon ist das mein Wagen. Ich kann mir schon selbst helfen. Ich denke nicht, dass sie etwas ernsthaftes anrichten können, sie sind nur Störenfriede." In bedrohlichre Pose, ging er die paar Stufen der Bank hinunter und betrat den Bordstein. Sofort wurden die fünf Jungen auf ihn aufmerksam. Während sich die Jüngsten verschüchtert hinter die Älteren stellten, trat der Älteste auf Michael zu. " Ihr Wagen?" Er zeigte mit einem verschmutzten Zeigefinger auf KITT. " Er ist zumindest mal auf mich zugelassen. Was dagegen?" Fragte er den Halbstarken vor sich. " Tolles Gerät. Wär's vielleicht möglich, mal mit ihm zu fahren?" Michael schaute sich den Jungen vor sich genau an. Er vermutete das er nicht älter als siebzehn war, und die schäbigen Klamotten machten auch keinen so tollen Eindruck. Doch in den Augen des Jungen konnte er Ehrlichkeit erkennen, wie auch die Hoffnung, die Chance einen Wagen wie Michaels, mal fahren zu können. " Ich hab da eine Idee. Du hilfst mir Jemanden zu finden, und dafür darfst Du dann ne Runde mit meinem Auto fahren. Na was sagst Du dazu?" Der Junge schaute ihn nachdenklich an und warf einen Blick auf die anderen. Alle schauten erwartungsvoll zu ihm hin. " Also gut. Wenn ich Ihnen weiterhelfen kann. Wen suchen Sie?" Michael ließ sich von Lenard die Fotografie geben und hielt sie dem Jungen hin. Er schaute es lange schweigend und nachdenklich an, schaute nochmals zu Michael und seiner Clique und blieb dann schlussendlich bei KITT hängen. Michael hoffte im Stillen, dass des Jungen Bedürfnis größer war, als sein Drang die Frau zu decken. Und tatsächlich nach einer, wie eine Ewigkeit erscheinenden Minute, schwang sein Kopf wieder zu Michael zurück. " Sie wohnt im letzten Haus, auf der rechten Seite. Die Villa. Sie können sie gar nicht verfehlen. Darf ich jetzt mal fahren?" Michael schaute die Jungs der Reihe nach an. " Also gut. Fahr aber nicht zu schnell." Begeistert drehte sich der Junge zu KITT um, und bedeutete den anderen einzusteigen. Michael hatte davon eigentlich nichts gesagt, doch wollte er ihnen, ihre Freude jetzt nicht wieder nehmen. Fast überstürzt zwängten sich die drei Jüngeren auf den Rücksitz, während sich die beiden anderen nach vorne setzten. Und schon schoss KITT die Straße hinab. Am Ende der Straße machte er eine 180° Drehung, wobei er im aufgewirbeltem Staub fast nicht mehr zu sehen war, und fuhr dann rechts in eine Seitenstraße. Darauf konnte er KITT wohl nicht mehr sehen aber gut genug hören. Der Motor heulte ein paar mal auf, jedes Mal wenn sie an einer Kreuzung oder Biegung beschleunigten, und einmal ertönte die Hupe genau in einer Parallelstraße. Zwei Minuten später hielt KITT wieder neben Michael am Bordstein, und fünf erschrockene Jungs purzelten aus dem Auto. Sie hatten Bekanntschaft mit KITT gemacht, der jetzt mehr oder weniger ärgerlich klang. Michael schaute den davon laufenden Jungen noch hinter her, und stieg dann in KITT ein. " Was ist denn passiert, dass Du Dich so aufregst? Das kenn ich ja gar nicht von Dir?" Michael konnte es sich wohl schon denken, doch würde er KITTs Antwort gerne hören. " Das fragen Sie noch? Was würden Sie sagen, wenn solche fragwürdigen Individuen mit Ihnen die Straße hinunter rasen würden, fast jemand umfahren, und in jeder Kurve das Risiko eingehen, von der Straße abzukommen?" Michael hatte sich so was schon gedacht gehabt, als er KITTs Hupe ertönen hörte. Doch im Gegensatz zu einem normalen fahrbaren Untersatz, war KITT kein normales Auto, und sehr wohl in der Lage im Notfall einzugreifen. Was er dann ja auch gemacht hatte. " Zumindest haben wir im Gegenzug den Aufenthaltsort unserer Miss Smith gefunden. Schauen wir mal, ob sie Zuhause ist."


Die sogenannte Villa, war eigentlich nichts mehr als eine bessere Version der übrigen Gebäude in dieser Stadt. Michael parkte vor der Einfahrt zum Haus und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Er wollte ihr nicht wieder die Möglichkeit einräumen, sich zu Verdünnisieren, und überlegte deshalb alle Eventualitäten durch. Das Haus war von einer hohen Mauer umgeben, auf dessen Rand ein Draht entlang lief, von dem Michael annahm, dass er unter Strom stand, oder als Alarmanlage diente. Dahinter konnte er eine weite Rasenfläche ausmachen, die mit kunstvoll geschnittenen Büschen und Bäumen geziert war. Das Haus war in einem viktorianischen Stil gehalten, und rundete das ganze Bild ab. Weit und breit war niemand zu sehen, aber das bedeutete nicht, dass auch niemand da war. Michael wollte es aber genau wissen, und richtete diesbezüglich seine Frage an KITT. " Kitt, ist jemand Zuhause? Es sieht so verdammt ruhig aus. Oder wollen die uns wieder eine Falle stellen?" Monitor Zwei leuchtete auf, und eine 3D-Darstellung erschien darauf. Das "Gitternetzhaus" drehte sich ein paar mal um seine eigene Achse, während KITT es unter die Lupe nahm. Schon während er noch dabei war, es abzutasten, erschienen die ersten Kleckse, die einen Menschen symbolisierten. Michael zählte fünf. Zwei im Obergeschoss und drei im Untergeschoss. " Was denkst Du, sollen wir rein gehen? " fragte er Lenard. " Statten wir ihr doch einen Besuch ab, doch dieses mal fahren wir gleich mit Kitt vor die Türe. Oder noch besser, während wir uns zum Haus schleichen, fährst Du Kitt, zum Haus, und sorgst für Ablenkung. Du kannst uns dann behilflich sein, indem Du uns durch das Haus lotst. So fühle ich mich sicherer. Das letzte Mal hat es nur nicht geklappt, da wir sozusagen, blind in eine Falle gestolpert sind. Kitt, wir werden uns dann also in das Haus schleichen. Lass uns ein paar Minuten, dann verschaffe Dir Zugang und fahr zum Haus. Alles andere werden wir dass sehen. So weit verstanden, Kitt? " " Ich denke ja. Passen Sie auf sich auf. Auch Sie Mr. McAllister. " " O.K. Dann also los. " Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. An der Mauer angekommen, schauten sie beide nach oben. " Kitt, ich vermute das der Draht, oberhalb der Mauer, unter Strom steht, oder zumindest einen Alarm auslöst. Kannst Du dagegen etwas unternehmen? " Michael schaute sich aufmerksam um, während er auf KITTs Antwort wartete. " Ich kann Ihre Vermutung bestätigen. Das Drahtgeflecht steht unter Strom, und es laufen Alarmsensoren darin durch. Man würde sofort auf Sie aufmerksam werden, wenn Sie es berühren. Aber es ist kein Problem für mich, dass Sicherheitssystem zu umgehen, und den Stromkreislauf zu unterbrechen. Einen Moment bitte, ich werde mich gleich an die Arbeit machen." Kurze Zeit war es still. Dem Draht konnte man nichts ansehen. Doch dann startete KITT seinen Motor und fuhr die Mauer entlang zu einem Strom - und Verteilerkasten. " O.K. Sie können jetzt problemlos, die Mauer besteigen. " Michael griff in einen Spalt der Mauer, und wollte sich daran hoch ziehen. Lenard schaute ihn zuerst verwundert an, meinte dann aber: " Meinst Du nicht, es wäre leichter, eine Bubenleiter zu machen?! " Michael ließ sofort von der Mauer ab, und drehte sich zu Lenard herum. " Tolle Idee. Hätte mir auch einfallen können. Doch wenn man so oft allein arbeitet wie ich, da denkt man schon gar nicht mehr an so was. " " Wie bitte Michael? Bin ich denn Niemand?! Also bitte, nach all der langen Zusammenarbeit, sehen Sie noch immer keinen Partner in mir? Und was ist mit Ihrer Aussage, ich wäre Ihr Kumpel, Partner und Freund? War das, nur leeres Gerede? Dann wäre ich aber wirklich enttäuscht von Ihnen. " Tönte es beleidigt aus dem Comlink. Michael schaute überrascht auf seine Armbanduhr. " Kitt, so war das nicht gemeint. Natürlich bist Du mein Partner, Kumpel und Freund. Dies ist nur auf die Situation bezogen. Oder hast Du mir jemals über eine Mauer geholfen? " Zu spät wurde er auf seinen Fehler aufmerksam, denn sogleich kam die beleidigte Antwort auch schon zurück. " Das möchte ich doch sagen. Oder wie würden Sie die Art und Weise beschreiben, mit dem EJECT SEAT befördert zu werden? Habe ich Ihnen, da etwa nicht geholfen? " Michael seufzte. Mit KITT zu diskutieren, verlief sich für ihn immer im Sande. Gegen die Logik des Wagens hatte er keine Chance. " Jetzt reicht es Kitt. Ich hör mir das nicht länger an. " Michael wollte sich gerade wieder zu Lenard umdrehen, als KITTs Stimme nochmals erklang. " Das sagen Sie immer, wenn Ihnen etwas nicht passt, oder Sie unrecht haben. Dann heißt es nur: Halt die Klappe, und tu deine Arbeit. Ich sollte mich bei der Foundation beschweren. Sie behandeln mich nicht Vorschriftsmäßig. " " Kitt- " sprach Michael gedehnt in das Armbanduhrengerät Mürrisch antwortete ihm darauf KITT: " Ja? " " Halt die Klappe, und mach Deine Arbeit." Beleidigt über den Befehlston, konnten sie KITTs Motor aufheulen hören, der mit durchdrehenden Reifen beschleunigte, um dann wieder zum Haupttor zu fahren. " Hoffentlich hast Du ihn Dir jetzt nicht zum Feind gemacht. Meiner Meinung nach, bist Du etwas zu hart mit ihm umgegangen. Auch wenn er nur ein Auto ist. Selbst mit Tieren geht man nicht so um. " Meinte Lenard nun zu ihm, während er, leicht nach vorn gebeugt, die Hände ineinander verschränkt, vor ihm stand. Michael warf ihm darauf einen wütenden Blick zu. " Halt Dich da am besten raus." Doch nach einer Weile, sie waren gerade über die Mauer geklettert, und auf der anderen Seite wieder hinab gesprungen, setzte er doch noch mal an, um sich zu rechtfertigen. " Er wird nicht lange auf mich böse sein, abgesehen davon ist das nur ein Spiel zwischen uns beiden. Und eins sage ich Dir. Kitt ist nicht nur ein Auto, auch nicht nur eine hochentwickelte technische Maschine mit künstlicher Intelligenz - nein, für mich ist ER, wie ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, ein sehr guter Freund. Eigentlich der beste den ich je hatte. Immer zuverlässig, loyal und hilfsbereit. Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen. Ich bin froh, dass ich ihn habe. " Dass KITT, über den eingeschalteten Sender des Comlinks, mithören konnte, hatte er ganz vergessen, und so erschrak er, als auf einmal KITTs Stimme erklang. " Wenn das als eine Art von Entschuldigung gelten soll, muss ich es mir aber schwer überlegen. Abgesehen davon, ich bin jetzt vor der Eingangstüre und habe einige Aufregung damit hervorgerufen. Das gesamte Personal, samt unserer Miss Smith ist hier versammelt, und wundern sich, dass ich selbstständig hier eingefahren bin." Michael und Lenard waren an der rückwärtigen Seite des Hauses angekommen und schlichen sich an die Ecke die zur Vorderseite des Hauses gehörte. Dort schielten sie, versteckt durch die Zweige einer Zwergtanne, zum geschilderten Ereignis KITTs. Dieser stand, wie er selbst erwähnt hatte, vor dem Eingang und war umgeben von allen möglichen Leuten. Michael konnte zwei Männer an KITTs Fahrer- und Beifahrertüre erkennen, die wohl versuchten diese mit verschiedenstem Werkzeug zu öffnen, doch keinen Erfolg hatten. Michael lächelte in sich hinein. An KITT würden sie sich vergeblich abmühen. Nicht unweit von dem Getümmel konnten sie die gesuchte Miss Smith stehen sehen, die genervt, den Versuchen den Wagen zu öffnen, zu schaute. Michael überlegte wie er am besten an sie heran kommen könnte. Im Moment standen sie zu weit von ihr entfernt. Auf direktem Wege konnten sie sich ihr nicht nähern. Es gab keinerlei Möglichkeit einer Deckung. Michael entschloss sich daher dazu, das Haus zu um runden und es von der anderen Seite zu versuchen. Mit Handzeichen bedeutete er Lenard sein Vorhaben, und bat ihn hier zu bleiben. Lenard war zuerst damit nicht einverstanden, doch nachdem Michael ihm seinen Plan erklärt hatte, ließ er sich widerstrebend dazu überreden. Als Michael auf der anderen Seite ankam, hatte sich an der Situation nichts geändert. KITT stand noch immer, umzingelt von der Menschenmasse, am selben Platz und Lenards Kopf konnte er zwischen den Tannenzweigen schweben sehen. Michaels Blick schweifte über die Menge. Denn Miss Smith war nicht mehr an der Stelle, an der sie zuletzt gestanden hatte. " Kitt, wo ist dieses Frauenzimmer schon wieder abgeblieben? Gerade stand Sie doch noch, keine zwei Meter von Dir entfernt?" " Sie muss misstrauisch geworden sein. Ich konnte beobachten, wie Sie hinüber zu dem Gebäude, links von Ihnen, ging. Momentan steht Sie noch hinter einem Fenster und beobachtet das Geschehen. Doch laut meinen Sensoren, ist in dem Gebäude ein Wagen abgestellt. Sie könnte also wieder vorhaben zu fliehen. " Michael überlegte schon, ob er sich zu dem Gebäude rüber schleichen sollte, als ihm Jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken zuckte er zusammen. Sein erster Gedanke war, dass man ihn entdeckt hatte, doch der vorsichtige Blick über seine Schulter, zeigte ihm, nicht wie gedacht, den Lauf einer Waffe, sondern das ernst dreinblickende Gesicht von Lenard. " Sie will sich wieder verdrücken. Zum Glück konnte ich beobachten, wie sie zur Garage schlich. Sonst hätte sie sich womöglich wieder aus dem Staube gemacht." Lenard deutete hinüber zur Garage. " Ich weiß. Kitt hat es mir schon gesagt. Ich wollte gerade rüber schleichen, als Du mich erschrecken musstest." Michael hatte währenddessen Miss Smith nicht aus den Augen gelassen, und sah deshalb auch ihren Blick, als sie die beiden Männer in ihrem Versteck bemerkte. " Mist. Sie hat uns entdeckt. Kitt, wir brauchen Dich. Beeile Dich, sonst entkommt sie uns wieder." Vor Michaels Augen spielten sich zwei Dinge ab. Zum einem wich die versammelte Menschenmasse erschrocken zurück, als KITT`s Motor, ohne menschliches Zutun ansprang, und sich dann auch noch, vor aller Augen, der schwarze Wagen unter mysteriöser Weise, sich in Bewegung setzte. Zum anderen, worauf Michael wie auch Lenard, sein Augenmerk gerichtet hatten, heulte er in der Garage ein weiterer Motor auf und kurz darauf war das dazugehörige Auto auch schon zu sehen. Mit fast halsbrecherischem Tempo beschleunigte es vor der offenen Garagentüre, und raste dann die Hofeinfahrt hinab. Michael fluchte schon wieder vor sich hin, als er sah wie KITT noch immer versuchte aus dem Menschenknäuel heraus zu kommen. Denn diese waren zu schockiert, um dem Wagen aus dem Wege zu gehen, und da KITT`s erste Priorität darin bestand, menschliches Leben zu schützen, durfte er es nicht wagen, sich mit Gewalt Platz zu schaffen. Statt dessen fuhr er mehr oder weniger in Schritttempo, und erzwang sich mit sanfter Gewalt seinen Weg. Michael ging das alles viel zu langsam. Den Überraschungseffekt ausnützend, rannte er zu KITT hinüber und ließ sich, durch die sich selbstständig öffnende Türe, auf den Fahrersitz fallen. Als Lenard nur einen Bruchteil einer Sekunde später auf dem Beifahrersitz saß, zum Glück hatte dieser schnell genug reagiert und es ihm gleichgetan, riss Michael KITT`s Lenkrad herum und ging nun etwas rabiater wie KITT vor, indem er die Hupe mehrmals betätigte. Endlich machten ihm die Menschen Platz. Als der Moment der Überraschung vorbei war, folgten KITT`s Karosserie die ersten Kugeln, wovon die meisten nicht trafen und die wenigen, keine Wirkung an KITT`s molekularversiegelter Haut anrichten konnten. Schon nach einigen Minuten hatten sie die blaue Corvette eingeholt und klebten ihr jetzt an der Stoßstange. Staub wirbelte von der unbefestigten Straße auf, als die zwei Sportwagen auf der Hauptstraße der Kleinstadt einfuhren. Links und rechts der Straße standen die Einwohner, und gafften dem einmaligen Ereignis nach. Einige Mütter schrien nach ihren Kindern, doch diese fanden das Schauspiel, das ihnen hier endlich mal außerhalb des TV-Gerätes geboten wurde, viel interessanter. Michael musste sich bei den vielen Passanten in Acht nehmen. Dabei ging die Gefahr nicht von ihm aus, sondern eher von der Corvette, die mit viel zu hoher Geschwindigkeit, für die Straßenverhältnisse der Stadt, die Hauptstraße hinunter raste. Vor ihnen, auf der linken Seite, konnte Michael die Jugendlichen stehen sehen, mit denen er vor ein paar Stunden noch geredet hatte. Der Jüngste von ihnen, vielleicht sechs, sieben Jahre alt, hielt in seinen Händen einen kleinen, gescheckten Hund, der sich jetzt aus seinen Händen wand, und auf die Straße, genau vor die Räder der Corvette sprang. Wie nicht anders erwartet, hechtete der Junge dem Hund hinter her. Michael vermutete schon das Schlimmste, doch wundersamer Weise konnte Miss Smith ihren Wagen um die Zwei herum lenken, wobei sie gegen einen Container mit verschiedensten Materialien stieß, der sich nun auf die Straße entleerte. Nun stand Michael vor einem Problem. Links von ihm standen die Jugendlichen, rechts der umgestürzte Container, und genau, keine fünf Meter vor KITT`s Schnauze, kauerte der Junge auf der Straße und hielt seinen Hund an seine Brust gepresst. Wie ein erschrecktes Wild schaute der Junge, dem sich nähernden Wagen entgegen, unfähig sich von der Stelle zu bewegen. Eine Frau schrie auf, wahrscheinlich die Mutter des Kindes, und neben ihm zog Lenard die Luft hörbar ein. Michael war im Moment zu schockiert, so dass er nicht schnell genug reagierte, um den Knopf des TURBO BOOST zu benutzen, doch KITT hatte die Situation schnell genug erfasst, und war somit zu dem Schluss gekommen, hier schnellstens zu handeln. Die Taste des TURBO BOOST leuchtete kurz auf, dann erklang das charakteristische Zischen, und KITT stieg im Winkel von 20° über dem Kind und dessen Hund hinweg. Einige Meter dahinter setzte er, mit einem lauten Rums, hart auf der befestigten Straße wieder auf. Lenard war im Beifahrersitz zusammen gesackt und schaute zur Windschutzscheibe hinaus. Er war kalkweiß im Gesicht, und die Knöchel seiner Hände, mit denen er sich noch immer am Türgriff festklammerte, waren genauso weiß. Michael hatte sich während dessen schon wieder voll auf das zu verfolgende Fahrzeug konzentriert. Nachdem sich Lenard recht schnell von seinem Schock erholt hatte, drehte er sich nach dem so eben "überflogenem" Hindernis. Das Kind hatte sich scheinbar schneller von dem Schrecken erholt wie er, denn es rannte gerade zu seiner Mutter hinüber. Die Menschen starrten, den sich entfernenden Wagen, noch immer offenen Mundes hinter her.


Sie hatten die Kleinstadt hinter sich gelassen und rasten jetzt, auf einer sehr schlechten einspurigen Straße, dahin. Rechts und links war weit und breit nichts zu sehen, bis auf ein paar kümmerliche Büsche, Bäume und anderem Gewächs. Hoch oben, auf den abgestorbenen Ast eines Baumes, saß ein Königsadler und schaute den zwei vorbei preschenden Fahrzeugen nach. Eine lange, dichte braune Staubfahne wehte hinter den beiden Autos hinter her, wobei das zweite, von der Staubwolke des ersten, schier verschlungen wurde. Doch schien dies dem schlanken schwarzen Pontiac Trans Am nichts auszumachen. Er klebte an des Vordermann Stoßstange wie ein Magnet. Keiner der Schwenker des vorderen Wagens, hinderte ihn daran, ihm zu folgen. So ging es eine ganze Weile die kurvige Straße des Geländes entlang, da Michael bisher noch keine Chance hatte, den Wagen zu stoppen. Die Corvette war wohl KITT nicht überlegen, doch als normales Auto nicht zu verachten. Mit ihren 5L Hubraum, und 250PS, wäre sie jedem anderem Auto davon gefahren, doch KITT konnte ihr ohne weiteres folgen, und hatte zusätzlich den Vorteil, über die bessere Straßenlage zu verfügen. Seine Bodenhaftung überstieg die, der Corvette um einiges, da Michael immer wieder beobachten konnte, wie der Wagen vor ihm, in jeder Kurve aus der Spur geriet, während er mit KITT spielend um die gleiche Kurve kam. Michael schaute auf den digitalen Tachometer. Die roten Zahlen wechselten zwischen 140 und 170km/h hin und her. Er warf einen Blick auf Lenard, der verkrampft neben ihm saß und sich sicherheitshalber mal am Türgriff festgeklammert hatte. Wenn man es nicht gewohnt war, mit solch hoher Geschwindigkeit über eine schmale kurvige Straße zu fahren, konnte es schon vorkommen, das es einem dabei unwohl wurde. Jedenfalls hielt sich Lenard ganz gut, da er sich eisern unter Kontrolle hielt. " Wie willst Du die Verrückte bloß zum Halten bringen, bevor uns das von einem Baum abgenommen wird?" Fragte Lenard von der Seite, ließ die Straße aber nicht aus den Augen. " Ich hab keine Ahnung. Bisher hatte ich keine Möglichkeit nur eine von KITT`s Spezialfunktionen zu benutzen, da das Risiko zu hoch wäre. Ich möchte, wenn es geht verhindern, dass sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug verliert. Ich bin nicht auf Rache aus, sondern will sie nur in Gewahrsam der Polizei bringen." Vor ihnen bog Miss Smith in einen Feldweg ein. Der unbefestigte Boden war nicht gerade der beste Untergrund für das Fahrwerk der beiden Sportwagen, und so wurden die Insassen der beiden Fahrzeuge kräftig durchgeschüttelt. Michael drückte den Knopf des ALL TERAIN Modus, und KITT`s Chassis hob sich einige Zentimeter. Nun war KITT geländetauglich. Zusätzlich zu der erhöhten Karosserie, waren die empfindlichsten Chips, Relais und andere wichtige Computerteile geschützt oder gar, zu ihrem Schutz, abgeschaltet worden. Trotzdem wurden sie noch stark durchgerüttelt, doch nicht so schlimm wie das Fahrzeug vor ihnen. Schon nach kurzem hatte die Corvette etliche Kratzer, Beulen und Dellen. Bei jeder Mulde setzte sie hart auf. Immer wieder schabte der Auspuff über den Boden. Michael wartete schon gespannt, wann dieser sich vom Unterboden löste. Was auch nicht mehr lange ging. Schon die nächste Senke reichte aus, den nur noch an einigen Stellen hängenden Endtopf, vom restlichen Mitteltopf zu lösen. Michael wich dem sich lösenden Teil erst gar nicht aus, und fuhr darüber hinweg. Unter KITT`s rechten Vorderreifen knirschte es. Dann kam der vormals runde Topf, zusammengequetscht wieder hinten zum Vorschein. Mit zusammengebissenen Zähnen raste er dem mitternachtsblauem Fahrzeug, vor ihm hinter her. Immer wieder kam die Corvette von der Straße ab, und schlingerte mehrmals, bis ihre Reifen wieder auf der schlechten Straße Halt fanden. Michael hätte nie angenommen, dass die Straßenverhältnisse sich noch verschlimmern könnten. Doch genau dies war der Fall. Vor ihnen verlor sich die schlangenlinien bildende Spur, langsam im Untergrund der übrigen Landschaft. Trotzdem verminderte der Wagen vor ihnen nicht die Geschwindigkeit. Sie musste verrückt sein, dachte Michael sich. Kein Mensch der bei klarem Verstand war, würde es wagen mit solch einem Tempo über dieses Gelände zu fahren. Selbst ein Jeep wäre dafür auf lange Sicht nicht geeignet. Sogar KITT`s Spezialkarosserie zeigte die ersten Ermüdungserscheinungen. Monitor Nummer Zwei war vor einigen Minuten angegangen, und zeigte das Diagnosebild von KITT`s Innerem und Äußerem. An mehreren Stellen blinkte es gelb und rot. Die roten Stellen bedeuteten stark beschädigte Stellen und die gelben leicht bis stärker beschädigte. Zum Glück überwiegten bisher noch die gelben Stellen. Was KITT jedoch nicht davon abhalten konnte, sich bei Michael lautstark zu beschweren. " Michael, dürfte ich Sie darauf hinweisen, dass das Gelände, über das wir gerade brettern, nicht gerade gut für mich ist? Vielleicht haben Sie ja schon Monitor Zwei mit dem entsprechendem Mängelbericht entdeckt?!" Woher hatte KITT bloß diese Ausdrucksweise aufgeschnappt. Michael schaute überrascht und verdutzt von der verstaubten "Straße" auf die VOX-BOX über der Lenksäule. " Geht's Dir nicht gut Kitt? Oder hat Dir Bonnie eine neue Programmierung in meiner Abwesenheit verpasst? Dann kann Sie auf jeden Fall was erleben." " Nein, Bonnie hat damit nichts zu tun. Zumindest nicht direkt." Antwortete ihm darauf unwillig KITT. Was war bloß in ihn gefahren? Michael schaute wieder auf die Straße. Die Corvette schleuderte gerade um einen Felsbrocken, der mehr oder weniger, auf der Straße lag. Michael riss KITT`s Steuer gerade noch rechtzeitig herum, sonst wäre er gerade aus gefahren. " Nicht direkt? Was soll das heißen?" Michael starrte dem anderem Auto hinter her, und versuchte es mit seinen bloßen Gedanken zum Bremsen zu bringen. Die Frau war mehr als verrückt. Mit, er schaute wiederholt auf den Tacho, 70 Sachen raste sie über den unebenen Boden. Wenn nicht ein unvorhergesehenes Hindernis sie demnächst stoppen würde, würde sich ihr Auto wahrscheinlich selbst, in seine einzelnen Bestandteile zerlegen. KITT`s Antwort riss ihn wieder aus seinen Gedanken, indem er seine letzt gestellte Frage beantwortete. " Zum einem lerne ich von Ihnen und zum anderen, wenn man so oft wie ich demoliert wird, ist es da nicht verwunderlich, dass man sich mit der Zeit dagegen zur Wehr setzt?" KITT`s Stimme klang empört, doch die letzten Wörter hatte er mehr fragend als ärgerlich gestellt. Michael rutschte in seinem Sitz herum, versuchte eine bessere Stellung zu finden die er, da er bei dem letzten unfreiwilligen Satz, den KITT über eine Bodenwelle gemacht hatte, verloren hatte. Er dachte über das, von KITT Gesagte nach, wusste aber nicht genau was er darauf erwidern sollte. Ein Blick auf Lenard brachte ihm nicht viel, da dieser mit sich selber zu kämpfen hatte. Sein Gesicht war jetzt nicht mehr weiß, sondern grünlich. " Wage es bloß nicht Dich in den Wagen zu übergeben." Wandte er sich an Lenard. Dieser reagierte erst gar nicht darauf, doch KITT fühlte sich dafür um so mehr angesprochen. " So, jetzt bin ich also nur noch der Wagen. So schnell sinkt man also bei Ihnen." Michael ging das jetzt alles zu weit. Die Corvette vor ihnen wollte scheinbar einen Rekord in Geländetauglichkeit machen, Lenards Magen seinen Inhalt preisgeben, und zu alledem hatte sich KITT nun den schlechtmöglichsten Zeitpunkt ausgesucht, um sich mit ihm zu streiten. " Schluss jetzt, Kitt. Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren. Falls ich es schaffe, diesen Fall noch zu beendigen, können wir uns noch ausführlich über dieses Thema unterhalten. Also bitte Kitt, wenn Du so liebenswürdig sein könntest, und mir dabei helfen könntest, das Fahrzeug vor uns zum Stehen zu bringen, wäre ich Dir sehr dankbar." KITT schwieg darauf, doch der zweite Monitor ging an, worauf man erkennen konnte, wie KITT die Umgebung nach einer Lösung ihres Problems, analysierte. Laut der Karte ging es noch einige 100 Meter auf der Ebene weiter, an einigen Felsbrocken, Sträuchern und anderem Gewächs vorbei. Michael studierte die Karte vor sich, er hatte KITT zwischenzeitlich auf Automatik geschaltet, weil ihm das Lenkrad viel zu oft aus den Händen geglitten war. In einer ¾ Meile konnte er einen Canyon ausmachen. Die Geländeverengung endete in einer natürlichen Sackgasse. Dies würde geradezu von Vorteil sein. Doch dazu müssten sie das Fahrzeug erstmals in die entsprechende Richtung dirigieren. " Kitt, die Felsschlucht im Osten, scheint mir am geeignetsten für uns zu sein. Hast Du eine Idee, wie wir sie dazu bringen könnten, dorthin zu fahren?" Michaels Blick glitt von der Lenksäule, die immer wieder ruckartig von einer Seite auf die andere schlug, nach oben zum Feld der VOX-BOX. " Ich würde vorschlagen, wir drängen sie Stück für Stück zu der Felsformation, und zwingen sie dazu den Weg einzuschlagen, den wir ihr vorgeben. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne gleich damit beginnen." KITT beachtete zum Glück die Unstimmigkeit von wenigen Minuten nicht mehr, doch Michael wahr sich sicher, dass er das Thema zu einem anderem Zeitpunkt wieder ansprechen würde. Ihm war es recht. Das Erfassen der flüchtenden Person hatte jetzt Vorrang. " Gut Kitt. Tu was Du für nötig hältst." Von den seitlichen Säulen senkten sich die Sicherheitsgurte. Normalerweise nicht im Gebrauch, war dies ein Zeichen, dass es gleich gefährlich werden könnte. " Ich würde Sie bitten, die Gurte anzulegen. Es könnte gleich noch etwas holpriger werden." Erklärte ihnen KITT. " Würde es Dir etwas ausmachen mich vorher aussteigen zu lassen?" Lenard schaute sehnsüchtig, aus dem Seitenfenster, auf die an ihm vorbei fliegende Landschaft. " Tut mir leid. Aber wenn wir jetzt nicht an ihr dran bleiben, verlieren wir sie." Michael schaute dem blauen Wagen hinterher, der gerade mal wieder aus einer Senke auftauchte. Der linke vordere Kotflügel stand verdächtig von der Karosse ab, die Stoßstangen hatten sich schon vor ein paar hundert Metern verabschiedet. Auf KITTs Monitor konnte er erkennen, dass die Stoßdämpfer, sowie Radaufhängung und der Querlenker stark beeinträchtigt waren. An manchen Stellen der Auspuffaufhängung blinkte es auch schon rötlich auf. Es wurde also höchste Zeit dem ganzen ein Ende zu bereiten. KITT hatte sich immer näher an das Fahrzeug heran manövriert und versuchte sich nun, auf der linken Seite, auf gleiche Höhe mit dem Fahrzeug zu bringen. Stetig verminderte sich der Abstand. Doch als Miss Smith, die Absicht ihres Verfolgers erkannte, versuchte sie zuerst, dem schwarzen Wagen hinter ihr, auszuweichen und beschleunigte die Corvette um nochmals 10km/h. Dies nahm ihr der nicht geländegewohnte Wagen übel. Wie ein durchgehendes Pferd, fing der Wagen an zu bocken, nahm ihr die Kontrolle über ihn aus der Hand, und raste nun zufälliger Weise genau in die Richtung, in die KITT ihn hatte drängen wollen. Hilflos mussten Michael und Lenard mit ansehen, wie der Wagen auf die hoch aufragenden Felsvorsprünge zu fuhr. " Kitt tu etwas, bevor sie auf das Gestein trifft. Setzt Dich auf die andere Seite, und dränge sie zurück." Michael beobachtete dann gespannt wie KITT abbremste um sich zuerst wieder hinter die Corvette zu setzen, und dann auf die rechte Seite hinüber wechselte. Dort fuhr er vorsichtig immer näher an das andere Fahrzeug, bis sich schließlich seine und die, des anderen Fahrzeugs Seite berührten. Mit sanftem Druck brachte er dieses aus der Gefahrenzone, wobei sich nun KITT selbst auf Kollisionskurs mit dem Felsen befand. Lenard starrte erschrocken aus der Windschutzscheibe auf den nur noch 50m entfernten Felsvorsprung. Michael riss seinen Blick davon los, und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Innere seines Wagens. " Kitt, wenn Du nicht Bekanntschaft mit dem Felsen machen willst, solltest Du schleunigst Deine Richtung ändern." " Meinen Sie das habe ich noch nicht bemerkt. Ich tue schon alles mir mögliche um weiter nach links zu kommen, doch das andere Fahrzeug hat seinen eigenen Kopf und bringt genug Widerstand auf, um mich daran zu hindern." Nun schaute Michael seinerseits aus dem Fenster auf die näherkommende Felswand. KITT wechselte wiederholt seine Richtung, mal zeigte seine Schnauze von dem Fels weg, um dann wieder von dem anderen Wagen zurück gedrängt zu werden. In kürzester Zeit waren sie nun davor, und Michael wartete schon auf den Zusammenstoß, als KITT hart abbremste und sich dann in einer Senke, wie auf Schienen, aus der Gefahrenzone brachte. Dieses Manöver reichte nicht ganz aus, und KITT schabte mit seinem rechten Kotflügel, Beifahrertüre und Heck an dem Fels entlang. In ihren Ohren hörte sich das grässlich an. Doch sie waren noch, sprichwörtlich, mit einem blauen Augen davon gekommen. Bei KITTs Zustand hätte der Kontakt zu schlimmeren Folgen führen können. Die Schlucht machte eine Biegung und dahinter konnte man zu allen Seiten hoch aufragende Wände erkennen. Es gab kein weiterkommen mehr. Kein vor und kein zurück. Miss Smith legte eine Vollbremsung hin, worauf sich die lange Schnauze der Corvette in den steinigen Boden hinein bohrte. Staub und Steine wirbelten auf. Kaum das, das Fahrzeug stand, wurde die Türe aufgerissen, und eine wütende Miss Smith stand vor ihnen. Die kleine Derringer, in ihren Händen, war auf KITT gerichtet. Michael verdrehte bei diesem Bild seine Augen, da er dachte, dass sie vom letzten Zusammentreffen her, hätte schlauer sein sollen. Als die acht Schüsse an KITTs Haut abgeprallt waren, stieg Michael langsam aus und ging auf sie zu. Als wäre sie ein Kind, entnahm er die Waffe ihren Händen, nahm sie beim Arm und führte sie zu KITT. Dort verfrachtete er sie auf den Rücksitz. Nachdem sie ihren letzten Trumpf ausgespielt hatte, war ihr Kampfgeist gebrochen und so ließ sie sich widerstandslos in den Rücksitz fallen und schaute Blicklos aus dem Fenster. Michael setzte KITT zurück und schlich nun, über den unebenen Boden, zurück zur Straße.



Kapitel 5