Spiegelbild

 

Ort X                                             

 

Robert kam Stunden später langsam wieder zu sich. Sein Kopf brummte fürchterlich. Als er die Hand an den Hinterkopf hob, fuhr er zusammen. Ein heißer Stich fuhr wie ein Messer durch seinen Kopf. Vorsichtig öffnete er die Augen. Das helle Licht blendete ihn, doch er widerstand dem Drang sie wieder zu schließen und sah sich neugierig um. Er entdeckte seine Brüder Charlie, Rickardo und Jugin, die sich alle um Marco gekniet hatten. Charlie wurde als erster auf ihn aufmerksam.

„Robert! Wie geht es dir?“ rief er und sprang auf.

Robert antwortete nicht. Er konnte nicht. Seine Zunge wollte sich einfach nicht bewegen.

Charlie half ihm auf und nahm ihn mit zu den anderen.

„Marco ist stark verletzt worden. Wir haben zwar alle etwas abgekriegt, aber ihn hat es ganz schön erwischt.“

„Wodurch?“ murmelte Robert. Doch er bereute sofort seinen Versuch zu Sprechen.

„Er sagte, dass Thomas eine perfekte Kopie, also einen Klon erschaffen hat, der sehr an Nikita erinnert.“ meinte Rick.

„Nicht erinnert ........es ist Nikki .....ich habe mit ihr gesprochen.“

Marco brachte diese Worte nur sehr schwer heraus.

„Sie hat ......sich an Dad erinnert!“

„Das ist nichts neues. Klone besitzen immer die kompletten Erinnerungen ihres Originals. Bis zu dem Tag an dem sie erschaffen wurden, haben sie alle Erinnerungen. Darum sind Klone ja nur durch eine sehr genaue DNA-Untersuchung vom Original zu unterscheiden.“ erklärte Jugin.

„Aber, dann wundert es mich, dass Thomas Nikitas Kopie dazu gekriegt hat, Marco an zugreifen. Nikitas Wesen ist von Grund auf gut. Sie ist zwar recht unberechenbar, aber sie würde uns doch nicht töten?!“

Rick sah zwischen seinen Brüdern hin und her. Jugin nickte.

„Ja das wundert mich auch. Aber so wie es aussieht, hat Thomas es geschafft ihre Erinnerungen zu unterdrücken.“

Auf Charlies Gesicht zeichnete sich Entsetzten ab.

„Wenn er das wirklich geschafft hat, dann hat er nun eine menschliche Killermaschine.

Das ergibt doch keinen Sinn Leute. Er weiß doch, dass Klone in der Zukunft getötet werden. Weil sie zu gefährlich sind, wegen ihrer Perfektion. Perfektion bringt Eifersucht und das bringt Krieg.“

„Ja sicher Rick. Aber, gibt es einen größeren Triumph, als den, dass die Foundation von einem ihrer eigenen Leute zerstört wurde?“ Jugins Worte klangen kalt.

„Das hat doch dieser Garthe schon mal probiert. Er hat sich doch als Dad verkleidet und versucht die Foundation so zu zerstören.“ erinnerte Robert Jugin.

„Wer ist Garthe?“ fragten Rick und Charlie.

„Garthe Bishop ist der Vater von Thomas Bishop. Er und Dad, haben sozusagen, den gleichen Vater. Während Dad jedoch so was, wie adoptiert wurde, war Garthe der leibliche Sohn von Wilton Knight. Dem Gründer der Foundation. Dad war nicht immer Michael Knight. Er hieß mal Michael Long und war Polizist bei der Mordkommission von Reno. Dann wurde er angeschossen. Knight rettete ihn und gab ihm das Gesicht seines verschollenen Sohnes Garthe. Knight starb kurze Zeit später und Dad zog mit dem Prototyp der Foundation los. Ein Wagen, der sehr unseren glich. Doch er war, sozusagen, der erste der dauerhaft aktiv war. Es war KITT. Er existiert heute noch, aber wir kennen ihn eher unter dem Namen Sebastian. Dad und KITT waren damals, 1982, ein unschlagbares Team. Und sie sind es noch immer. Dad wird uns hier raus holen.“ erklärte Jugin. Er hoffte, dass er es richtig weiter gegeben hatte. Nikita hatte ihm all das auf dem Flug nach Reno erzählt.

„Dad?“

„1982?“

Rick und Charlie bedachten ihren kleinen Bruder mit einem Blick, den sie sich sonst nur für Wahnsinnige übrig hatten. Robert nahm ihn in Schutz.

„Hey, ich habe Dad selber gesehen. Also hört auf so bescheuert zu gucken. Dad holt uns hier heraus.“

„Du hast ja auf einmal viel Vertrauen in Dad!“ spottete Rick.

Robert spürte, wie in ihm die Wut hoch stieg.

„Sei ruhig!“ knurrte er.

Robert hasste es, auf das gespannte Verhältnis zu seinem Vater, angesprochen zu werden. Er wusste selber, dass er mit seinem Vater meist nicht zu recht kam. Sein Vater zwang ihn zu nichts, doch er machte ihm, seid ihm der Ausrutscher passierte, wo er in die Drogenszene abgerutscht war andauernd Vorschriften.

Früher, ja da hatten sie sich noch gut verstanden. Robert hatte angefangen Medizin zu studieren, zur Freude seines Vaters. Er war schon mit 19 Jahren mit der Schule fertig gewesen. Er war ziemlich jung gewesen für einen Studenten, doch hatte er es versucht. Als er 2 ¾ Jahr studiert hatte, traf er Linda.

So schön sie auch war, so gefährlich war sie auch. Er war nicht der einzige Student gewesen der ihr verfallen war. Sie hatte ihn mit den Drogen zusammen gebracht. Und als er damit angefangen hatte, konnte er dem Druck der von der Foundation aus auf einmal auf ihm lag nicht stand halten. Sein Vater hatte schnell gewusst, was Sache war. Also hatte er ihn vor die Wahl gestellt. Endwerder Therapie oder unbestimmte Suspendierung. Robert erinnerte sich nicht gerne an den Tag der Entscheidung zurück.

 

Michael Knight, der Leiter der FLAG stand mit gekreuzten Armen vor seinem Sohn.

„Robbi .......“setzte er an.

Traurig schüttelte er den Kopf als ihn der scharfe Blick Roberts traf. Robert hatte schnell gelernt, mit welchen Blicken und Gesten oder Worten man seinen Vater zu Schweigen bringen konnte.

„Robert, ich weiß was mit dir los ist. Verdammt, in was hast du dich da hinein geritten? Weißt du, was das für Folgen haben kann?“

Sein Sohn antwortete nicht. Er stand trotzig in der Ecke und dachte gar nicht daran seinem Vater zu antworten. Sie waren allein. Nick hatte zwar an dem Gespräch teil nehmen wollen, doch sein Vater wollte das mit ihm alleine klären.

„Du bist ein sturer Esel. Du lebst in letzter Zeit in deiner eigenen Welt. Und das alles wegen dieser bunten Pillen!“

Wut blitzte in den Augen Michaels auf.

„Was zu Teufel ist schief gelaufen? Was habe ich falsch gemacht?“ fragte er nun fast hilflos.

„Durch deine Arbeit weißt du doch nun wirklich über die Gefahr bescheid oder?!“

„Oh ja, das weiß ich! Und um dich zu beruhigen “Vater“ dich trifft absolut keine Schuld. Das ist eine Sache, die nur mich etwas angeht.“

Knight schüttelte, entschieden den Kopf.

„Oh nein, mein Sohn. Es geht genauso die Foundation etwas an. Endwerder du kommst davon los und machst eine Therapie, oder ich muss dich suspendieren.“

Robert fuhr rum.

„Wie meinst du das?“

Seine Stimme klang scharf.

„So wie ich es gesagt habe. Und nun möchte ich eine Antwort hören. Therapie ja oder nein?“

Robert empfand auf einmal nur Hass für seinen Vater.

„Nein! Ich werde es alleine schaffen. Und ich werde keine Therapie machen.“

Robert wollte sich umdrehen und gehen, doch sein Vater hielt ihn zurück.

„Dann suspendiere ich dich hiermit unbefristet. Dein FLAG Ausweiß wird gesperrt und Pamela bleibt ebenfalls hier.“

„Das wagst du nicht!“ knurrte Robert.

Die Augen von Michael zeigten jedoch nun so eine Kälte, dass Robert sich schlagartig bewusst wurde, wozu sein Vater fähig war. Vor ihm stand Michael Knight, einer der bestbezahltesten Wissenschaftler, und der lustigste allein erziehender Vater, der immer für jeden Spaß zu haben war. Doch ebenso stand da auch der Leiter der FLAG. Und momentan steckte er ganz in dieser Rolle fest.

Ein Gefühl der Leere machte sich in Roberts Kopf breit. Pamela! Sie verschwand! Sie wurde abgestellt!

Er fasste sich an den Kopf.

„Nein!“ keuchte er.

„Dad nein, bitte nicht!“

Robert stolperte zur Tür. Er wollte versuchen Pamela zu helfen. Hinter sich hörte er noch seinen Vater murmeln:

„Es tut mir leid mein Sohn.“

Robert hatte ihn verflucht und wäre er dazu in der Lage gewesen hätte er ihn am liebsten in Stücke gerissen.

 

3 Wochen später.

 

Ihm war kalt. Außerdem war ihm speiübel.

Doch das war gar nichts, gegen das Feuer, was durch seinen ganzen Körper zu kriechen schien. Es brannte alles in seinem Körper. Er befand sich in seinem Raum, in dem es nur ein Fenster gab. Der ganze Raum war mit einem weichen Teppich ausgelegt. Außerdem besaß er ein Bett. Doch er nutzte es nicht. Er saß in der Ecke des Raumes und wippte immer vor und zurück. Seine Arme fest um seine Knie geschlungen, saß er zitternd in dieser Ecke.

Man hatte in bei einer Razzia in einer Disco auf gegriffen. Er war so voll Stoff gewesen, dass er eigentlich ins Gefängnis gemusst hätte, doch sein Vater hatte das verhindert. Wieder einmal hatte ihn sein Vater gerettet.

Dafür jedoch hatte er ihn gegen seinen Willen in dieses Therapiezentrum gesteckt. Er saß nun seit 48 Stunden hier und das ohne Drogen. Sein Körper gierte danach.

Der Drang machte ihn unberechenbar. Darum durfte ihn auch niemand besuchen. Und obwohl sein Vater ihn hier rein gesteckt hatte, verspürte er ein leichtes Verlangen nach ihm. Allein seine Präsens, würde ihm helfen. Zumindest glaubte er das.

Robert bemerkte gar nicht, wie die Tür sich öffnete und jemand herein kam. Erst als er die Schritte auf dem Teppich hörte, schaute er auf.

Wer wagte es ihn zu stören?

Ein kleines Mädchen von 12-13 Jahren stand vor ihm. Sie hatte weiß-blondes Haar und große blaue Augen. Robert blinzelte. Kannte er dieses Mädchen? Sie war ihm so vertraut.

„Robbie?“ fragte sie leise.

Ja er kannte sie. Es war seine Schwester. Nikki!

„Dad hat gesagt, dass du krank bist. Wie geht es dir?“

„G...g..u..u..u..t...t .“ zitterte er.

„Das ist nicht wahr! Mir geht’s momentan auch nicht gut. Aber wenn du dich ins Bett legst geht es vielleicht wieder.“

Nikita griff nach seinem Arm. Robert bezwang das Bedürfnis sie einfach weg zu stoßen. Er wurde von Nikita in Richtung Bett gezogen. Irgendwie schaffte er es auch sich hinein zu legen und unter die Decke zu kuscheln. Nikita krabbelte zu ihm und schmiegte sich an ihn. Robert hatte das Gefühl, dass der Druck und das Brennen endlich aufhörten. Als er eine Weile mit ihr gekuschelt hatte, kam sein Vater herein. Schweigend setzte er sich auf den Stuhl am Bett.

„Eess......ttuuut .....miirrr .....lleeiiidd !“ stotterte Robert leise. Michael lächelte leicht.

„Wir machen alle mal Fehler. Schlaf jetzt. Wenn du mithilfst kriegen wir das in den Griff.“

Robert spürte, wie er von ihm zu gedeckt wurde und er wusste das sein Vater  blieb. Er würde da sein, wenn er ihn brauchte.

 

Das lag nun schon fast drei Jahre zurück. Robert verstand den Standpunkt, jetzt wo er noch mal darüber nach gedacht hatte, besser. Er hatte Angst gehabt um ihn. Und er hatte es noch. Robert durfte nur ganz selten an einem Fall arbeiten der ernstlich mit Drogen zu tun hatte. Robert wusste zwar, dass er daraus gelernt hatte und ihm das nicht wieder passieren würde, doch sein Vater war etwas misstrauischer. Immerhin hatte er ihn ja fast verloren.

„Dad hat seine Gründe.“ Erklärte er seinen Brüdern.

„Das ich das meist nicht einsehen wollte, ist mein Problem und nicht euers.“

Charlie lächelte sanft.

„Solltest du es endlich eingesehen haben?“

Das Keuchen von Marco hinderte ihn am antworten. Robert rutschte an Rick vorbei und betrachtete Marco genau. Er hatte sein Medizinstudium nie beendet, doch als er Marco ansah, fielen ihm doch ein paar Sachen ein.

„Ich brauche eure Jacken. Eine als Stütze und die anderen als Decke und Unterlage.“

Keiner murrte auf. Alle taten was Robert sagte.

Der brachte Marco nun erst einmal in eine stabile Seitenlage. Das hinderte ihn daran an seinem eigenen Blut zu ersticken. Außerdem entlastete es den Brustkorb. Sanft deckte er nun Marco zu und legte ihm sein zusammen gerolltes Jackett unter den Kopf. Mehr konnte er nun auch nicht tun. Er hoffte das, was immer sein Vater nun vor hatte, das es schnell passierte den Marco war schwer verletzt. Ein Blick auf den Brustkorb hatte ihm gezeigt das nicht nur die Rippen gebrochen waren, sondern sich die eine Rippe in den rechten Lungenflügel gebohrt hatte. Es würde sich nun Blut in der Lunge ansammeln. Und dann war es nur eine Frage der Zeit, bis man erstickte.

Robert schätzte die Zeit, die es bei Marco noch dauern würde, auf höchstens 24 Stunden. Um das zu verhindern, konnte er nur eins tun. Er musste einen Einstich vornehmen. Genau in die Lunge. Damit das Blut heraus fließen konnte. Robert hoffte, dass er das nicht zu tun brauchte. Doch so wie es aus sah, blieb ihm gar nichts anderes übrig.

Er ließ sich neben Marcos Kopf nieder, um da zu sein, wenn er ihn brauchte. Auch Rick saß neben Marco. Aber eher um mit Marco im Mentalenkontakt zu bleiben. Robert wusste jedoch wie wichtig das war. Wenn Rick Marco so am Leben halten konnte, waren seine Überlebenschancen ziemlich hoch.

Wo immer du bist Daddy: Beeile dich bitte!

Flehte er in Gedanken. Dann schloss er die Augen um etwas Kraft zu schöpfen. Er war unheimlich müde. Doch er musste wach bleiben. Für seinen Bruder.

 

 

 

Los Angeles/Foundation of Law and Government                 7:34/27.06.01

 

Nick schlich fast den Flur entlang. Er wollte zu Michael. Der war vor fast 6 Stunden in einem der Gästezimmer der Foundation verschwunden. Er wusste, dass sich auch Bonnie und Nikita dort aufhielten.

Bonnie hatte Nikita sofort in ihre Arme geschlossen und mit sich genommen als sie endlich mit Michael und Sebastian ankam. Seitdem hatte niemand die Beiden mehr gesehen. Michael war ihnen dann später gefolgt.

Sebastian, Kevin, April und Justin hatten weiter an KITT und KARR gearbeitet. Michael hatte Nick gebeten ihm bescheid zu sagen, wenn KITT fertig war. Tja und nun waren sie fertig, und Nick konnte Michael nicht finden.

Doch scheinbar wurde er nun endlich fündig. Als er die Tür zum Gästezimmer öffnete, bemerkte er als erstes die zugezogenen Vorhänge. Er konnte in dem sanften Dämmerlicht drei Gestalten im Bett ausmachen. Es waren Bonnie, Nikita und Michael.

Bonnie hielt Nikita im Arm und Michael hatte seine Arme um Bonnie geschlungen. Sie alle schliefen. Vorsichtig näherte sich Nick. Er störte die Ruhe nur ungern, aber sie brauchten Michael für einen Testflug.

Vorsichtig packte er Michael an der Schulter und rüttelte ihn. Michael wachte auch sofort auf. Verwundert blinzelte er Nick an.

„Was....was ist?“

Nick legte den Finger auf den Mund und gab ihm durch winken zu verstehen, dass er mitkommen sollte. Michael glitt aus dem Bett und folgte Nick.

Draußen vor der Tür zog er sich seine Schuhe an.

„Seid ihr fertig?“

„Hmm ja.“

Michael sah seinen Freund und Partner genau an. Irgend etwas amüsierte ihn.

„Was ist?“

„Eigentlich nichts. Und ich hätte dich auch schlafen lassen, wenn es nicht so dringend gewesen wäre.“

„Dann spuck es endlich aus!“ fuhr Michael ihn an, der momentan keinerlei Humor besaß, da er noch ziemlich kaputt war. Ihm steckten die Ereignisse der letzten Stunden noch in den Knochen.

Nick merkte wohl, dass er Michael nicht noch weiter reizen sollte, also wurde er wieder ernst.

„KITT will nicht fliegen. Wir wollten einen Testflug vornehmen, doch KITT sperrt sich. Nicht mal KARR kriegt ihn dazu endlich die Türen zu öffnen. KARR ist ganz wild aufs fliegen. Wie ein kleines Kind, sag ich dir. Aber wenn sein kleiner Bruder nicht mit kommt, will er auch nicht fliegen.“

Michael seufzte. Das leidige Thema fliegen. Er wusste einfach nicht warum KITT solche Angst davor hatte. Er konnte schon jetzt KITTs Angst spüren. Sie verwandelte sich in Michaels Kopf in stechende Kopfschmerzen.

Eilig schritt er auf die Werkstatt zu. KITT stand ganz still. Nur sein Scannerlicht huschte scheinbar schneller hin und her. Wie die Augen eines nervösen Raubtieres.

„KITT! Was ist los?“ rief er schon in Gedanken seinen Partner zur Ordnung.

„Michael, ich will nicht in die Luft! Bitte zwingen Sie mich nicht!“

KITT bemerkte sofort, wie Michael das Gesicht verzog. Er war nicht grade sonderlich ausgeruht und hatte schlecht geschlafen. Durch die jahrelange Zusammenarbeit, wusste KITT in was für einer Stimmung Michael nun war.

Michael griff nach dem Türgriff und wollte die Tür öffnen, doch KITT ließ ihn nicht rein.

„KITT, mach die Tür auf!“ knurrte er. Er gab sich keine Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen. Er zog wieder am Griff. Wieder nichts.

„KITT, hör mir genau zu. Ich bin müde und echt entnervt. Ich habe nicht verhindern können, dass meine beiden anderen Söhne auch noch in der Hand dieses Irren landen und meine Tochter liegt entkräftet im Bett. Ich habe einen langen Rückflug von Reno hier her hinter mir und hämmernde Kopfschmerzen. Wenn du das alles zusammen zählst, dann kannst du dir vielleicht ausrechnen das ich weder Lust noch Zeit habe, auf so ein albernes Spiel von dir!“

„Warum müssen wir es jetzt ausprobieren? Können wir das nicht später machen?“ fragte KITT.

„Nein das können wir nicht, denn dann verschieben wir es wieder und wieder bis es zu spät ist. Und dann? Was sollen wir dann machen, wenn wir es brauchen?“

Michael wusste, dass KITT darüber nach dachte. Er brauchte scheinbar ewig um zu antworten.

„Nur etwas später Michael. Ich möchte mich erst mit der neuen Technik vertraut machen.“

„Dazu hattest du nun schon eine Stunde Zeit KITT!“ mischte sich April ein.

„Wir sind nun mit dir schon länger fertig als mit KARR. Also, hinter dieser Ausrede kannst du dich nicht verstecken.“ meinte Justin. Er wirkte müde und hielt sich nur noch, mit Mühe wach.

Michael bemerkte, dass dies zu nichts führte. Er betätigte einen Knopf an seinem Comlink und das Dachfenster von KITT sprang auf. Er kletterte auf seinen Wagen und ließ sich hinein gleiten.

„Michael was haben Sie vor?“

Angst schwang in KITTs Stimme mit.

Michael drückte den Knopf für die manuelle Bedienung und sah sich um. Er fand sofort den neuen Knopf.

FLY MODUS

Er drückte ihn. Sofort war ein Zischen zu hören. KITTs Räder wurden umgeklappt. Dann kam Michael die Lenksäule entgegen und die Sicherheitsgurte schlangen sich um seinen Körper. Außerdem fuhren kleinen Flügel aus den Seiten von KITT, die zum Lenken waren.

„Michael nein!“ rief KITT. Er wollte die manuelle Steuerung wieder übernehmen, doch Michael behinderte ihn, indem er ihn einfach abstellte. Dann trat er aufs Gas und zog an der Lenksäule. Sofort hob KITT ab. Darauf schoss er auf das Tor der Werkstatt zu. Michael sah mit Entsetzen, dass sie nicht auf waren.

Er schloss die Augen und wartete auf den Zusammenstoß. Doch es passierte nichts.

Wie durch ein Wunder, waren sie noch aufgegangen. Doch kaum war das eine Problem aus der Welt, stand schon ein anderes vor ihm.

Wie zum Teufel flog man?

 

 

Sebastian hatte viel zu spät Michaels Absichten gedeutet. Er hatte erst bemerkt was Sache war, als der Antigrav-Motor aufheulte. Er schaffte es jedoch nicht so schnell hinüber zu spurten. Auch Kevin kam nicht mehr rechtzeitig. Nick starrte KITT entgeistert nach, der auf die Werkstatttüren zu schoss.

„KARR schnell öffne die Türen!“ schrie er. Sofort danach sprangen die Türen auf.

KITT verschwand sofort durch das Tor in den blauen Himmel.

„Er weiß gar nicht, wie man steuert!“ rief Sebastian. Er war bleich geworden. Nick verstand sofort was das hieß. Er spurtete zu KARR und ließ sich auf den Schalensitz fallen.

„Los Kumpel. Jetzt liegt es an uns. Weißt du, wie du damit umzugehen hast?“

„Sicher. Ich habe mich schon während dem Einbau mit den Systemen vertraut gemacht.“

„Gut dann los.“

Der FLY MODUS Kopf leuchtete auf und wieder war das Zischen zu hören. Alles war genau so wie bei Michael, bis auf den Unterschied das KARR die Kontrolle aber die Lenksäule hatte. Nick fühlte wie sich die Sicherheitsgurte, um ihn legten. Sie waren so etwas wie KARRs starke Arme, die ihn nun fest hielten. Nick spürte den Adrenalinschub, der durch seine Adern schoss.

„Ganz ruhig. Bei mir passiert dir absolut nichts.“ grollte KARR ganz sanft.

„Du hast gut reden.“ murrte Nick. Doch um auszusteigen, war es nun etwas zu spät. KARR hob ab.

 

 

Michael umklammerte die Lenkradsäule und wurde sich immer mehr der Tatsache bewusst, das fliegen doch nicht so einfach war. Wie sang einmal Reinhard May?

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!

Schön und gut, dass er dieser Ansicht war, doch Michael wurde sich auch bewusst, wie tief der Weg nach unten war, wenn man sich über den Wolken befand. Mit zittrigen Fingern aktivierte er KITT.

„KITT du musst mir helfen. Durch das Programm müsstest du doch wissen, wie man fliegt!“

Keine Antwort. Auch über den Link stieß Michael auf eine Blockade.

„Bitte!“ flehte Michael, der immer noch keine Ruhe in den Wagen gekriegt hatte.

Er flog immer noch Zickzack und stieg mal hoch und dann wieder runter. Als sie grade wieder runter fielen, leuchtete zu Michaels Erleichterung der Knopf Auto-Cruise auf. Die Lenksäule entglitt seinen Händen und Michael lehnte sich laut seufzend zurück.

„Danke Partner!“ flüsterte er leise. Als er keine Antwort erhielt tastete er nach KITT. Die Blockade fing an zu bröckeln. Michael zwängte sich durch einen Spalt hindurch. KITTs Angst schwappte ihm entgegen.

>KITT, ich verspreche dir, das nie wieder zu machen.<

Michael erhielt immer noch keine Antwort. Er empfand es als merkwürdig, dass KITT ihn so lange anschwieg. Er drang tiefer in ihre Verbindung ein. Er fand KITT auch sofort. Er arbeitete. An sich, um seine Angst zu überwinden und an dem Flugprogramm. Wenn KITT mehrere Dinge gleichzeitig tat, erschien er Michael immer so groß. Seine Präsens war dann fiel größer, als sonst.

Michael kam sich sehr winzig vor. Sein Partner maß mehr als doppelt soviel, wie er.

>KITT ?<

Sein längsjähriger Freund sah auf. Mit seinen weichen “Augen“ betrachtete er Michael.

>Michael, machen Sie das nie wieder. Jedenfalls nicht bevor ich alles überprüft habe.<

<Was ist? Ist was passiert?<

KITT nickte.

>Ja! Ich kann die Reifen nicht schwenken und somit auch nicht landen .<

Michael schluckte. Was jetzt? Sein Dickkopf hatte sie wieder mal in eine ziemlich üble Lage gebracht. Er wollte grade nach einer Lösung für dieses Problem suchen, als er einen ungebetenen Gast hinter sich verspürte. Es war KARR.

>Das war ziemlich dumm Knight!> bemerkte er bissig.

Auch KARR erschien ihm größer als sonst. Er war dabei sich in KITTs Systeme einzuklinken.

>Ganz ruhig. Nick und ich, werden euch helfen.< versprach KARR.

Michael fiel wieder mal auf, wie sanft KARR sein konnte, wenn er wollte. Vorsichtig zog er sich zurück. Er wollte die Beiden nicht stören.

Als er zurück in der Wirklichkeit war, bemerkte er das Nick ihn von KARR aus rief. Er betätigte einen Schalter und Nicks Gesicht erschien auf dem einem Bildschirm.

„Ich sollte dir den Hals umdrehen! Du bist nun wahrlich alt genug um auf solche idiotischen Einfälle zu verzichten!“ schimpfte Nick.

Einen Moment lang war Michael versucht, Nick darauf aufmerksam zu machen, in welchem Ton er mit ihm sprach. Doch fast zeitgleich wurde ihm bewusst, dass Nick ja absolut recht hatte.

Er beschloss erst mal gar nichts zu sagen. Doch Nick ließ ihn nicht so einfach davon kommen.

„Jetzt fällt dir nichts mehr ein, oder was?“

Er runzelte die Stirn einen Moment. Dann sah er wieder zu Michael.

„Euer Fahrwerk ist eingeklemmt? Was machen wir jetzt?“

Michael wollte grade hilflos mit den Achseln zucken, als auf einmal Links und rechts von ihm zwei Wagen auftauchten. Es waren, ein giftgrüner Porsche und ein anderer Wagen, der tief Blau war, von der Marke jedoch nicht zu identifizieren war. Sie keilten KITT ein. Dann tauchte noch ein schwarzer Wagen auf, der sehr an einen Trans Am erinnerte, jedoch etwas windschnittiger war. Er schob sich unter Michael und KITT. Auf dem zweiten Monitor erschien das Gesicht eines etwas 19 jährigen jungen Mannes. Er hatte feuerrote Haare.

„Bleiben Sie ruhig. Wir bringen Sie runter.“

Dann verschwand es wieder.

„Michael?“ fragte KITT.

„Wir vertrauen ihnen KITT. Halt dich bereit. Es könnte etwas holprig werden.“

Michael blickte nach links, durch sein Seitenfenster. Er sah sofort in das Gesicht eines Jungen mit strohblondem Haar und einem Grinsen auf dem Gesicht. Er hielt ihm dem Daumen hoch und zwinkerte. Dann senkte er die Lenksäule und es ging abwärts.

 

 

Nikita hatte gespürt das etwas nicht in Ordnung war. Sie war mit einem unguten Gefühl aufgewacht. Michael war nicht mehr da. Sie löste sich von Bonnie, die nun ebenfalls wach wurde. Diese sah wie ihre Tochter die Beine aus dem Bett schwang. Dann zog sie sich die Schuhe über.

„Nikki? Was ist?“

Nikita warf ihr einen hilflosen Blick zu.

„Ich weiß nicht. Irgendetwas ist mit Dad nicht in Ordnung.“

Sie sprang auf und wetzte zur Werkstatt. Als sie dort ankam, stimmte etwas absolut nicht. Die beiden Wagen waren weg. KITT und KARR standen nicht auf ihren ursprünglichen Plätzen.

„Wo sind sie?“

Kevin reagierte vor Sebastian.

„In der Luft. Dein Vater ist einfach mit KITT davon gebraust.“

Schärfe klang in seiner Stimme mit. Nikita seufzte leicht. Ihr Vater war und blieb ein Sturkopf. Ob in der Zukunft oder hier.

Sie wollte sich grade Phönix zu wenden, als sie noch etwas anderes verspürte. Jemand näherte sich ihr von hinten. Und es war nicht Bonnie.

„Wie schön, dass du dich auch mal blicken lässt!“ meinte sie scharf und drehte sich ruckartig um.

Hinter ihr stand ein Mann von ungefähr Mitte bis ende 40zig. Er war groß und hatte braune Locken. Seine sonst so sanften blauen Augen waren stechend.

„Bei dem Chaos, was bis jetzt hier entstanden ist, musste ich ja selber kommen und es wieder richten.“

Prof. Dr. Michael Knight stand vor ihr und blitzte sie an.

„Mach was du willst, halte dich nur von meinem Fall fern.“ fuhr Nikita ihn an.

Knight schüttelte den Kopf.

„Das geht nicht. Ich stecke schon zu tief drin.“

„So du denkst also, dass du einfach her kommen und dich einmischen kannst?“

Nikitas Augen blitzten nun genauso gefährlich, wie die ihres Vaters. Der ging auch sofort darauf ein.

„Oh ja das kann ich. Falls du es vergessen hast. Ich leite die FLAG. Es ist meine Pflicht mich in dieses Chaos einzumischen. Obwohl es dir, glaube ich, nicht schaden würde, wenn ich in deinem Privatleben auch mal etwas Ordnung schaffen würde.“

„Wie ...meinst...du....das?“

Nikita betonte jedes einzige Wort. Knight blickte auf seine Tochter herab.

„So wie ich es sage Fräulein! Warum muss ich über Vierte erfahren, dass du schwanger bist? Und was gibt es da für Gerüchte von dir, Kevin und Sebastian?“

„Das geht dich absolut nichts an!“

Nikita drehte sich um und wollte gehen. Knight hielt sie fest.

„So einfach beendest du unser Gespräch nicht, mein Fräulein.“

Sebastian schritt zu Knight hinüber.

„Moment mal Michael. Du brauchst dich absolut nicht aufregen.“

„Ja klar. Ich soll ganz ruhig bleiben. Da bin ich drei Wochen mal nicht da und die ganze Foundation steht Kopf.“

Sebastian seufzte.

„Nun übertreibst du aber wirklich. Das Thomas ausbricht, damit konnte keiner rechnen. Eine andere Frage wäre aber, wo du gesteckt hast. Verdammt ich habe dich gesucht!“

Knight beruhigte sich langsam. Er ließ Nikita los.

„Ich hatte etwas zu erledigen.“

„Und was?“

„Ich...ich musste jemanden suchen!“

Kevin runzelte die Stirn.

„Wen denn?“

Knight wurde etwas nervös. Er blickte sich um und sah in Bonnies Gesicht, die ihn immer noch ziemlich erstaunt anstarrte. Genauso, musterten ihn Justin und April.

„Ich glaube, dass hier weder der richtige Ort ist, noch die richtige Zeit.“

„Wenn nicht hier, wann dann? Und wo? Meinst du nicht, dass du uns eine Erklärung schuldig bist?“

Kevins Stimme war scharf und hatte nun viel mit KARRs gemeinsam.

Knight wirkte müde. Dann ließ er sich auf einen freien Stuhl, hinter ihm fallen.

„Es ist etwas kompliziert. Es euch zu erklären wäre zu schwierig.“

„Dann erzähle uns die Readers Digest-Version.“ meinte sein Partner.

Knight blickte ihn lange an. Dann seufzte er schwer.

„Also gut. Ich habe Nikitas Mutter gesucht.“

Um Nikitas Mund zog sich ein spöttisches Lächeln.

„Dann solltest du vielleicht auf dem Friedhof suchen. Da befinden sich meist die Verstorbenen.“

„Tote befinden sich auf Friedhöfen. Aber wohin kommen die Lebenden?“ fragte Knight und sah seine Tochter herausfordernd an.

„Wie meinst du das?“

Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit.

„Deine Mutter ist nicht tot. Sie lebt.“

Stille.

„Das ist unmöglich!“ flüsterte Kevin. Er wirkte vollkommen von der Rolle.

„Sie starb an einer hohen atomaren Verstrahlung.“

„Angeblich!“ stellte Knight fest.

„Aber kurz bevor sie starb, fror ich sie ein. Ich hoffte ein Mittel zu finden, um sie zu heilen. Ich suchte 5 Jahre lang. Dann wurde ich benachrichtig, dass mit ihrem Körper etwas passierte. Und du weißt KITT, dass ist unmöglich, wenn sich der Körper im Kälteschlaf befindet. Doch als ich das überprüfte, stellte ich fest, dass es stimmte. Alle beschädigten Zellen fingen an sich zu regenerieren. Sie heilte sich selbst. Um dieses Phänomen am Leben zu halten, musste ich sie im Kälteschlaf lassen. Es dauerte. Aber sie stellte sich selbst wieder vollkommen her. Vor 2 Monaten habe ich sie aus dem Kälteschlaf geholt. Alles ist wieder in Ordnung. Das einzig Schlimme für sie ist, dass sie 17 Jahre verpasst hat. Also gewöhnte ich sie erst einmal wieder an unsere Zeit. Und an euch.“

Knight machte eine Pause.

„Und nun ist sie weg. Ich wollte sie vor Thomas verstecken, damit er mir sie nicht noch mal nimmt. Als sie jedoch hörte, dass er wieder aktiv ist, wollte sie helfen. Ich versuchte es ihr auszureden und es schien auch zu klappen, doch gestern musste ich feststellen, dass sie aus dem Ferienhaus, wo ich sie versteckt hatte, verschwunden war. Ich suche sie nun schon seit 24 Stunden. Aber ich kann sie verdammt noch mal nicht finden.“

Knight warf seiner Tochter einen Blick zu.

„Ich weiß jetzt, dass du deinen Dickkopf nicht nur von mir hast.“

Er sagte es mit einem Lächeln. Nikita starrte ihn an.

„Sie lebt? Warum.....?“

Sanft zog er sie an sich.

„Weil ich Angst hatte, dass Thomas es erfährt und ihr etwas tut. Sie zweimal zu verlieren, könnte ich nicht ertragen.“

Nikita schwieg und schmiegte sich an seine Brust. Sebastian legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Du bist erst zufrieden, wenn du die Regeln des Lebens wieder mal geändert hast nicht wahr?“

„Regeln sind dazu da, um sie zu ändern und manchmal muss man sie halt brechen.“

Der Schalk blitzte in Knight Augen auf. Er drehte den Kopf als er das Geräusch eines Antigrav-Motors hörte.

Nein, berichtigte er sich. Es waren mehrere. Fünf Stück um genau zu sein.

April und den anderen bot sich nun ein absolut zirkusreifes Bild.

KITT stand auf den Dach eines anderen schwarzen Trans Ams und wurde von einem giftgrünen Porsche und einem anderen tief blauen Sportwagen eingekeilt. Der Trans Am setzte auf dem Boden auf und der Porsche, sowie der andere Wagen wurden nicht mehr gebraucht. Sie schwebten davon und setzten in der nähe von Phönix auf. Hinter ihnen schwebte noch KARR in die Halle und setzte gleich neben seinem kleinen Bruder auf.

Erleichtert stellte Bonnie fest, dass KITTs Fahrertür aufsprang und Michael aus dem Inneren kletterte. Sie rannte auf ihn zu und fiel ihm in die Arme.

Aus dem blauen Wagen stieg der blonde Junge aus und aus dem Grünen stieg ein Schwarzer, der begleitet war von einem etwas schmächtigeren jungen Mann, der schwarze Haare hatte und eine Brille trug. Sie schlenderten hinüber zu Knight.

Michael stand immer noch da und hielt Bonnie im Arm. Er löste sich von ihr, als er fast eine Tür ins Kreuz bekam. Der Fahrer des schwarzen Trans Ams stieg betont lässig aus. Seine roten Haare leuchteten.

„Das ist ja grade noch mal gut gegangen.“ meinte er zu Michael.

„Ja danke für eure Hilfe.“

„Keine Ursache.“ grinste der Rotschopf.

„Wie geht’s dir Partner?“ erkundigte sich Michael bei KITT.

„Den Umständen entsprechend. Sie müssen mir versprechen, dass wir das nie wieder machen.“

„Das wir nie wieder fliegen kann ich dir nicht versprechen, aber ich werde nie wieder so überstürzt diesen FLY-MODUS ausprobieren.“

„Aber wirklich Michael. Wissen Sie, was passiert wäre, wenn wir ohne meine Reifen hätten landen müssen? Ich habe berechnet, dass die Chancen, das zu überleben 98,4358972% gegen eins gestanden hätten.“

Michael lächelte, als er in KITTs Stimme so etwas wie den belehrenden Tonfall eines Lehrers hören konnte. Doch er spürte über den Link, dass KITT ihm nicht böse war. Er war viel zu erleichtert, wieder auf dem Boden zu sein.

„Entschuldigung!“

Hörte er nun eine zarte Stimme. Sie kam aus dem Wagen an dem der Rotschopf lehnte.

„Ich will nicht stören, aber Ihr Wagen ist sehr schwer und ich beschwere mich ja gar nicht, aber er stört mich doch etwas. Könnten Sie ihn, wenn es keine Mühe macht entfernen?“ 

Der Rotschopf grinste.

„Du willst dich also nicht beschweren? Was tust du, denn grade?“

„Entschuldigung. Ich werde mich nie wieder beklagen. Stellt mich doch einfach in die Ecke und vergesst mich. Ich bin ja nur ein Auto.“ jammerte der Wagen.

Michael glaubte sich verhört zu haben. Ein sensibles Auto?

Der Rotschopf seufzte. Dann stieß er sich von der Karosserie ab und drehte sich zu Knight um.

„Also Dad, wenn du nicht bald etwas an der Programmierung änderst, werde ich ernstlich sauer. Ich wollte ein Auto, keine Maus.“

Michael bemerkte nun erst sein Ebenbild, das nicht mal 15m von ihm entfernt stand. Es löste sich von Nikita und kam hinüber.

„Ich habe ihn nicht programmiert. Das warst du als wir euch kurz geschlossen haben. Dein Unterbewusstsein hat den Wagen zu dem gemacht, was er nun ist.“

Knight wandt sich KITT zu und begann die Räder zu überprüfen. Er lange unter das Rechte Vorderrad und drückte etwas. Zischend klappten sich die Räder runter.

„Na also.“

Dann griff er in seine Tasche und holte, ein nicht mal handgroßes Gerät heraus. Zielte genau auf KITT. Michael empfing sofort eine Angstwelle von KITT. Doch dessen Angst war vollkommen unbegründet. Das Gerät hüllte ihn in ein Kraftfeld und hob ihn an. Der andere Trans Am glitt unter ihm hervor. Sanft setzte das Gerät KITT ab.

„So nun zufrieden Donald?“ fragte Knight.

„Danke schön.“

Knight ließ das Gerät wieder in seiner Tasche verschwinden. Dann wandte er sich den vier Jungen Männern zu.

„Habt ihr sie gefunden?“

„Sehen wir so aus?“ fragte der Schwarze.

„Sie muss sich irgendwo hier in dieser Zeit aufhalten. Aber wir können sie nicht finden, weil ihre Biosignale, mit den Biosignalen ihres, vergangen Ichs, übereinstimmen.“

„Sie hat uns, also an der Nase herum geführt.“ murrte Knight. Der Rotschopf nickte.

„Ja da haben wir uns wohl selber in den Arsch gekniffen.“

„Deine Witze Tucker, bringen uns kein Stück weiter.“ erklärte der Blondschopf.

„Dann mach einen bessern Vorschlag “ giftete Tucker zurück.

„Phil, Tucker hört auf! Es bringt uns wenig, wenn ihr jetzt streitet.“

Knight blickte beide warnend an. Nikita ließ sich auf KITTs Motorhaube nieder. Sie spürte wie KITT sie abtastete. Es war ein komisches Gefühl. Sehr vertraut. Bei Phönix war es anders. Sie merkte schon gar nicht mehr, wenn er sie abtastete. Außer, er erhöhte die Stärke der Abtastung. Nur dann, vernahm sie es. Ansonsten war das ständige Kribbeln, was auf ihrer Haut herrschte, wenn sie in Phönix saß, normal.

Sie saß nun fast zwischen den verschieden Partein. Auf der einen Seite Michael, Bonnie, April und Justin, sowie KARR und Nick. Auf der anderen Seite ihr Vater mit ihren Halbbrüdern, Sebastian und Kevin.

Da keiner sich dem anderen nähern wollte, lag eine ziemliche Spannung in der Luft. Nikita seufzte leicht.

„Also Leute, dass dies eine komische Situation ist , kann ich verstehen. Aber vielleicht sollten wir ......“

„Nikki!“ die Stimme ihres Vaters klang etwas scharf.

„Vergiss es bitte. Ich kann nicht hier bleiben.“

„Wieso nicht?“

Knight musterte Michael.

„Weil sich Zukunft und Vergangenheit sich eigentlich nicht begegnen dürfen. Ich muss gehen. Ich lasse euch Tucker, Phil, Scott und Jessy hier. Wenn etwas ist, erreichst du mich über Wolf.“

Knight wollte sich umdrehen und davon eilen, doch Nikita hielt ihn auf .

„Du willst uns einfach so hier stehen lassen? Verdammt Dad, du weißt wie all das hier ausgeht. Du könntest uns helfen!“

Ein schiefes Lächeln lag auf Knights Lippen.

„Ich weiß nicht mehr als ihr. Ich muss jetzt gehen. Ihr kommt auch ganz gut ohne mich zurecht.“

Dann drehte er sich um und spurtete davon. Er drehte sich beim Laufen noch mal um und rief:

„Denk an das Zeitparadoxum!“

Es gab einen Lichtblitz und er war verschwunden.

Nikita schlug wütend ihre Faust auf KITTs Motorhaube.

„Aua!“

Nikita reagierte noch nicht einmal. Tucker legte ihr die Hand auf die Schulter. Nikita schüttelte sie ab.

„Lass mich!“ fauchte sie.

Tucker hob abwehrend die Hände.

„Ist ja gut. Manchmal bist du stachliger als ein Kaktus.“

„Was machen wir jetzt?“ fragte Nick.

Seine Augen blieben an Nikita hängen. Als sie keine Reaktion auf diese Frage zeigte, wandte er sich an Michael.

„Also es sieht so aus, als müssten wir uns wieder etwas überlegen.“

Michael nickte bedächtig. Dann ließ er sich fast neben Nikita auf KITTs Haube nieder.

„Bevor wir klären was wir nun machen, würde ich gerne wissen, was ein Zeitparadoxum ist.“

Der Junge mit den kohlrabenschwarzen Haaren meldete sich zu Wort.

„Das kann ich Ihnen erklären. Ein Zeitparadoxum ist eine Verschiebung der Zeit. Genauer gesagt eine Verschiebung der Erinnerungen. Wenn wir durch die Zeitreisen und dabei in unsere eigene Vergangenheit reisen, vergessen  wir meist den Zusammenhang erscheidender Ereignisse. Man weiß zwar, wenn die Vergangenheit geändert wurde, dass etwas falsch ist, aber wir sind nicht in der Lage uns an das Vergangene zu erinnern. Das passiert aber nur, wenn es sich um die eigene Vergangenheit handelt.“

„Das heißt Michaels Zukunft kann sich gar nicht an dieses Ereignis erinnern?“ ergänzte April. Der Junge nickte eifrig.

„Ja genau! Er kann sich nur bruchstückhaft, oder gar nicht, an die Ereignisse erinnern.

Nick hatte den Jungen die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Er war sehr schmächtig und rückte immer wieder seine Brille zurecht. Doch er kam ihm so verdammt bekannt vor. KARRs dunkles Kichern in seinem Kopf riss ihn aus den Gedanken.

>Was ist so komisch?< fuhr er KARR an.

>Er kommt dir wahrscheinlich so bekannt vor, weil er dein Sohn ist!< grollte sein Partner. Nick schreckte innerlich zusammen. Sein Sohn?

>Bist du dir sicher?<

>Laut den Daten, die ich habe, und nach einem Vergleich eurer Bewegungen und Gesichtszüge, bin ich mir zu 98,429% sicher.<

Das war viel. KARR brauchte ihm erst gar nicht sagen, dass er um eine 100%ige Bestätigung zu bekommen, eine Gewebeprobe brauchte.

Nick betrachtete den Jungen gedankenverloren. Er hatte nie darüber nachgedacht mal Kinder zu haben. Doch so wie es aus sah, würde er auch Vater werden. Bei Michael war das ja noch vorstellbar, doch bei ihm?

Der Junge hatte gemerkt das Nick ihn anstarrte. Er lächelte leicht.

„Na erstaunt? Damit hättest du nicht gerechnet oder?“

Er sprach bewusst nur Nick an. Der versteifte sich leicht. Warum fühlte er sich so ertappt?

„Ich bin Scott McKenzie. Freut mich dich kennen zu lernen.“

Scott reichte Nick die Hand. Der nickte leicht, ergriff jedoch nicht Scotts Hand.

„Freut mich auch.“

Scott ließ seine Hand wieder sinken.

„Egal wo. Er ist überall gleich.“

Bonnie blickte Scott fragend an.

„Dad! Er ist nicht grade stolz auf mich. Ich bin nicht grade kräftig. Kampfsport halte ich für Mord. Aber er erwartet, dass ich ihm nach eifere. Er will nicht verstehen, dass es nicht mein Ding ist.“

Er blickte Nick noch mal an. Und dann sah Michael das einzige Merkmal, das mit Nick übereinstimmte. Seine Augen. Sie nahmen den gleichen kalten Ausdruck an, wie Nicks Augen in öfters zeigten.

Scott hatte sich zurück gezogen. Die vier jungen Männer standen nun dort und warteten. Wahrscheinlich darauf, dass Nikita etwas sagte. Michael strich ihr vorsichtig über die Schulter.

„Alles o.k.?“

Nikita sah auf. Dann nickte sie leicht.

„Ja es ist alles in Ordnung. Ich dachte nur grade ......“

„Was?“

„Wenn du Garthe damals getötet hättest, dann wäre das alles nie passiert.“

Michael blickte in ihre tiefen blauen Augen. Auch wenn ihm der Gedanke gar nicht gefiel.

Sie hatte recht. Wenn Garthe damals gestorben wäre, dann wäre ihnen allen viel erspart geblieben.

Da fiel ihm etwas ein. Er sprang auf.

„KITT kannst du mir sagen, ob Garthe noch lebt?“

„Sicher. Einen Moment.“

Über KITTs Monitore lief eine Vielzahl von Daten. Es dauerte fasst 5 min bis KITT die gewünschte Information hatte.

„Ja er lebt. Er sitzt in St. Quentin. Michael das ist Wahnsinn. Was wollen Sie damit bezwecken?“

„Das wirst du sehen, Kumpel. Nikita hat Thomas seinen Vater je kennengelernt?“

Nikita schüttelte den Kopf.

„So viel ich weiß nicht.“

Über Michaels Gesicht lief ein Grinsen.

„Schön, sehr schön.“

„Was hast du vor?“ fragte Nick.

„Ich werde Garthe einen kleinen Besuch abstatten. Mal sehen, ob er mir nicht etwas zu sagen hat.“

Michael wollte zu KITTs Fahrertür eilen, doch seine Frau hielt ihn auf.

„Hältst du das für eine gute Idee? Du weißt, wie gefährlich Garthe ist!“

Nick trat hinter Bonnie. Sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter.

„Darum fahr ich ja mit.“

Er schritt hinüber zu KARR und ließ sich auf den Fahrersitz gleiten.

„Siehst du? Mir wird nichts passieren.“

Bonnie erhielt einen Kuss und ihr Mann verschwand in KITT.

„Warte!“ rief Nikita.

Sie schwang sich auf den Beifahrersitz. Michael wartete bis sie die Tür geschlossen hatte und startete KITT.

Mit langen Gesichtern, sahen Scott, Phil, Jessy und Tucker ihnen nach. Tucker begann wild mit den Armen zu rudern.

„Und was ist mit uns? Hey kommt zurück, und sagt uns, was wir machen können!“

Sebastian klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Keine Sorge. Euch wird es nicht langweilig werden.“

Die Vier wussten, dass dieser Ton in Sebastians Stimme nichts gutes verhieß.

 

 

„Was genau wollen Sie damit bezwecken? Glauben Sie, dass Garthe Ihnen sagt, was sein Sohn vorhat?“

Michael zuckte leicht mit den Achseln.

„Ich weiß es nicht KITT. Aber ich könnte mir vorstellen, dass er es nicht lassen kann, vom Leder zu ziehen.“

„Der farbenfrohe Ausdruck Ihrer Sprache, ist immer ein wahres Vergnügen!“ kicherte KITT.

„Wie meinst du, denn das jetzt?“

„Es fasziniert mich wie Sie immer neue Ausdrücke erfinden. Da ich nun schon so lange mit Ihnen zusammen bin weiß ich Sie zu deuten. Sie hoffen das Garthe sich mit seinem scheinbaren Triumph rühmt.“

Michael lächelte leicht.

„Genau KITT.“

„Woher wollen Sie wissen, dass Thomas überhaupt schon bei seinem Vater war?“

„Das weiß ich nicht, aber du wirst es jetzt für mich heraus finden. Na los nutz mal das Internet und was du sonst noch hast, um Kontakt zu knöpfen.“

„Das ist ja wieder mal typisch. Sie ruhen sich aus und ich darf die Arbeit machen!“ murrte KITT.

Michael setzte ein spitzbübisches Grinsen auf. Er wusste, dass KITT nicht wirklich etwas zu meckern hatte. Er warf einen Blick zu seiner Tochter und stellte fest, dass ihr Blick nach innen gekehrt war. Sie unterhielt sich scheinbar mit Phönix.

Ein paar Minuten später war ihr Blick wieder normal.

„Na was sagt er?“

Nikita starrte ihn verwundert an.

„Woher....? Ach ja deine Verbindung zu KITT. Phönix ist sauer, dass ich ihn nicht mit genommen habe. Aber es wäre doch absolut hirnig, wenn er hinterher fahren würde. Er meint er müsse auf mich aufpassen und das er das letzte mal versagt hätte. Deswegen müsse er nun ständig bei mir sein.“

„Verstehen kann ich es. Immerhin ist es seine Aufgabe dich zu beschützen. Genau wie ich, für dich verantwortlich bin.“

„Das bist du nicht!“ fuhr sie ihn an.

„Oh doch! Ob du nun erst in ein paar hundert Jahren meine Tochter sein wirst, macht da keinen Unterschied. Ich bin dein Vater. Jetzt und später.“

Stille. Nikita muckelte und Michael plagten schreckliche Kopfschmerzen. Er verspürte Müdigkeit und wurde sich nun bewusst, wie wenig er die letzten Stunden geschlafen hatte.

„Wie immer, wenn es um Garthe geht!“

Dachte er grimmig. Er blickte noch einmal zu Nikita. Sie sah auch so aus, als würde sie noch ein paar Stunden Schlaf vertragen können. Michael blickte zu der Vox-Box. Dann fällte er einen Entschluss.

„KITT könntest du bitte übernehmen ?Ich bin müde.

„Sicher!“

Das Licht für den NORMAL-CRUISE erlosch und wurde durch das AUTO-CRUISE Schild ersetzt.

Michael stellte die Rückenlehne zurück. Nikita sah ihm verwundert zu.

„Du willst doch nicht ernsthaft jetzt schlafen?!“

„Doch! Ich bin echt müde, und du siehst auch so aus, als könntest du ein bisschen Schlaf vertragen.“

„Könnte ich nicht! Mir geht es wunderbar!“ knurrte sie.

Michael lehnte sich zurück.

„Na meinetwegen! Dann bleib doch wach!“ gab er eisig zurück.

Dann schloss er die Augen.

Nikita starrte ihn feindselig an.

„Wenn Blicke töten könnten, wäre Ihr Vater jetzt nicht mehr vorhanden.“ stellte KITT fest. Nikita beachtete die Vox-Box nicht.

„Sie können mich ignorieren, aber das wird Sie auch nicht weiter bringen.“

„Was willst du damit sagen?“

„Ich bin nun schon sehr lange mit Menschen zusammen und verstehe nun ihre Körpersprache recht gut. Und ihre sagt mir, dass Sie ein Problem haben.“

„So, dass sagt Sie also!“

„Ja und sie sagt auch aus, dass Sie bedrückt sind. Was macht Ihnen Gedanken?“

„Nichts! Mir geht es ausgezeichnet!“

„Lügen bringt uns auch nicht weiter. Also fangen wir mit dem Geschehnis der letzten Minuten an. Stört es Sie, dass Michael seine ihm zustehende Vaterrolle vertritt?“

„Hör zu! Ich habe echt die Schnauze voll, mir von allen Vorschriften machen zu lassen. Außerdem stört es mich, dass sich alle solche Sorgen über mich machen. Ob du es glaubst oder nicht, ich komm ganz gut alleine mit mir selber zurecht.“

„Bevormundung also! Darüber habe ich nicht viel in meinem Psychologieprogramm. Aber vielleicht kann ich Ihnen dennoch einen Rat geben. Seinen Sie offener. Grade, wenn Sie sich verschließen, machen sich alle nur noch mehr Sorgen. Wenn Sie sich ab und zu mal in den Arm nehmen lassen, dann lässt man Sie vielleicht, mit weniger Bedenken ziehen.“

„Wo hast den das her?“

„Aus einer Jugendzeitschrift. Das Titelthema lautete: Hilfe meine Eltern klammern.“

Nikita legte sich die Hand auf den Mund, um nicht laut auf zu lachen. Dieses Auto war wirklich lustig.

„Wollen Sie sich nicht jetzt auch ein bisschen ausruhen?“

Sie seufzte leicht. Womit sie wieder beim Anfangsthema waren.

„Können wir zwei nicht was spielen? Ich könnte jetzt sowieso nicht schlafen.“

„Nun wenn Sie meinen. Wie wäre es mit einer Partie Poker? Michael hat es mir erst beigebracht.“

Nikita grinste listig.

„Willst du das wirklich KITT? Mein Vater gilt in seinen Kreisen, als einer der besten Pokerspieler. Und mir hat er eine Menge beigebracht.“

„Womit wir so den gleichen Lehrer hatten. 2 Dollar Einsatz?“

„Wenn du unbedingt das Geld der Foundation verspielen willst?!“

Nikita sah, wie auf dem Monitor ein elektronisches Kartenspiel gemischt wurde.

 

 

Zwei Stunden später wachte Michael wieder auf. Er wurde durch den lauten Jubelschrei von Nikita wach.

„Vier Asse!Gewonnen, gewonnen!“

Michael rieb sich die Augen. Auf den beiden Monitoren waren Spielkarten zu sehen.

Eine kleine Strasse und Vier Asse.

„So wie es aussieht, habe ich haushoch verloren.“ stellte KITT geknickt fest.

Michael begriff nun langsam, was hier abging. Nikita und KITT hatten gepokert.

Und KITT hatte verloren. Um was hatten sie gespielt?

„KITT, was hast du denn verloren?“

„Etwas Geld.“ meinte sein Partner leise.

„Wie viel ist etwas?“

Schweigen.

Selbst Nikita tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. Da Michael jedoch dachte, dass sie immer noch beleidigt war, beachtete er sie nicht.

„KITT!“

„250$.“

Michael glaubte einen Moment sich verhört zu haben. Ja, war denn dieses Auto von allen guten Geistern verlassen?

„KITT 250$! Wovon willst du das, denn bezahlen? Glaub ja nicht, dass du das vom Foundation Konto nehmen kannst.“ rief Michael.

Dann sah er zu Nikita.

„Woher kannst du so gut Poker spielen?“

„Ich hatte den besten Lehrer, denn es gibt. Nämlich dich.“

Michael stutzte.

„Mich? Unmöglich. KITT ist schon so gut wie ich. Dann müsstest du ja mit ihm ebenbürtig sein.“

„Tja, du hast noch 150 Jahre Zeit, um etwas dazuzulernen.“

Sie grinste und lehnte sich im Sitz zurück. Michael übernahm die Steuerung wieder.

„KITT wie weit ist es noch bis zum Gefängnis?“

„Nicht weit. Wir sind in 15 min da.“

Es war wirklich nicht mehr weit. Sie passierten schon bald darauf die erste Sicherheitsschleuse. Dort sahen sie auch zum ersten mal Nick und KARR wieder.

„Na alles klar?“

„Sicher, bis auf die Tatsache, dass mein Wagen verrückt geworden ist. Er hat 250 $ beim Pokern verloren.“

Nick setzte ein schulmeisterliches Gesicht auf, um Michael zu belehren:

„Tja, das liegt daran, dass du deinen Wagen schlecht erzogen hast. Meiner würde so etwas nie tun.“

Nick ließ sich auf KARRs Motorhaube nieder.

„Nikita würden Sie mir nachher auch mal die Ehre erweisen und mit mir spielen?“ fragte KARR.

Nick sprang auf.

„Untersteh dich! Du wirst weder mein Geld noch das der FLAG verspielen!“

„Wie war das, mit der Erziehung?“ kicherte Michael schadenfroh.

Über Nicks, sonst so ernstes Gesicht, glitt ein Schmunzeln.

Natürlich hatte KARR es nicht ernst gemeint. Er hatte ihn nur ärgern wollen.

Nick ging auch gar nicht weiter darauf ein, sondern folgte Michael und Nikita hinüber zur zweiten Schleuse. Sie kamen ohne Probleme hindurch und wurden in den Besucherraum geführt. Dort warteten sie. Michael war etwas nervös, da seit dem letzten Zusammentreffen mit Garthe, gut und gern über 20 Jahre vergangen waren.

Endlich, nach scheinbar endlosen Warten öffnete sich die Tür wieder und Garthe kam mit zwei Wachen herein.

Sie ließen die Drei jedoch dann mit Garthe allein. Michael war auf alles gefasst gewesen. Doch das erschreckte ihn schon.

Garthe sah nicht aus wie fast 55zig, sondern fast wie 70-75. Er hatte weißes Haar und einen leichten weißen Bartwuchs. Sein Gesicht war voll Furchen und sein Körper glich dem eines alten Mannes. Nur seine Augen waren immer noch die Alten.

Sie wirkten wie die eines Wahnsinnigen. Michael wurde schlagartig bewusst, was 20 Jahre Knast aus einem machen konnten.

„Hallo Michael. Du bist alt geworden!“

Garthe gab sich betont lässig.

„Du auch Garthe.“

Michael ließ sich auf dem Stuhl seines Widersachers gegenüber nieder.

„Obwohl du wesentlich schlimmer aussiehst.“

„Tja, mir sind halt die Freuden des Lebens nicht gegönnt hier drin. Du hast alles was du brauchst.  Eine Frau, ein Haus und KITT. Ach ja und die FLAG.“

Garthe warf einen Blick an ihm vorbei.

„Sogar Nachwuchs hast du. Hübsch! Pass gut auf sie auf. Es gibt ja so viele böse Menschen da draußen!“

Garths Stimme klang verschlagen.

„Ja und dazu gehört dein Sohn.“

„Mein Sohn? Michael wirst du senil? Du hast mich vor über 20 Jahren in dieses Loch hier gebracht. Ich konnte nie einen Sohn zeugen.“

„Garthe, spiel nicht mit mir! Ich weiß es und du weißt es! Ich will Thomas!“

„Tja schön, dass du das willst. Aber unglücklicherweise bekommen wir nicht immer, was wir wollen.“

Michael spürte wie ihm langsam der Geduldsfaden riss. Garthes Ruhe konnte einem in den Wahnsinn treiben. Doch scheinbar war er da nicht der einzige. Nikita packte Garthe am Kragen und hob ihre Faust bedrohlich nahe an sein Gesicht.

„Entweder du sagst mir jetzt, wo deine Missgeburt von Sohn ist, oder ich schlage dir alle deine Zähne aus. Dann kriegst du nur noch Suppe zu essen!“ zischte sie.

Michael packte sie.

„Lass ihn los Nikki!“

Die Schärfe in Michaels Stimme war nicht zu überhören. Wiederwillig ließ Nikita Garthe los. Der sank leicht in sich zusammen und ordnete dann sein Hemd.

„Ganz der Papa die Kleine. Sie hat dein Temperament. Aber leider habt ihr Beide euch da in etwas verrannt. Ich habe keinen Sohn.“

Ein kaltes Lächeln glitt über Garths Gesicht.

„Jedenfalls nicht offiziell.“

„Ich glaube, du hättest Nikita zuschlagen lassen sollen, Michael. Der ist echt das letzte.

knurrte Nick. Garthe schien Nick, nun erst zu bemerken.“

„Und wer sind Sie?“

Nick beugte sich leicht vor.

„Wenn Sie uns nicht gleich sagen, was wir hören wollen, dann werde ich zu ihrem schlimmsten Alptraum.“

Um, seinen Worten Nachdruck zu verleihen, knackte er bedrohlich mit den Fingerknochen.

„Egal was Sie nun tun. Sie werden es bereuen. In weniger als  9 Tagen ist das hier sowieso vorbei. Dann seid ihr alle Tod.“

Garths war bis auf sein Alter wieder ganz, der Garthe den Michael von damals noch in Erinnerung hatte.

Er stand auf und griff nach Nikitas Hand.

„Kommt, der hat uns nichts mehr zu sagen.“

„Warte!“

Sein böser “Zwilling“ hielt ihn auf. Über Michaels Gesicht huschte ein Lächeln.

Dann drehte er sich mit versteinerter Mine um.

„Ich höre?“

„Ich schlage dir einen Deal vor. Bring mich hier raus und ich halte ihn auf.“

„Ach und dann? Geht unsere Jagd dann von vorne los oder was? Nein Garthe darauf hab ich keine Lust.“

Garthe hob seine Hand.

„Meine Rache wird fürchterlich sein.“ knurrte er.

„Und um dir einen Vorgeschmack zu geben, von den was dich erwarten......“

Garthe entblößte einen winzigen Gegenstand.

„Gebe ich dir das!“

Selbst wenn Michael nah genug gestanden hätte, wäre nicht zu verhindern gewesen, dass er den Knopf drückte. Doch es passierte nichts. Jedenfalls glaubte Michael das.

Er hörte einen erstickten Schrei hinter seinem Rücken. Michael wirbelte rum und blickte in Nikitas schmerzverzerrtes Gesicht. Sie hielt sich die rechte Seite ihres Bauches. Blut färbte ihre weiße Jeans Rot. Etwas Blut rann ihre Lippen herunter.

„Nein! Nikki!“

Michaels Stimme klang panisch. Seine Tochter brach auf die Knie.

Michael packte sie, doch sie war schon bewusstlos geworden.

Nick kam zu den Beiden gestürzt und riss Nikitas Sweater zur Seite und entdeckte eine große offene Wunde in der Bauchdecke.

„Sie muss in ein Krankenhaus sonst verblutet sie hier!“ rief er.

Dann brüllte er nach der Wache.

Michael presste seine Jacke auf Nikitas Bauch um die Blutung zu unterdrücken.

Er bangte um das Leben seiner Tochter. Er hatte Angst um sie.

Er war so beschäftigt mit ihr, dass er das Garthe Lachen nur unbewusst wahrnahm.

Sein Lachen klang kratzig und wie das eines Wahnsinnigen. Nicht mal die Wachen brachten ihn zu Schweigen, als sie ihn dann grob wegzogen und in seine Zelle zurück brachten.